Bei der Wirtschaft sieht der WWF einen grossen Hebel, um umweltfreundliche Lösungen voranzubringen. Daher arbeitet der Umweltverband mit verschiedenen Partnern zusammen, die er bei nachhaltigen Innovationen mit einer «kritisch-konstruktiven Aussensicht» und Expertenwissen unterstütze, wie es in einer Mitteilung heisst. Über die vereinbarten Ziele und den Stand derer Erreichung informiert der neue Partnerschaftsbericht 2020. Mit verschiedenen Schweizer Detailhändlern und Emmi zählen auch für die Landwirtschaft wichtige Marktakteure zu den WWF-Partnern. Allerdings betreffen nur wenige ihrer Ziele die Produktion im Inland.
Grosses Thema Meeresfrüchte, Fisch und Palmöl
Bei den Detailhändlern Coop, Migros, Denner und Lidl stehen z. B. Meeresfrüchte und Fisch, Palmöl, Kaffee, Tee und Kakao im Fokus. Sie sollen gemäss Zielvorgaben möglichst aus zertifiziert nachhaltigen Quellen stammen. Bei Papier und Holz setzt man auf FSC. Gleichzeitig soll der Anteil Produkte «mit limitiertem Wissen zur Herkunft» reduziert werden. Explizit Schweizer Holz vorzuziehen, ist kein definiertes Ziel.
Auch bei Klima und Energie sind die Detailhändler aktiv, die Ziele unterscheiden sich aber im Geltungsbereich.
Frischware hat bei Lidl ein Flugverbot
Der Warentransport per Flugzeug ist bekanntlich mit grossen Emissionsmengen verbunden. Laut WWF-Partnerschaftsbericht besteht bei Lidl Schweiz seit Markteintritt 2009 ein Flugverbot für frisches Gemüse und frische Früchte. Im Rahmen der Partnerschaft habe man das Verbot auf frische Kräuter, frisches Fleisch und frischen Fisch ausgeweitet.
Denner hat sich das Ziel gesetzt und auch erreicht, ab 2020 kein Obst und Gemüse mehr einzufliegen.
Weniger Flugemissionen bei Coop und Migros
Kein Verbot von Flugware, dafür eine Reduktion der Emissionen aus Flugtransporten streben Coop und Migros an. Das Ziel von maximal 67'000 CO2-Äquivalenten durch eingeflogene Ware hat Coop 2021 um rund 640 Tonnen verfehlt. Vom Ziel ausgenommen sind Blumen.
Auch bei der Migros sind Schnittblumen nicht im Reduktionsziel bei Flugemissionen inbegriffen. Die Detailhändlerin will in diesem Bereich bis 2025 8'750 Tonnen weniger Treibhausgase verursachen. Von 2018 bis 2019 gelang ein deutlicher Rückgang, der gesteigerte Verkauf von eingeflogenen Masken und Desinfektionsmittel führte 2020 aber wieder zu einem Anstieg. Trotzdem bleibt die Migros auf ihrem Zielerreichungspfad gut auf Kurs.
Coop wenig erfolgreich bei Früchten und Gemüse
Knapp verfehlt hat Coop sein Ziel, bis 2020 nur noch frische Früchte und Gemüse mit Global- oder SwissGAP-Zertifizierung zu beschaffen (der Wert lag bei 98,7 statt 100 Prozent). Weiter sollten 75 Prozent der Früchte und Gemüse aus Regionen mit hohem Wasserstress einen Wasserstandard im Anbau haben, was ebenfalls nicht erreicht wurde (2020 waren es 56,4 Prozent).
Die Migros hat sich keine ähnlichen Ziele gesetzt, engagiert sich aber in einem Bananenprojekt des WWF.
Coop will mehr Bio, Migros und Denner mehr vegi und vegan
Was das Sortiment angeht, haben die Detailhändler unterschiedliche Ansätze, um nachhaltiger zu werden:
- Coop will den Umsatz mit Bioprodukten (Bio Suisse, Schweizer und EU-Bio) im Detailhandel bis 2021 auf 1‘630 Millionen Franken steigern. 2020 waren es bereits 1‘683 Millionen, wobei die Corona-Pandemie unterstützend gewirkt haben dürfte.
- Bis 2025 sollen im Migrosregalen und online 800 gekennzeichnet vegane oder vegetarische Produkte verfügbar sein. 2020 gab es deren 785.
- Denner will das Angebot an Ersatzprodukten ausbauen, bis 2022 soll es 120 Artikel als Ersatz für Fleisch und Milch im Sortiment geben. Das Ziel wurde mit 151 Produkten bereits 2020 deutlich übertroffen.
- Im ganzen Frischesortiment (Milchprodukte, Fleisch, Wurstwaren, Brot, Obst und Gemüse) sollen bis 2022 14 Prozent der Eigen- und Fremdmarken bei Denner einen Standard aufweisen. Darunter laufen Fairtrade, Bio (Bio Suisse, EU- oder Schweizer Bio), Rainforest Alliance, IP-Suisse, UTZ (für Kakao, Kaffee und Tee), MSC und ASC (Seafood). 2020 erreichte Denner 11,8 Prozent.
Food-Waste-Reduktion nur im Detailhandel
Ein weiteres Ziel der Migros sieht eine Reduktion des Food Wastes im Detailhandel bis Ende 2025 um 20 Prozent gegenüber 2018 vor. In diesem Bereich ist die Lebensmittelverschwendung bei der Migros bereits auf tiefem Niveau, sie betrug laut Partnerschaftsbericht 2020 1,22 Prozent. Damit ist die Detailhändlerin auf Kurs, der Bereich Gastro ist aber ausgeklammert. Hierzu würden verlässliche Daten fehlen, heisst es im Bericht.
Schwankender Absatz von Molke macht es Emmi schwer
Auch die Milchverarbeiterin Emmi will als WWF-Partner ihren Food Waste (gemessen als Prozentanteil) reduzieren, und zwar gegenüber 2017 um 20 Prozent bis 2020. Der Geltungsbereich ist dabei sehr weit, er umfasst alle Emmi-eigenen Produktionsbereiche global.
In der Schweiz wurde der Zielwert im letzten Jahr verfehlt, der Anteil Food Waste lag bei 89 Prozent des Werts von 2017. Die Entwicklung zeigt über die Jahre starke Fluktuationen, die vor allem auf die veränderliche Nachfragesituation für Molke zurückzuführen seien. Je nachdem kann dieses Nebenprodukt aus der Käseherstellung an Nahrungsmittelhersteller verkauft werden oder als Tierfutter verwendet. Letzteres zählt beim WWF als Food Waste.
Eine Erhebung der Food-Waste-Daten für Emmi global sei zurzeit nicht möglich.
6 Millionen Einnahmen für den WWF
Nach eigenen Angaben hat WWF Schweiz im Geschäftsjahr 2020/21 6 Millionen Franken über Firmenpartnerschaften eingenommen. Das entspreche etwa 11 Prozent der Gesamteinnahmen.
Mit je bis zu 3 Millionen Franken sind die finanziellen Beiträge von Coop und Migros für die WWF-Partnerschaften am höchsten. Emmi und Denner zahlen 100‘000 bis 250‘000 Franken, Lidl 250‘000 bis 500‘000 Franken.