Ein Prognosemodell soll vor Trockenheit warnen
Mehrere Wochen im Voraus sollen Landwirt(innen) künftig vor einer sich anbahnenden Trockenheit gewarnt werden. Geplant ist, das System für die ganze Schweiz zur Verfügung zu stellen.
In der Schweiz gibt es Früherkennungs- und Warnsysteme für Gewitter, Regen, Lawinen, Waldbrand, Wind, Hitze, Frost, Strassenglätte, Erdbeben und Hochwasser. Was fehlt, ist etwas Ähnliches für Trockenheit. Schliesslich kann der Mangel an Wasser genauso Schaden anrichten, wie ein Zuviel in Form von Überschwemmungen. Diese Lücke will der Bundesrat schliessen, damit Betroffene frühzeitig handeln können.
Was der Bund ändern will in Sachen Bewässerung
Man betont die Wichtigkeit einer angepassten Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen. Mehr Daten zur Wassernutzung und dem Auftreten von Trockenheit in den Kantonen sollen zu einer besseren regionalen Planung beitragen.
Mit verbesserter Planung und Fördermassnahmen soll der haushälterische und an den Klimawandel angepassten Umgang mit Wasser unterstützt werden. Dies mit dem Ziel, den Wasserverbrauch für die landwirtschaftliche Bewässerung zu reduzieren.
Die Pflanze in der Zwickmühle
Zwar haben Pflanzen verschiedene Möglichkeiten, um sich vor dem Austrocknen zu schützen. Hitze verstärkt aber die schwierige Situation, in der sie sich befinden: Immer zwischen Verhungern und Verdursten.
Je wärmer es wird, desto mehr Flüssigkeit geht durch die Blattöffnungen verloren, da die Verdunstung steigt. Hitze- und Trockenstress gehen daher meist zusammen einher. Geöffnete Stomata sind wichtig für den Gasaustausch, damit Kohlendioxid für die Produktion von Zucker ins Blatt gelangen kann. Zwar können Pflanzen ihre Stomata schliessen, um Wasserverluste zu vermeiden, dann verunmöglichen sie sich aber die Fotosynthese und drohen somit langfristig zu verhungern.
Das Wassermanagement dem Boden anpassen
Schwere Böden müssen länger bewässert werden. Dafür speichern sie aber auch länger das Wasser als leichtere Böden. Einfache Faustregeln helfen, das Speichervermögen abzuschätzen.
Je nach Standort, Struktur, Zusammensetzung und Beschaffenheit ist der Boden in der Lage, Wasser aufzunehmen und wieder in die Luft oder auch in die tieferen Zonen abzugeben. Dabei entscheidet die Porengrösse über die Wasserverfügbarkeit.
Bewässern, aber die Ressourcen schonen
Wasser wird im Zuge des Klimawandels zu einem knappen Gut. Um die Bewässerung der Kulturen weiterhin sicherzustellen, sollte die Planung einer Infrastruktur möglichst früh ins Auge gefasst werden.
Wie die Klimaszenarien des Bundes zeigen, wird die Landwirtschaft auch zukünftig unter Niederschlagsmangel und Trockenheit leiden. Wie kann man sich darauf vorbereiten?
Die Bodensonde ersetzt das Gefühl - zuverlässig
Früher mussten sich Landwirte beim Bewässern auf ihr Bauchgefühl verlassen. Ein mögliches Hilfsmittel können Bodensonden sein. Seit 2016 baut die Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) ein Sondennetz auf.
Die Sonden messen die Bodenfeuchte und -temperatur. Der volumetrische Wassergehalt im Boden wird alle zehn cm bis auf eine Tiefe von 60 cm gemessen. Jede Messstation ist mit Regenmesser, Solarpanel zur Energieversorgung und Bodensonde ausgerüstet. Die ermittelten Daten werden via Mobilfunknetz alle 30 Minuten auf einen Server übertragen.
Ein Beispiel eines gemeinsamen Bewässerungsprojekts
Die Pflanzenwohl GmbH zeigt auf, welche Hürden bei einem Bewässerungsprojekt gemeistert werden müssten. Die gemeinsame Planung einer regionalen Bewässerung vermeidet Konflikte und schafft Synergien.
Es brauchte aber einen gewissen Leidensdruck, damit sich vier Landwirte zusammenrauften. 2005 gab es die ersten Gespräche. Nach Abklärung der Machbarkeit 2007 fanden ab 2008 erste Kostenberechnungen und Abklärungen zur Finanzierbarkeit statt. 2009 gründeten die vier Bauern die Pflanzenwohl GmbH.
Ein Bewässerungsprojekt muss gut überlegt sein
In Zukunft wird der Zugang zu Wasser wohl schwieriger und es braucht mehr davon. Langfristige Planung ist wichtig, betonen die Experten an einer Veranstaltung zum Thema «Wasser in der Landwirtschaft».
Um überhaupt zu entscheiden, ob sich eine Bewässerung lohnt, sind gewisse Grundsatzüberlegungen nötig. Kulturen und Bodenbeschaffenheit sind hier entscheidende Faktoren. Wenn Konzessionen für die Wassernutzung beantragt werden, muss der Nachweis erbracht werden, dass ressourcenschonend bewässert wird. Ein weiterer abzuklärender Punkt ist, ob Kooperationsmöglichkeiten bestehen, da Investitionen für die Bewässerung relativ hoch sind.
Wieviel Wasser braucht es in Zukunft?
Der Bewässerungsbedarf nimmt mit dem Klimawandel zu. Für die vorausschauende Planung hat Agroscope die Veränderung je nach Kultur, Standort und Zukunftsszenario berechnet.
Wie sich die Bewässerungsbedürfnisse über die Zeit relativ verändern, dürfte sich gemäss Agroscope wenig von Standort zu Standort unterscheiden. Überall erwarten die Forschenden eine Zunahme um etwa 20 Prozent bis 35 Prozent, wenn es keinen wirksamen Klimaschutz geben wird. Der Bedarf würde demnach über alle Kulturen bis zum Ende des Jahrhunderts stetig steigen, wohingegen mit Klimaschutz nur eine leichte Zunahme bis zur Mitte des Jahrhunderts und dann eine leichte Abnahme prognostiziert wird.
Wenn Trinkwasser fehlt
Und zum Schluss ein Blick über den Tellerrand hinaus: Wenn es in Mosambik an Trinkwasser fehlt, wird frau erfinderisch. Hier mehr lesen im Artikel von Helene Besson, die dorthin ausgewandert ist.