«Leider nein», lautet das Fazit von Stefan Flückiger, Präsident des Vereins Faire Märkte Schweiz (FMS). Die zweite Berechnung des Preismonitorings durch die Fachhochschule Nordwestschweiz habe keine Verbesserung der Lage zutage gefördert, heisst es in einer Mitteilung von FMS. Nach wie vor würden Labelprodukte preislich benachteiligt, die Preisschere zwischen Bio und Konventionell habe sich im letzten halben Jahr nicht geschlossen. Tatsächlich sei sie bei einigen Produkten sogar weiter aufgegangen.
Deutlich tiefere Margen
Im Gegensatz zur ersten Ausgabe des Preismonitorings flossen nun auch Zahlen von Aldi und Lidl mit ein. Die beiden Discounter sind dafür bekannt und werben damit, Label- bzw. Bio-Produkte günstiger anzubieten als klassische Detailhändler. Dies unter dem Motto, dass Bio für alle erschwinglich sein soll. «Deren schlanke Preiskalkulation könnte ihre Stellung als Bioanbieter, die heute noch auf tiefem Niveau ist, beschleunigen», schätzt FMS. Wie diese «schlanken Preise» zustande kommen, zeigen die Zahlen des Preismonitorings: Bei den untersuchten Discountern lag die Differenz zwischen Bio-Konsumentenpreis im Laden und Bio-Produzentenpreis rund einen Viertel tiefer. Dieser Preisunterscheid gebe einen Hinweis auf die Bruttomarge, die demnach bei Aldi und Lidl kleiner zu sein scheint als bei Coop und Migros. Diese würden gemäss Studie auf Bioprodukten im Vergleich zum Standardsortiment eine rund doppelt so hohe Bruttomarge aufschlagen.
Höherer Produzentenanteil
Laut Preismonitoring macht es für den Landwirt keinen preislichen Unterschied, ob dessen konventionell produzierte Milch, Eier, Kartoffeln, Mehl oder Rindfleisch in Billig-Linien wie Prix-Garantie oder M-Budget verkauft wird oder aber im Standardsortiment. Weiter liegen sowohl Produzenten- als auch Konsumentenpreis bei Bioware unbestritten über jenen von Standardprodukten. In absoluten Zahlen verdient ein Biolandwirt also mehr mit seinen Produkten. Relativ gesehen, also im Verhältnis zum Ladenpreis, gibt es aber einen deutlichen Unterschied zwischen dem Erlös aus dem Verkauf von Bio und jenem von Standardprodukten: «Von einem Franken, den Konsument(innen) für Bioprodukte ausgeben, erhalten die Bauern im Durchschnitt nur 33 Prozent. Bei günstigeren Standardprodukten liegt dieser Anteil hingegen bei 41 Prozent», so FMS.
Umstellung soll sich lohnen
Der Verein sieht in der herrschenden Preispolitik ein Hindernis für den Wandel hin zu mehr Nachhaltigkeit, den Gesellschaft und Bund forderten. Bäuerinnen und Bauern sollten als eigentliche Erbringer der Nachhaltigkeitsleistungen an den höheren Preisen für Labelprodukte beteiligt werden. «Der Wertschöpfungsanteil beim Handel mit Bioprodukten sollte nicht systematisch höher sein als konventioneller Ware, so wie dies heute der Fall ist», fordert FMS. Letztlich müsse es sich für die Landwirt(innen) lohnen, auf den nachhaltigen oder ökologischen Anbau umzustellen.