Die Landwirtschaftliche Genossenschaft Courtételle und Umgebung hat, wie viele ihrer Schwester-Organisationen, eine lange Geschichte. 1915 wurde sie gegründet, hat heute 90 landwirtschaftliche Mitglieder, davon etwa 30 Prozent Bio-Betriebe.
Heugabeln aus der Schweiz
Doch dann begehrte die rebellische Landi auf. Bereits seit einigen Jahren deckten sich ihre Vorstellungen nicht mehr mit jener der Fenaco-Gruppe. Daher entschied sich die Generalversammlung für 2020 für den Austritt. Dies lief jedoch bei weitem nicht ohne Schwierigkeiten ab.
Da man keine Kapazitäten hatte, um sich mit dem «Agrargiganten» zu konkurrenzieren, beschloss die Genossenschaft, auf Differenzierung zu setzen. So verkaufte man in der Schweiz hergestellte Heugabeln und die Getreidesammelstelle wurde auf Sonderkulturen, insbesondere Bio, ausgerichtet.
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Ganze 40 verschiedene Bio-Ackerkulturen wurden bisher in der 2020 angeschafften und seither ausgebauten Anlage verlesen – darunter Hirse, Chia, Linsen und viele weitere - und die Produkte werden im Genossenschafts-Laden «Kilomètre Zéro» (deutsch: 0 Kilometer) verkauft. Manche Kunden reisen indes mehrere hundert Kilometer weit an, um ihre Spezialitäten verlesen zu lassen. Jedes Jahr durchlaufen mehr als 80 Tonnen Ware die Anlage.
Es gab auch Misserfolge. Die lokalen Bio-Produzent(innen) probierten allerlei Kulturen aus. Dem Schwarzkümmel oder Sesam etwa haben die kühlen und regnerischen Frühlingsmonate der vergangenen Jahre gar nicht gefallen.
Preisgeld von 10'000 Franken
Für ihre Neuorientierung bekommt die landwirtschaftliche Genossenschaft Courtételle JU den diesjährigen Grand Prix Bio Suisse. Das Projekt «Graines de Pays – du champ à l`assiette» verbinde Nachhaltigkeit, Innovation und lokale Wirtschaft, hielten die Bio-Suisse-Verantwortlichen am Dienstag vor den Medien fest. Der Preis ist mit 10 000 Franken dotiert.
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«Die Genossenschaft hat einen innovativen Ansatz entwickelt, der die gesamte Wertschöpfungskette vom Feld bis zum Laden neu definiert und das Prinzip der kurzen Wege eindrucksvoll umsetzt», würdigte Jury-Präsidentin Madeleine Kaufmann das Projekt. Sie ist Expertin im Bereich der nachhaltigen Agrar- und Ernährungswirtschaft beim Bundesamt für Landwirtschaft (BLW). Ein besonders Merkmal sei die vorbildliche Zusammenarbeit zwischen Bio-, IP- und ÖLN-Betrieben, die das «gegenseitige Verständnis fördert» und neue Perspektiven eröffne. «Die Kooperative produziert immer mehr Bio-Produkte, die in der Region stark nachgefragt werden», lobte sie weiter.
Spezialkulturen den Kunden schmackhaft machen
Ganz so einfach sei das aber nicht immer, meinte Geschäftsführer Ignance Berret, «eine unserer grössten Herausforderungen ist es, die Menschen in der Region von den bei uns verarbeiteten Kulturen zu überzeugen», im ländlich geprägten Jura gälten Linsen auf dem Teller teilweise noch als exotisch. Überhaupt sei der Weg bis nicht ohne Hürden gewesen: «Wir stossen öfters auf Skepis oder Kritik mit unserer Art, Dinge anzugehen», umso mehr freue man sich über die Wertschätzung, die mit dem Gewinn des Grand Prix Bio Suisse verbunden sei.