Einen Rückblick über das Kontrolljahr 2020 gab zunächst Pius Allemann von Bio-Inspecta. Im Vergleich zu 2019 vermeldete er eine erhöhte Zahl an kostenpflichtigen Sanktionspunkten, die auf den Betrieben beanstandet wurden. Die top drei der im Jahr 2020 festgestellten Mängel lagen bei der Selbstdeklaration betriebseigener Biodiversitätsmassnahmen, bei der notwendigen Pflichtausbildung und bei den Salmonellenuntersuchungen.
Vertiefte Überprüfung wichtiger Schwerpunkte zum Wohlergehen von Geflügel
Über die Schwerpunktkontrollen bei geflügelhaltenden Betrieben berichtete Nadine Ringgenberg, wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV). Bei den Schwerpunktkontrollen handelt es sich um unangemeldete Grundkontrollen, bei denen festgelegte Kontrollpunkte vertieft überprüft werden um das Wohlergehen der Tiere sicherzustellen. Die definierten Kontrollpunkte sind:
- Besatzdichte
- Einstreuqualität
- Luftqualität
- Verletzungen und Tierpflege
Sind Betriebsbesuche durch Kontrolleure in der momentanen Situation überhaupt sinnvoll?
In der Tagungsrunde stellte sich die Frage, ob es momentan in Anbetracht der Corona- sowie der Vogelgrippe-Situation sinnvoll ist, weiterhin Kontrollen auf Betrieben durchzuführen. Nadine Ringgenberg berichtete von einem Fall im Kanton Bern, bei dem ein Betriebsleiter sich beim BLV mit der Bitte gemeldet habe, von den Betriebskontrollen derzeit abzusehen, da auf dem Betrieb eine Person lebt die in hohem Masse zu einer Corona-Risikogruppe gehört. Das BLV entschied daraufhin in diesem Fall bis auf weiteres von Kontrollbesuchen auf dem Betrieb abzusehen.
Entsprechende Schutzmassnahmen sind essenziell
Pius Allemann von Bio-Inspecta berichtete in diesem Zusammenhang, dass Kontrollen grundsätzlich auch in Anbetracht der momentanen Lage durchgeführt werden dürfen, sofern die entsprechenden Hygieneschutzmassnahmen eingehalten werden.
Produktionssteigerung erwartet
Die Produktmanagerin Katia Schweizer von Bio Suisse berichtete im nächsten Tagungspunkt über die aktuelle Marktlage. Im vergangenen Jahr verzeichnete die Knospe eine erhöhte Eierproduktion von 11,1 %. Auch eine, möglicherweise auf die Corona-Massnahmen zurückzuführende, Absatzsteigerung bei Bio-Eiern wurde beobachtet. Für 2021 wird von Bio Suisse eine Produktionssteigerung von fünf Prozent erwartet. Eventelle Überhänge können im Sommer der Fall sein, so Schweizer. Sollte dies so eintreten, müsse erstmals mit Absatzförderungen reagiert werden.
Wie geht der bio-taugliche Ausstieg aus dem Kükentöten?
Ein weiterer Tagungspunkt stellte der Ausstieg aus dem Kükentöten dar. Die Frage, wie die Bio Suisse diesen Ausstieg für sich gestaltet bleibt offen, so Adrian Schlageter von Bio Suisse. Sowohl die Aufzucht von Zweinutzungshühnern, als auch die Bruderhahnmast stellen die Produzenten vor neue Herausforderungen. Alternativ bleibt die Geschlechtserkennung der Küken im Ei (in ovo). Zu definieren bleibt, was bio-taugliche Methoden sind, das Geschlecht der Küken im Ei (in ovo) zu bestimmen.
Bio bedeutet schmerzfrei
Die Verfahren die bislang markttauglich sind, ermöglichen eine Geschlechtserkennung ab dem siebten Tag der embyonalen Entwicklung. Allerdings ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass der Hühnerembryo ab dem siebten Tag Schmerzen empfinden kann. Daher muss eine in-ovo-Beprobung vor dem siebten Tag erfolgen. Um eine bio-tauglichkeit dieser Praxis zu gewährleisten, muss eine Schmerzfreiheit gegeben sein. Entscheidend dabei sei der Zeithorizont, so Schlageter. Wie die Bio Suisse aus dem Kükentöten aussteigt, werden die Delegierten bei der Herbstversammlung im November 2021 entscheiden.