Das Wetter hat dieses Jahr sowohl die chemische als auch die mechanische Unkrautbekämpfung teilweise enorm erschwert. Nun zeigt sich das Stoppelfeld nach der Gerstenernte mitunter ungut grün.
Idealerweise einige trockene Tage
Üblicherweise würde man für die klassische Stoppelbearbeitung in zwei Schritten vorgehen, sagt Anna Brugger, Beraterin am Thurgauer Arenenberg. Mit einer ersten, maximal 5-6 cm tiefen Bearbeitung sollen übrige Gerstenkörner eingearbeitet, aber nicht vergraben werden, um das Ausfallgetreide in einem zweiten Durchgang dann zusammen mit dem aufgelaufenen Unkraut zu bekämpfen. «Zwischen diesen Fahrten sollten idealerweise einige trockene Tage liegen», bemerkt Brugger. Sie wage es zwar kaum noch, heuer etwas zum weiteren Verlauf des Wetters zu sagen. Bald ein passendes Zeitfenster zu finden, dürfte aber schwierig werden – zumal die Böden vielerorts noch wassergesättigt sind.
Passendes Gerät oder Mittel
Anna Brugger empfiehlt, sich für die Unkrautbekämpfung nach der Ernte jetzt die nötige Zeit zu nehmen. Um die Probleme aus diesem Jahr nicht ins nächste zu verschleppen, ist einerseits auf ausreichende Befahrbarkeit zu achten. Andererseits gelte es, die Unkrautflora zu studieren und im Falle einer chemischen Bekämpfung die Mittelwahl auf die problematischsten Arten auszurichten. Mechanisch kann die Scheibenegge gegen Samenunkräuter gute Dienste leisten, während Wurzelunkräutern besser mit dem Flachgrubber unschädlich gemacht werden. Sich über die Ursachen starker Verunkrautung im Klaren zu sein, sei hilfreich, um im nächsten Jahr Ähnliches zu vermeiden, ergänzt Brugger. Wenn das Wetter es denn zulässt.
«Die Felder sind zum Teil erschreckend stark mit Windhalm verunkrautet», beobachtet die Fachfrau. Es sind bereits herbizidresistente Windhalmpopulationen bekannt. Daher sollten gegen dieses Ungras Wirkstoffe aus einer anderen Resistenzgruppe genutzt werden als im Vorjahr im Einsatz standen.
Beim Windhalm sei es aber auch ratsam, über die Fruchtfolge zu arbeiten, fährt Anna Brugger fort. «Bei grossen Problemen damit kann es sinnvoll sein, beispielsweise Winterweizen durch eine Sommerkultur zu ersetzen, denn Windhalm keimt hauptsächlich im Herbst.»
Herausforderung Bodenbedeckung
Vor einer besonderen Herausforderung stehen jene, die sich für den Produktionssystembeitrag «für angemessene Bodenbedeckung» angemeldet haben: Sie müssen innerhalb von maximal sieben Wochen nach Ernte der Hauptkultur eine Bodenbedeckung anlegen, z. B. eine Gründüngung. Normalerweise wird empfohlen, diese möglichst direkt nach der Ernte zu säen, um Restfeuchte im Boden nutzen zu können. Heuer ist der Fall ziemlich anders – Wasser hat es mehr als genug. Anna Brugger sieht darin auch einen Vorteil: «In diesem Jahr kann man davon ausgehen, dass sich die Gründüngung dank ausreichender Wasserversorgung auch gut entwickeln kann.» Die Chance auf eine rasche Entwicklung kommt er Unkrautunterdrückung durch die Gründüngung zugute, die gerade bei reduzierter Bodenbearbeitung entscheidend ist. Ein weiteres Plus ist der Erosionsschutz, den der Bewuchs bringt. Schliesslich kann es witterungstechnisch im selben Stil weitergehen und weitere Starkregen sind möglich.
In jedem Fall seien bei Gründüngungen Mischungen gegenüber Reinsaaten zu bevorzugen, erinnert Anna Brugger. «So geht man sicher, dass immer etwas wächst. Egal, wie das Wetter noch wird.»
«Die Ernte dauerte viermal so lange»
«Dieses Jahr haben wir wilde Sachen gesehen». Martin Wälchli. Der Chef des gleichnamigen Lohnunternehmens in Niederösch BE ist konsterniert. Teilweise waren die abgeernteten Getreidefelder regelrecht durchzogen von Unkraut, erzählt der erfahrene Lohnunternehmer. Das Problem dominiere vorwiegend auf Bioparzellen, aber auch konventionelle Felder seien nicht gefeit vor den äusserst beschwerlichen Bedingungen, meint er. Einer seiner Fahrer hätte letzte Woche viermal so lange für eine Parzelle gehabt, wie normal wäre.
«Es fällt enorm schwer»
Der Windhalm sei das kleinere Übel als die Klebern, die sich um die Maschinenteile wickeln und alles vermachen, schildert Martin Wälchli. «Schlimmstenfalls gelangen die Pflanzenteile des Unkrauts sogar in den Tank und machen das Getreide darin feucht». Generell seien Unkräuter schlimmer als Ungräser, die mehr Blattmasse aufweisen und mehr Feuchtigkeit in das Erntegut bringen, beobachtet Wälchli. «So fällt die Ernte enorm schwer». Einige Felder seien schlichtweg nicht dreschbar.
Raps bereitet noch mehr Sorgen
Noch mehr Sorgen bereiten ihm aber die Rapsfelder. «In der Region wollen sie eine Ölmühle errichten – ich bin ehrlich gesagt nicht zuversichtlich, dass diese Anlage nötig sein wird, wenn es so weitergeht», gibt der Lohnunternehmer zu bedenken. Heuer hätten der Rapsglanzkäfer und der Schneedruck im April vieles zerstört. «Es gibt Produzenten, die nun das zweite Jahr in Folge Misserfolg hatten, weil die nötigen Mittel weggefallen sind. Diese Leute werden kein weiteres Jahr mehr riskieren», weiss der Praktiker.