Irminger trete sein Amt als Präsident der Generaldirektion des Migros-Genossenschaftsbundes (MGB) am 1. Mai an, teilte die Migros mit. Zumbrunnen hatte im Oktober 2022 überraschend bekannt gegeben, auf Ende April zurückzutreten: «Nach über 26 Jahren bei der Migros habe ich mich entschlossen, nochmals etwas Neues anzufangen», erklärte der Romand. Mit Irminger hat die Verwaltung des MGB einen Manager ernannt, der nicht von den regionalen Fürstentümern, den Migros-Genossenschaften, kommt, sondern vom Discounter. Er sei seit 2011 Chef von Denner und habe den Discounter in dieser Zeit erfolgreich weiterentwickelt, schrieb die Migros.
Erfolge bei Denner
Er habe die führende Stellung von Denner im Discountmarkt erfolgreich ausgebaut, den Umsatz stark gesteigert und ein profitables Wachstum erzielt. 2010 war Irminger als Finanzchef zu Denner gekommen. Davor arbeitete Irminger zuerst während rund acht Jahren bei EY als Wirtschaftsprüfer. Anschliessend war er zwölf Jahre als Finanzchef bei Heineken Schweiz tätig.
In den Medien hatte es auch Spekulationen gegeben, dass der vor kurzem ausgeschiedene Manor-Chef Jérôme Gilg die Migros-Führung übernehmen könnte. Nun muss sich Denner einen neuen Chef suchen.
Neuer Chef muss Migros effizienter machen
«Wir freuen uns sehr, dass wir einen profunden Kenner des Schweizer Detailhandels mit ausgeprägtem Gespür für Kundenbedürfnisse zum neuen Präsidenten der Generaldirektion MGB ernennen konnten, der auch mit der Migros-Kultur bestens vertraut ist», sagt Ursula Nold, Präsidentin der Migros-Verwaltung. «Wir sind überzeugt, dass Mario Irminger dem Kerngeschäft der Migros mit seiner initiativen Persönlichkeit und hohen Zielorientierung zusätzliche Impulse verleihen und die ganze Migros-Gruppe weiter vorwärtsbringen kann», erklärt sie weiter.
Das Pflichtenheft für den neuen Konzernchef steht bereits: «Prioritäre Aufgabe des neuen Präsidenten der Generaldirektion MGB wird sein, die Migros-Gruppe weiter erfolgreich zu entwickeln sowie das Supermarktgeschäft der Migros zusammen mit den zehn regionalen Genossenschaften zu stärken und effektiver zu organisieren», schrieb die Migros.
Baustelle im Kerngeschäft
Denn die grösste Baustelle liegt im Kerngeschäft, den Supermärkten. Dort läuft Coop laut Branchenexperten der Migros langsam, aber sicher den Rang ab. Dass Coop die Differenz zur Konkurrentin verringern konnte, liegt laut Experten auch an der Struktur der Läden. Coop hat ein dichteres Netz mit kleineren Filialen, während die Migros eher auf grosse Standorte setzt. Das war in den Pandemiejahren ein Nachteil für die Migros.
Ein Bremsklotz bleibt die schwerfällige Struktur der Migros, bei der die regionalen Genossenschaften stark die Geschicke steuern. Coop wird zentral von Basel aus geleitet. Jeder Versuch, die Führungsstrukturen der Migros zu modernisieren, ist in den letzten Jahren gescheitert. Mittlerweile hat die Migros den Prozess gestartet, um ihr verzetteltes Supermarktgeschäft effizienter zu organisieren. Der orange Riese prüft, wie das Supermarktgeschäft künftig in einer eigenständigen, zentral gesteuerten Gesellschaft geführt werden kann.
Das bedeutet konkret: Kosten sparen. Die Kunden sollen künftig von einem noch besseren Preis-Leistungsangebot profitieren.
Komplexes Geschäft vereinfachen
Das von den zehn regionalen Genossenschaften betriebene Supermarktgeschäft der Migros ist komplex: Bisher wird das nationale Produktesortiment oft im Auftrag des MGB bestellt. Die regionalen Genossenschaften können aber auch eigene Produkte beziehen. In der Regel sind das regionale Produkte.
Gemischte Teams zwischen der Konzernzentrale (MGB) und den regionalen Genossenschaften sollen das weitere Vorgehen beim Aufbau der neuen Supermarkt-Organisation erarbeiten, damit die entsprechenden Migros-Organe die weiteren Entscheide treffen können. Ob dies zu einer Supermarkt AG führt, ähnlich dem Modell, wie Migros die Fachmärkte in einer Aktiengesellschaft gebündelt hat, bleibt offen.
Adieu mit Spitzenumsatz
Der bisherige Migros-Chef Zumbrunnen verabschiedet sich mit einem Rekordergebnis: Die Migros-Gruppe hat 2022 erstmals mehr als 30 Milliarden Franken Umsatz erzielt. Wachstumsmotoren waren der boomende Onlinehandel, die Treibstoffsparte, das Gesundheitswesen sowie die Erholung im Reise- und Freizeitgeschäft sowie in der Gastronomie. Im eigentlichen Ladengeschäft lief es der Migros im letzten Jahr hingegen nicht mehr ganz so rund.
Vorsichtig ist die Migros-Gruppe nun, was das neue Jahr betrifft. «Wir merken aktuell, dass das Portemonnaie nicht mehr ganz so locker sitzt», sagte ein Sprecher Mitte Januar.