Das Landwirtschaftsjahr ist noch nicht zu Ende, aber eine erste Bilanz lässt sich bereits ziehen: Es braucht eine weitere Verbesserung der wirtschaftlichen Lage der Bauernfamilien. Dieses Jahr veröffentlichte der Bundesrat einen Bericht zu den Einkommen in der Landwirtschaft: Mit einem durchschnittlichen Stundenlohn von 17 Franken sind diese klar unzureichend. Der Forderung nach besseren Preisen und Rahmenbedingen auf dem Markt muss weiter Nachdruck verliehen werden. Denn vier von fünf Franken verdienen die Bauernfamilien durch den Verkauf ihrer Produkte.
Forderungen bleiben aktuell
Aktuell ist die Herausforderung aufgrund des hohen Kostenumfelds besonders gross. Zwar sind die Preise für Düngemittel und Treibstoffe gesunken, doch das Gesamtkostenniveau liegt immer noch fast 14 % über dem von Dezember 2020. Neue Umweltauflagen, aber auch die Unwägbarkeiten des Wetters erhöhen die Kosten und Risiken des Anbaus. Die Anfang Jahr formulierten – und in Form einer Petition an die Grossverteiler und den Bund gerichteten – Forderungen bleiben also weiterhin aktuell.
Trotz des Preisdrucks am Ende des letzten Jahres gelang es dank des Engagements auf allen Stufen, bei den Richtpreisen Verbesserungen zu erzielen. Auch wenn es nicht in jedem Fall so viel ist wie gewünscht, stimmt die Richtung. Der Aufwärtstrend setzt sich seit 2019 fort. Entscheidend sind letztlich Preise mal Mengen: Schweinefleisch, Kartoffeln, Grossvieh, Geflügel oder auch Eier legen im Vergleich zu 2023 im Hinblick auf den Produktionswert zu. Abgesehen vom je nach Produkt unterschiedlichen Zollschutz ist das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage von entscheidender Bedeutung für ein gutes Preisniveau.
Beispiel Schweinefleisch
Der Schweinefleischmarkt ist ein Beispiel dafür, denn er bringt aktuell 180 Millionen Franken mehr ein als 2023. Bei Getreide wird sich die um etwa ein Drittel geringere Ernte in den landwirtschaftlichen Buchhaltungen bemerkbar machen. Dies wird je nach Region auch im Weinbau der Fall sein. Bei der Milch ist die Lage ebenfalls getrübt. Die Senkung um zwei Rappen zu Beginn des Jahres wurde im Juli korrigiert, aber die Lage auf dem Milchmarkt ist schlechter als 2023, was sich auch hier auf die Gesamtbilanz auswirken wird. Exportschwierigkeiten, mehr Veredelungsverkehr und die notwendige Marktregulierung erschweren den Absatz einer gleichbleibenden Menge.
Nur eine rentable Produktion ist nachhaltig
Für die Zukunft gilt es, wachsam zu bleiben. Die Ankündigung einiger Detailhändler, die Fleischpreise zu senken, könnte Druck auf die Produzentenpreise ausüben. Das gilt es sowohl in dieser als auch in anderen Branchen unbedingt zu vermeiden. Der Bauernverband wird zusammen mit seinen Mitgliedsorganisationen weiterhin alles für eine Verbesserung der wirtschaftlichen Situation der Bauernfamilien tun. In den letzten drei Jahren lag der Schwerpunkt auf dem Ausgleich der gestiegenen Kosten. In Zukunft werden sich die Verhandlungen noch stärker auf die Berechnung der Vollkosten stützen.
Dies, um weitere Verbesserungen zu erreichen und die Marktpartner davon zu überzeugen, dass nur eine rentable Produktion auch eine nachhaltige Produktion ist. Abgesehen von den Verhandlungen sind die Rahmenbedingungen auf den Märkten und die Markttransparenz von entscheidender Bedeutung. Hier steht viel auf dem Spiel, weil der Bundesrat bei verschiedenen stärkenden Instrumenten den Sparhammer ansetzen will. An Herausforderungen mangelt es nicht, und sie bleiben komplex. Wir setzen unsere Anstrengungen für eine nachhaltige Verbesserung der Situation unserer Bauernfamilien mit aller Kraft fort.