In der Schweizer Milchbranche gibt es einen sicheren Wert: Emmi. Die Luzerner Molkerei unter der Führung von Urs Riedener schafft es auch 2019, ein solides Ergebnis abzuliefern: Der Umsatz konnte auf 3,49 Mia Fr. um 1,1 Prozent gesteigert werden. Das Betriebsergebnis vor Steuern und Zinsen betrug 218 Mio Fr. (+0,5 Prozent). Der Reingewinn liegt mit 166 Millionen Franken zwar 5,3 Prozent unter dem Vorjahr, aber nicht ausserhalb der Erwartungen. Grund für den tieferen Gewinn sind die gestiegenen Steuerquoten im Ausland und höhere Minderheitsanteile.

Wachstum geht beständig weiter

«Das Wachstum geht sehr beständig und in gutem Tempo weiter», sagt Riedener an der Bilanzmedienkonferenz am Montag (2. März 2020) in Luzern. Für den CEO erfreulich ist, dass der EBIT über die letzten Jahre mehr oder weniger stark gesteigert werden konnte. Auf Konzernebene waren die Nischenmärkte die wichtigsten Wachstumstreiber. Dazu gehören italienische Dessertspezialitäten und Ziegenmilchprodukte. Zudem konnte Emmi beim Verkauf von Caffè Latte erneut in verschiedenen europäischen Märkten zulegen. Ausserdem würden die Wachstumsmärkte in Lateinamerika und Nordafrika wesentlich zum organischen Wachstum beitragen.

Entsprechend zufrieden äussert sich Verwaltungsratspräsident Konrad Graber. «Am Schluss des Tages gab es ein solides Ergebnis», so Graber. Er führt das auf ein resilientes Produkt- und Firmenportfolio zurück. Davon profitieren sollen nun die Aktionäre: «Wir dürfen erwähnen, dass wir die Dividenden kräftig erhöhen werden», sagte Graber deshalb. Diese soll neu bei zwölf Franken je Aktie um drei Franken erhöht werden. Das ist eine Folge der angepassten Dividendenpolitik.

«Abschmelzverluste» bei AOP-Käse

Der Heimmarkt muss sich ebenfalls nicht verstecken – wie Riedener ausführte erzielt Emmi in der Schweiz einen Umsatz von 1,675 Mia Fr. und konnte organisch um 1 Prozent wachsen. Im Bereich Molkereiprodukte ist der Umsatz um 1,5 Prozent gewachsen und beträgt 686,6 Mio Fr. Gründe dafür sind der höhere Milchpreis ab Oktober 2019 sowie höhere Absatzmengen von Milch und Rahm. Bei den Frischprodukten hat Caffè Latte das Ergebnis gerettet – der Umsatz lag bei 336 Mio Fr. (-1,7 Prozent). Das Jogurt- und Glacegeschäft war im Vergleich zum starken Vorjahr unbefriedigend. Beim Käse konnte Riedener immerhin auf die positive Entwicklung der Markenkonzepte hinweisen. Der Luzerner Rahmkäse und andere Produkte seien sehr gut gelaufen. AOP-Käse indes würden «Abschmelzverluste» erleiden und sich negativ Entwickeln. Insgesamt beträgt der Umsatz mit Käse 427,1 Mio Franken (-5,2 %).

 

Markus Abt: Neuer Kommunikationschef

Am 1. April 2020 erhält Emmi mit Markus Abt einen neuen Kommunikationschef. Abt sei «ein profunder Kenner der Materie», sagte Urs Riedener gleich zu Beginn der Medienkonferenz. Abt folgt auf Esther Gerster, die nach langer und schwerer Krankheit im Januar verstorben ist.

 

Strategie: der Spagat zwischen Heimmarkt und Internationalem Markt bleibt

«Wir möchten unsere Position in der Schweiz behalten» sagt Urs Riedener. Der Heimmarkt ist eine von drei strageischen Säulen. Die zweite ist das Wachstum auf den internationalen Märkten. Die dritte Säule ist das Kostenmanagement. Der Druck des Detailhandels sei spürbar, sagt Riedener. Ohne Kostenmanagement und -Optimierung würde die ohnehin schmale Marge in absehbarer Zeit ganz verschwinden. Die grundsätzliche Ausrichtung hat Emmi in den letzten Jahren nicht geändert.

Stabile Prognosen

Für die Zukunft setzt Emmi nach wie vor auf Innovation. Einersetis im Bereich digitalen Marketing, andererseits im Bereich Kosteneffizienz und Nachhaltigkeit. Zudem muss Emmi selbst etwas gegen den Fachkräftemangel in verschiedenen Märkten unternehmen. Wie Riedener sagt, müsse Emmi in der Lage sein, Trends als erstes Unternehmen in Produkte umzusetzen. 

Einschränkend in der Schweiz ist laut Riedener der markante Preisdruck, ausgelöst durch den Einkaufstourismus und die Konsolidierung im Detailhandel. Hinzu kommen Auslastungs- und Rentabilitätsprobleme bei Kunden und Konkurrenz, sowie neue Produktionskapazitäten, die in Betrieb genommen werden, obwohl der Markt gesättigt ist.

 

Corona-Virus: keine direkten Auswirkungen

An der Bilanzmedienkonferenz wurde Urs Riedener nach den Auswirkungen des Corona-Virus gefragt. Er sagt, dass nach heutigem Kenntnisstand kaum direkte Auswirkungen zu erwarten sind. Allerdings würde sich das Virus indirekt auf die Märkte auswirken – indem beispielsweise Audits oder Anlagen nicht wie geplant durchgeführt bzw. installiert werden können.

 

Im Ausland ist das Wachstum stärker, wobei vor allem makroökonomische und politische Risiken die Prognosen erschweren. Hinzu kommen steigende Preise für Rohstoffe, Energie, Logistik und Personal.