Der Boden ist die Grundlage für das Wachstum landwirtschaftlicher Kulturen und ist keine unbelebte Unterlage. Die Vielzahl und Vielfalt von Mikroorganismen im Untergrund haben grossen Einfluss darauf, wie sich die Pflanzen entwickeln. «Das Potential wurde erkannt und führte zur gewerblichen Nutzung», schreiben die Autoren des FiBL-Merkblatts zu Mikrobiellen Biostimulanzien. Die Publikation fasst den aktuellen Stand des Wissens zusammen.
Lange Tradition bei Leguminosen
Tatsächlich ist der Einsatz von Mikroben im Ackerbau nichts neues. Man kenne das Vorgehen insbesondere von nicht-heimischen Leguminosen wie Soja oder Lupinen, deren bakterielle Partner nicht in den Böden hierzulande vorkommen. Im Fall solcher Kulturen sei der Einsatz entsprechender, wirksamer Produkte eine Voraussetzung für stabile Erträge und Proteingehalte.
Aber auch z. B. Mais oder Gerste könnte von mikrobiellen Biostimulanzien profitieren und dank ihnen einen höheren Kornertrag hervorbringen, heisst es weiter.
Die Wirkung bleibt oft aus
Zwar würden laut FiBL viele Studien weltweit mit verschiedenen Kulturen und aus unterschiedlichen Ökosystemen die positive Wirkung zugesetzter Mikroorganismen beschreiben, in der landwirtschaftlichen Praxis bleibe sie aber oft aus. Man führt das auf die jeweilige (ungünstige) Kombination von Umweltfaktoren – v.a. der Bodenbedingungen – der Art des eingesetzten Produkts und der Kultursorte zurück. «Deshalb können bisher kaum konkrete Empfehlungen für den Einsatz bestimmter Produkte gegeben werden», stellen die Autoren des Merkblatts fest.
Einige globale Regelmässigkeiten
Eine aktuelle globale Analyse habe allerdings gezeigt, welche Bodenbedingungen jeweils unterschiedliche Präparate in ihrem Effekt beeinflussen:
- Arbuskuläre Mykorrhiza funktionieren optimal bei tiefem organischen C-Gehalt und wenig verfügbarem P im Boden (10-25 kg P/ha).
- P-lösende Mikroorganismen wirken v.a. bei tiefem organischem C-Gehalt, aber etwas mehr pflanzenverfügbarem P (25-35 kg P/ha) gut.
- N-Fixierer geben die besten Resultate bei steigenden organischen C-Gehalten und mehr als 45 kg P/ha.
Weiter lasse sich generell sagen, dass Leguminosen und Gemüse besser auf mikrobielle Biostimulanzien reagieren als Wurzelgemüse und Getreide. Deren höherer Nährstoffbedarf könnte ein Grund für dieses Muster sein, so die Vermutung.
Alternativ das fördern, was da ist
Im Merkblatt wird die Vermehrung des einheimischen Bodenlebens als «langfristig wirksame Alternative» zu mikrobiellen Biostimulanzien genannt. Mittels Fruchtfolge, reduzierter Bodenbearbeitung, Leguminosen und Zwischenfrüchten sowie dem Einsatz von organischen Düngern wie Kompost lasse sich fördern, was bereits da ist. Im Gegensatz zum Komposttee gibt es gemäss den Autoren für die Anwendung von Kompost wissenschaftliche Belege für die positive Wirkung auf Bodengesundheit und -fruchtbarkeit.
Markt und Bedeutung wachsen
Die EU stufe die Verwendung mikrobieller Biostimulanzien als nachhaltige landwirtschaftliche Praktik ein und stelle für Förderungen in diesem Bereich bis zu 30 Prozent des EU-Landwirtschaftsbudgets bereit. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen in verschiedenen Ländern beschreibt das FiBL als günstig, weshalb der Markt für mikrobielle Biostimulanzien in den nächsten Jahren wahrscheinlich expandieren werde.
Zur Verbesserung der Trockenheitstoleranz von Kulturen und damit weniger (chemischer) Dünger eingesetzt werden muss, könnten solche Präparate in Zukunft an Bedeutung gewinnen, heisst es weiter. In jedem Fall wird empfohlen, ein Produkt vor der breiten Anwendung auf einer kleinen Fläche zu testen.
Das Merkblatt des FiBLs «Mikrobielle Biostimulanzien» finden Sie hier.