Der Ausnahmezustand sei die neue Normalität, sagte Präsident Jürg Hess vor den Delegierten des Schweizer Obstverbandes in Bern. Dies gelte besonders auch für den Obstbau: Zum einen seien die Kosten für Produktion und Verarbeitung stark angestiegen, zum anderen werde das wechselhafte Klima zusehends zu einer Herausforderung.
Im letzten Jahr waren es Hitze und Trockenheit gewesen, mit denen die Bauern zu kämpfen hatten. Aktuell sind es wieder Spätfröste, was sich auch an der Delegiertenversammlung bemerkbar machte: Mehrere Delegierte hatten sich kurzfristig abgemeldet, weil sie die vergangenen Nächte damit verbracht hatten, ihre Kulturen vor dem Frost zu schützen.
Vernetzung von Praxis, Bildung und Forschung
Dank Weitsicht und Professionalität sei es der Branche aber bisher gelungen, grösseren Schaden abzuwenden, sagte Hess. Damit dies auch in Zukunft so bleibt, setzt der Obstverband auf Innovation.
So habe der SOV in den letzten Jahren intensiv in die die Vernetzung der Akteure aus Praxis, Bildung, Beratung und Forschung investiert, berichtete Direktor Jimmy Mariéthoz. Als Vorzeigeprojekt nannte er die Versuche zur Agri-Photovoltaik im Rahmen des Kompetenznetzwerks Obst und Beeren. Diese seien vielversprechend angelaufen, so Mariéthoz.
Sieben Millionen Franken Mehrerlös
Erfolgreich verlaufen sei im letzten Jahr die Einführung der nationalen Branchenlösung «Nachhaltigkeit Früchte». Dank gemeinsamer Anstrengungen von Handel und Produktion sei diese in Rekordzeit umgesetzt worden, lobte Mariéthoz: «Die Branche produziert fortan noch nachhaltigeres Kernobst und erzielt dadurch Mehrerlöse in der Höhe von insgesamt 7 Millionen Franken.»
Die Erträge seien trotz Hitzeperioden durchschnittlich ausgefallen, sagte Mariéthoz weiter. 2022 sei damit ein intensives, aber gutes Obstjahr gewesen. Als grosse Herausforderung des laufenden Jahres sieht der SOV die steigenden Produktionskosten. Er will sich deshalb für faire und nachhaltige Produzentenpreise einsetzen.
Gegen Diskriminierung von Saft
Ebenfalls auf dem Radar hat der Verband die Ernährungsstrategie des Bundes. «Insbesondere die Diskriminierung von Saftprodukten im Nutri-Score will er durch Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit verhindern», schreibt er dazu in einer Mitteilung.