Einzigartig, aus altbewährten Sorten, frei von Weizengluten, vielfältig einsetzbar, vertrauenswürdig, für den extensiven Getreideanbau geeignet, und in traditionellen Röllmühlen verarbeitet: So wirbt die Marke Urdinkel für das «Korn unserer Ahnen» mit einer 3000-jährigen Getreidekultur. Die IG Dinkel feierte am 14. März im Agrarmuseum Burgrain ihr 30-jähriges Bestehen. 230 Mitglieder waren es an der Gründungsversammlung in Willisau 1995, 3280 sind es heute.
Der Anbau ist rasant gewachsen
Vor Jahrzehnten wurde Dinkel vor allem in Randregionen angebaut, heute fast in der ganzen Schweiz, vor allem von Bauern, die auf extensiven Getreideanbau setzen wollen, erklärte Geschäftsführer Thomas Kurth, seit dem Start bei der IG dabei. Eher ungeeignet seien aber sandige und flachgründige Böden, der Dinkel bevorzuge eher schwere und tiefgründige Böden. «Wir suchen mittelfristig weitere Flächen, und kurzfristig vor allem für den Bioanbau von Urdinkel», sagte Kurth. Derzeit betrage der Bio-Anteil rund 15 Prozent.
Grundsätzlich steige die Nachfrage für Produkte aus Dinkel, auch dank engagiertem Marketing und dem grossen Interesse von Bäckereien, aber auch vom Detailhandel für die Mehle.
Für die Marke Urdinkel dürfen lediglich die alten und dominierenden Sorten Ostro und Oberkulmer angebaut werden, die sollten in Mischung gesät werden, um die Ertragsschwankungen auszugleichen, riet Kurth. Die weiteren Dinkel-Sorten wie Gletscher, Edelweisser, Polkura oder Copper machen weniger als 10 Prozent aus. Die IG hat rund 5 300 ha unter Vertrag und deckt rund 70 Prozent des Schweizer Marktes ab. Für die Ernte 2025 sind bisher rund 850 ha Urdinkel Bio-Suisse angemeldet, und Urdinkel IP Suisse sind es 4 200 ha, davon rund 1700 ha pestizidfrei. Der Marktanteil an Schweizer Dinkel beträgt je nach Jahr 70 bis 80 Prozent, der Rest wird importiert. In den letzten Jahren waren das allerdings nur mehr rund 7000 t, in den Jahren 2021 und 2022 aber je über 20 000 t, wegen der corona-bedingt explodierten Nachfrage. Gesamthaft werden schweizweit bald gegen 40 000 t Dinkel abgesetzt. Weil die Ertragsschwankungen, aber auch der Importbedarf zunehmen, werde ein Lagerbestand von 20 Prozent angestrebt.
Bio-Urdinkel fehlt
Einen Minusrekord beim Vertragsanbau gab es allerdings wetterbedingt letztes Jahr. So traf eine rekordtiefe Ernte auf einen rekordhohen Lagerbestand, dies aufgrund der Grossernte im 2023. Die Mühlen konnten gleichwohl zu 100 Prozent bedient werden, ist dem Jahresbericht zu entnehmen. Unbefriedigend war jedoch das Angebot an Urdinkel BioSuisse, wegen Fehlkalkulationen und «ungünstiger Kommunikation» von Bio Suisse, wie IG-Präsidentin Simona Gisler an der Versammlung erklärte. Die Rückbehalts-Androhung führte zu einem Anbaurückgang, obwohl eigentlich solcher Bio-Urdinkel auf dem Markt fehle.
Für die kommende Ernte ist die IG zuversichtlich. Die Herbstsaat sei gut verlaufen und entwickle sich nach dem Winter positiv. Zwar wurde deutlich weniger Saatgut als in Vorjahren verkauft, aber offensichtlich deshalb, weil nach dem nassen Herbst 2023 viel Saatgut an Lager blieb. Jedenfalls würden sich die Vertragsanbauflächen positiv entwickeln, meinte Kurth.
Bluesmusik für Dinkel
Er blickte zurück auf 30 Jahre IG und die rasante Entwicklung der Nachfrage, auch dank intensivem Marketing. So gibt es bereits mehrere Kochbücher zu Urdinkel. Marken-Botschafter für Urdinkel ist auch Willi Suter von der gleichnamigen Bäckerei aus Egolzwil. Er spielte mit seiner Rentner-Bluesband Dincooltour nach der GV auf und tourt in der ganzen Schweiz, um mit Sound den Urdinkel zu bewerben.
Nach 30 Jahren im Vorstand trat Thomas Häusermann zurück. Er wird ersetzt durch seinen Sohn Christoph Häusermann, seit 2024 Geschäftsführer im elterlichen Betrieb Seetal Getreide GmbH, als Vertreter der Röllmüller.