Dem Wetterbericht zufolge steigen in den nächsten Tagen die Temperaturen langsam in den zweistelligen Bereich und auch frostige Morgenstunden scheinen vorbei zu sein. Auf dem Feld heisst das: Die Kulturen legen wieder los. Ungünstigerweise prophezeien die Meteorologen aber keine Schönwetterphase, sondern immer wieder Regen.
Positiv hinsichtlich Schädlingen
«Das Wetter ist wüchsig», bestätigt Anna Brugger, Bereichsleiterin Pflanzenbau und Agrartechnik am Strickhof. Der Winter war bisher nicht von Tiefsttemperaturen geprägt, die gelegentlichen Minusgrade dürften sich ihr zufolge aber leicht positiv auf den Schädlingsdruck auswirken. Brugger rechnet etwa mit weniger Läusen, aufgrund der doch moderaten Kälte aber nicht mit einem drastisch tieferen Schädlingsaufkommen. Soweit sich das zu diesem Zeitpunkt überhaupt schon beurteilen lässt.
Im Allgemeinen gilt ein Walzendurchgang im Frühling als ratsam, um den Bodenschluss zu fördern und die Bestockung anzuregen. Angesichts der herrschenden Nässe ist das heuer aber kaum ein Thema. «Es hat jetzt schon so viel Nässe im Boden und der Untergrund ist vielerorts bereits verdichtet», gibt Brugger zu bedenken. «Wir bräuchten ein paar warme und sonnige Tage.»
Nicht unbedingt ein Zeichen von Nährstoffmangel
Danach sieht es nun aber nicht aus und mit der Düngung stehen weniger optionale Arbeitsgänge an als das Walzen. «Zum Teil wurde der morgendliche Frost genutzt, um zu düngen», beobachtet die Fachfrau. Insbesondere bei Raps, der als erste Kultur früh im Jahr mit genügend Stickstoff versorgt sein will, sei das der Fall. Aber auch Gerste habe vielerorts bereits eine erste Gabe erhalten. Vereinzelte vergilbte Gerstenfelder könnten eine Folge von Sauerstoffmangel aufgrund von Staunässe sein, vermutet Anna Brugger. Es müsse sich nicht um das Symptom eines Nährstoffmangelns handeln. Stehendes Wasser, wie es auf einigen Feldern zu sehen ist, setze dem Getreide aber weniger zu als es bei Kartoffeln oder Zuckerrüben der Fall wäre.
Gerste ist für ihre gute Bestockung bekannt und wird den unvorteilhaften Start daher voraussichtlich kompensieren können. Weizen ist da nicht ganz so flexibel und ausserdem weniger gut darin, allfälliges Unkraut zu verdrängen. «Die mechanische Unkrautbekämpfung war in diesem Jahr bisher erneut kaum möglich», bemerkt Anna Brugger. Von guten Bedingungen fürs Striegeln – mit dem sich auch einem Sauerstoffmangel im Boden entgegenwirken liesse – ist man momentan weit entfernt.
Bei konventionell besser mineralisch
Während auf dem Acker Stickstoff gefragt ist, sind auch viele Güllelöcher voll. Eine Ausbringung bietet sich momentan im Futterbau an. Im konventionellen Ackerbau hat der schnell verfügbare, mineralische Stickstoffdünger den Vorteil, dass er potenziell rascher von den Pflanzen aufgenommen wird und daher weniger Verluste entstehen. «Idealerweise wäre der Boden gut befahrbar und der Regen käme nach der Düngergabe, damit sich die Körner gut auflösen», beschreibt Brugger. Die aktuell hohe Bodenfeuchte könne aber immerhin den Vorteil haben, dass sie das Einsickern des Mineraldüngers fördert. Die zweite Düngergabe zum Ende der Bestockung / Anfang Knotenschieben sei besser geeignet für den Einsatz von Hofdüngern.
«Wir haben noch nicht mal März»
Das nasse Frühlingswetter weckt Erinnerungen ans Vorjahr. «2024 ist noch allzu präsent», so Anna Brugger. Früher ging man davon aus, dass die trockene Schönwetterphase schon noch kommen werde und blickte weniger sorgenvoll auf den Wetterbericht. Doch 2024 hat diese Gewissheit ins Wanken gebracht, obwohl es sich hoffentlich um ein Ausnahmejahr gehandelt hat. Aber: «Wir haben noch nicht mal März», betont die Fachfrau und rät zur Geduld. «Wenn man zu früh auf die Äcker fährt, braucht es sehr lange, bis der Boden das verzeiht.» Daher empfiehlt Brugger, möglichst auf bessere Bedingungen zu warten. Etwa, wenn es um die Saatbettbereitung nach spät geräumten Zuckerrüben oder eben um anstehende Düngergaben in Weizenbeständen geht. Zumal es den Voraussagen nach in den kommenden Tagen keine kalten Morgenstunden mehr gibt, in denen Frost die Befahrbarkeit verbessern würde.
Im Jahr 2025 sei bisher alles ein bisschen später als im Vorjahr, fährt Anna Brugger fort. Auch im positiven Sinn: Noch wurde kein Einflug des Rapsstängelrüsslers beobachtet. Die Chancen scheinen intakt, dass es für die anstehenden Feldarbeiten noch besser wird. «Keine Panik, das kommt noch», zeigt sich die Beraterin zuversichtlich.