"Chom setz zue, wotsch es Kafi?" Ruedi und Alice Bucheli und Jonas Imfeld, der künftige Betriebsnachfolger als Pächter, haben soeben fertig gegessen. Früher als sonst, weil auf halb ein Uhr am Mittag ein Getreidebauer angemeldet ist, der hier seinen Bio-Urdinkel zur kleinen Sammelstelle beim Biohof Müli bringt. Doch der Landwirt ist verspätet, so bleibt Zeit, dem Redaktor der BauernZeitung den Betrieb vorzustellen.

Anspruchsloses Grauvieh

Der ist nur rund fünf Hektaren gross, dazu kommen 2,5 ha Wald. Schon 1993 wurde auf Bio umgestellt. Sieben Grauviehkühe liefern die Milch, die in der Biokäserei Trutigen Sempach verarbeitet wird. Ein Teil der Milch wird zudem selber zu Quark und Joghurt verarbeitet.

Ins Alter habe er graue Kühe gewollt, schliesslich sei er auch ergraut, witzelt Bucheli. Grauvieh bewähre sich in den steilen Weiden und sei anspruchslos. Auf den Wiesen und Weiden stehen zudem rund 60 Hochstammbäume, das Obst wird in Form von Dörrobst, Apfelmus und Süssmost selber vermarktet.

Historische Röllmühle

Seine Eltern konnten den Betrieb zusammen mit der Mühle in den 50er-Jahren erwerben, erzählt Ruedi Bucheli. Urkundlich erwähnt ist die Mühle Geuensee erstmals 1454, letztmals wurde sie 2005 aussen renoviert. Früher sei dies eine reine Röllmühle für Dinkel gewesen und trug zum Einkommen bei. Vom Bund wurde die Röllzuteilung und Selbstversorgungspflicht aber vor ­langer Zeit abgeschafft. Aus Idealismus wollte Bucheli die Mühle aber selbstständig weiterbetreiben.

Getreide selber verarbeiten

So bemühte er sich um die Getreideannahme, in sieben Silos wird von rund einem Dutzend Bauern aus der Region das Biogetreide übernommen. Rund 40 t Dinkel, 10 t Weizen und etwas Roggen sind es jährlich. Wenig Getreide, nur rund 10 t, wird für die Bauern im Lohn zu Mehl verarbeitet. Das meiste Mehl wird von Alice Bucheli selber vermarktet, auch im Hoflädeli und am Wochenmarkt Sursee, und ein Teil wird im Backraum der Mühle auch zu Brot und Gebäck verbacken. Angeboten werden zahlreiche Mehl-Produkte, die Kunden kommen aus der ganzen Schweiz, ein grosser Abnehmer ist die Zentralschweizer Bio-Vermarktungsplattform RegioFair. In der Mühle finden auch Führungen angeboten, und Besucher können selber Brot backen.

Wochenmarkt Sursee

Alice Bucheli ist eine erfahrene Direktvermarkterin, war in den 90er-Jahren Mitgründerin des Städtli-Marktes Sursee. Der Aufbau sei ein "grosser Chrampf" gewesen, auch der erste Standort war nicht so ideal gelegen. Zu viert waren sie als Anbieter, und die Kundenzahl gering. Mit besserem Standort, mehr Werbung und grösserem Sortiment stieg auch das Kundeninteresse, besonders bei jungen Familien. Inzwischen sei der Samstag-Wochenmarkt Sursee etabliert, und Alice Imfeld zieht ein positives Fazit, auch finanziell. "Ich habe am Märt etwas verdient, wir können die Preise selber festsetzen, die werden nicht wie beim Grossverteiler diktiert. So können wir mit Direktvermarktung auch unsere Kosten decken."

Hofnachfolge aktuell

Die Buchelis, nun im Pensionsalter, haben keine Hofnachfolger innerhalb der Familie, die vier erwachsenen Kinder sind ausgeflogen. So entschlossen sie sich zur Verpachtung des Betriebes. Dabei werden sie auch von einem Verein zur Erhaltung der Mühle unterstützt, denn der Gebäudeunterhalt sei beträchtlich. Zudem inserierten Buchelis und gelangten auch an die Kleinbauernvereinigung, boten dort den Betrieb auf einer Plattform zur Verpachtung an. Dort meldeten sich auch Jonas Imfeld und Partnerin Marina an. Das junge Bauernpaar aus Sursee suchte einen Betrieb zur Pacht.

Dank dieser Vermittlung kommt es nun auf Januar 2020 zur Pachtübernahme. Imfeld arbeitet derzeit noch beim Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverband, wechselt künftig aber in die Selbstständigkeit und will den Betrieb samt Mühle im Vollerwerb weiterführen. Verpächter Alice und Ruedi Bucheli werden auf dem Betrieb weiter mithelfen.

#YT0#

Einzigartige Struktur

So ein Betrieb mit dieser Struktur sei einzigartig und Getreide habe ihn schon immer interessiert, erläutert Jonas Imfeld seine Motivation. Nicht nur produzieren, sondern auch verarbeiten und damit einen Teil zur Ernährung der Menschen beizutragen fasziniere ihn. Der Erhalt einer so kleinen Mühle sei für die Biobauern der Region auch sehr wichtig, gerade für die Direktvermarktung und die vielen aufkommenden Hofläden. Den gesamten Betrieb inklusive der eher extensive Landwirtschaft will Imfeld so weiterführen wie bisher. "Grössere Änderungen sind derzeit nicht vorgesehen", so Imfeld.

Inzwischen ist der Getreidebauer zugefahren, das Gespräch wird beendet. Thomas Achermann aus Richenthal bringt Bio-Urdinkel zur Annahme. Ruedi Bucheli nimmt gleich eine Probe. Gross sind die Kerne und sehr trocken, nur 12,3 Prozent Feuchte misst er. Eher knapp war hingegen das Hektolitergewicht.