«Während ich die Ausbildung zum Imker machte, hat sich meine Haltung zum Einsatz von Pflanzenschutzmitteln stark verändert», erzählt Beat König der vor seinem klassischen Bienenhaus steht und zeigt, wo die Bienen, sobald es über 15 Grad wird, ausfliegen. Verschiedene farbige Luken in einer Reihe. Gemächlich geht er um das Häuschen herum, um das Innere zu präsentieren. Im Bienenhaus ist es kühl, eine holzige Note liegt in der Luft. Neben den 24 Bienenvölker bewirtschaftet der der gelernte Landwirt 11 Hektaren Land und baut Weizen und Zuckerrüben an. Im Herzen ist er Landwirt. Sein Brotjob, wie er erzählt, ist aber sein 75%-Pensum als Werkhofmitarbeiter bei der Gemeinde Ferenbalm BE. «Als Landwirt und Imker befindet man sich wie in zwei Welten», meint König. In der einen Welt gehe es vor allem um die Produktion von Gütern und darum, effizient zu sein. In der anderen, der Bienenwelt, habe man etwas mehr Zeit, um das Ganzheitliche zu beobachten. Das Zusammenspiel zwischen den Insekten und den Pflanzen sei einem viel bewusster.

Immer mehr Produzieren ohne Mehrwert

«Für die Zuckerrüben muss ich etwa sechs Mal pro Jahr spritzen, das ist doch einfach zu viel», meint Beat König. Die Bauern müssten immer mehr produzieren doch würde finanziell kein Mehrwert entstehen. Die ganze Schweiz auf Bio umstellen, das wäre dem 56-jährigen dennoch zu radikal. «Ich lehne beide Pflanzenschutzmittel-Initiativen ab, denn sie gehen zu weit», so König. Aber ein stabiler Gegenvorschlag hätte für ihn Sinn gemacht. Denn der Aktionsplan Pflanzenschutzmittel sei ihm nicht verbindlich genug. «Als Arbeiter bei der Gemeinde sehe ich da so einiges, was schief läuft», meint König. So würde beim Spritzen nicht immer auch auf die Insekten Rücksicht genommen. Der stämmige Mann öffnet eine kleine Holztür, hinter welcher ein Bienenvolk schlummert. Zu dieser Jahreszeit läuft nicht viel – die Bienen sind nicht sehr aktiv. «Schon mein Vater und sein Vater hatten Bienen», erzählt König und lächelt. Die Bienen sind Teil des Betriebes. Früher war er nicht so interessiert an den Tierchen. Doch dann konnte sich sein Vater wegen eines Unfalles nicht mehr um sie kümmern. «Da hat es mich dann vollends gepackt», meint er und lacht laut.

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Mehr Landwirte sollten Bienen haben

König machte schliesslich die Ausbildung zum Imker am Plantahof in Landquart GR. In seiner Schlussarbeit zum Einfluss der intensiven Landwirtschaft auf die Bienen, bemerkte er, dass es immer weniger Landwirte gibt, die auch Bienen haben. «Das ist schade, denn die beiden Bereiche sind voneinander abhängig», meint der Bauer. Ohne Insekten keine Bestäubung, ist er sich sicher. «Den Honigbienen geht es noch am besten», meint König und scheint besorgt. Doch die Bauern würden langsam sensibilisiert auf das Thema, bemerkt er. Sie nähmen beim Spritzen immer mehr Rücksicht. Beat König sieht die Landwirte nicht als Schuldige. «Viele Familien sind finanziell völlig am Limit, da hat man keine Kapazität, um über andere Dinge nachzudenken», so König. Er geht über den Hof, zwei Gänse schnattern ihm aufgeregt zu. Auch das Blöken von seinen Mutterschafen ist zu hören. 10 Tiere sind es. «Nur vom Bauern können wir nicht leben», so König. Das sei Schade, die Familienbetriebe würden nicht genügend gefördert.  Im Stall ist seine Frau Jacqueline König und reinigt Rahmen für die Waben. Ein knapp zwei Woche altes Lämmlein streicht ihr um die Beine. Es hat seine Mutter verloren, wegen einer Lungenkrankheit. Nun zieht die Familie König das Tier mit der Flasche gross.

Bienen filtern Rückstände heraus

Aus einem Schrank holt Beat König ein Glas Honig hervor. Während seiner Ausbildung zum Imker untersuchte er den eigenen Honig. Der grösste Anteil stammte von Raps-Pollen, er sei aber insgesamt sehr vielfältig. Die Rückstände von Pflanzenschutzmitteln untersuchte er bei der Probe nicht. Dies sei bei den Imkern kein grosses Thema. «Die Biene filtert den grössten Teil der Rückstände heraus», so König. Das Spritzen mache eher die Bienen und Insekten selbst krank. Etwa hätten sie eine kürzere Lebenserwartung.

Die Imker sind unruhig

Die Rückstände im Honig werden selten untersucht, bestätigt Mathias Götti Limacher, Zentralpräsident des Imkerverbandes BienenSchweiz. Es gebe einige Proben durch den Verband wie auch durch die Lebensmittelkontrolleure, weiter mache das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) Langzeitstudien und auch der Detailhandel untersuche den Honig. «Viele Imker sind nicht glücklich mit der Anwendung der Pflanzenschutzmittel», erklärt Götti Limacher. Die Branche sei unruhig, und wünsche sich eine rasche Lösung. Etwa mit der Motion Massnahmenpaket zum Schutz der Bienen. Der Vorstoss ist im Parlament noch hängig. Und es wird gemunkelt, dass die Bauernvertreter versuchten ihn hinauszuzögern, wie «Der Bund» berichtet.

 

Motion für die Insekten

Die Umweltkommission des Nationalrats hat ihre erste Motion «Wirksames Handeln gegen das Insektensterben» nach negativen Rückmeldungen zurückgezogen. Stattdessen wurde eine neue Motion («Insektensterben bekämpfen») mit demselben Thema eingereicht. Diese ist der zurückgezogenen sehr ähnlich, verlangt aber zusätzlich vom Bundesrat, er solle Massnahmen gegen die Lichtverschmutzung aufzeigen. Ausserdem wird eine Auslegeordnung zu Schadinsekten ohne natürliche Feinde gefordert.  

Bienen verhelfen Landwirten zur Ernte

«Uns ist es wichtig, einen guten Dialog mit den Bauern zu führen, damit wir die Problematik zusammen angehen können», versichert Mathias Götti Limacher. Auch beim Schweizer Bauernverband (SBV) klingt es ähnlich: «Wir vertreten auch die Interessen der Imker, denn sie sind Mitglied im SBV», so Sandra Helfenstein vom SBV. Die Landwirte hätten generell eine hohe Sensibilität für Bienen, denn diese würden ihnen ja zur Ernte verhelfen, wie Helfenstein ausführt. Über eine solche Zusammenarbeit würde sich Imker König auch freuen. Jedoch bringt er an, dass der Bauernverband zu passiv sei. «Auch wenn man gegen die Initiativen ist, sollte man die Anliegen der Initianten ernst nehmen und darauf eingehen», meint er.