Die beiden Veranstalter Hochstamm Suisse und Birdlife Schweiz nehmen den Tag zum Anlass, um auf die Entwicklung des Hochstammanbaus zurückzuschauen.
Anbauform von gestern
Der Anbau von Obst auf den stattlichen Hochstammbäumen wurde schon oft für tot erklärt. Er sei das Relikt einer traditionellen Anbauform, nicht mehr zeitgemäss, schutzlos den Witterungsschwankungen ausgesetzt, aufwändig und nicht rationell zu bewirtschaften.
Jahrelang ging die Entwicklung des Baumbestandes nur in eine Richtung: nach unten. Am 16. nationalen Tag der Hochstammbäume stellen Hochstamm Suisse und Birdlife Schweiz fest: Der Hochstammanbau ist sehr lebendig und beweist, dass die Produktion von Obst aus wertvollen Obstgärten nach wie vor funktioniert.
Sorge um Kirschen
Produkte mit dem Label Hochstamm Suisse sind in den Regalen eines Grossverteilers angekommen. Immer mehr Lebensmittel werden mit dem Hinweis auf den Wert der Hochstammbäume gekennzeichnet, Mostobst ab Hochstamm ist gesucht. Industriezwetschgen aus der Schweiz werden wieder gehandelt. Nur der Kirschenanbau macht den Hochstammbauern Sorgen: Mit dem Aufkommen der Kirschessigfliege wird die Sicherung des Rohstoffs zunehmend schwieriger.
Der Bestand der Hochstammobstbäume hat sich mit kleinen Schwankungen auf einem Bestand von fast 2.3 Mio. Bäumen eingependelt. Aktuell ist der Bestand wieder leicht um 13'000 Bäume zurückgegangen. Die Abnahme ist vor allem auf die Kantone Bern, Wallis, Luzern, Baselland und St. Gallen zurückzuführen. In acht Kantonen konnte eine Zunahme verzeichnet werden (z.B. In Graubünden, Aargau, Thurgau).
Lebensraum für Tiere
Damit ein Hochstamm-Obstgarten auch für die Natur von hohem Wert ist und Lebensraum für viele Tiere bietet, muss auch die Wiese oder Weide unter den Bäumen ökologisch bewirtschaftet werden. Ein vorbildlich bewirtschafteter Hochstamm-Obstgarten befindet sich zum Beispiel am Farnsberg BL, wo Birdlife Schweiz zusammen mit Partner ein gross angelegtes Aufwertungsprojekt durchführt.
Schutz für den Steinkauz
Ein weiteres Projekt von Birdlife Schweiz und vielen Partnern ist dem Steinkauz gewidmet, einem typischen Bewohner von Hochstamm-Obstgärten. Diese seltene Eulenart ist ganz besonders vom Rückgang der Hochstammbäume und der Überdüngung der verbliebenen Lebensräume betroffen. Vor 20 Jahren kam der Steinkauz nur noch in vier Regionen der Schweiz und mit einem Bestand von 50-60 Brutpaaren vor. Dank dem Artenförderungsprojekt sind einige Hochstamm-Obstgärten heute wieder attraktive Lebensräume für den seltenen Vogel. Derzeit können fast wieder 150 Brutpaare in der Schweiz gezählt werden - ein beachtlicher Anstieg. Die spezifischen Fördermassnahmen müssen zur Sicherung des Bestandes jedoch unbedingt weitergeführt werden.
Hochstamm-Obstgärten sind Lebensräume für Tiere und Pflanzen
Sorgen bereiten hingegen auch in den Obstgärten das Insektensterben und die hohen Stickstoffeinträge. Obstgarten-Vögel, die ihre Nahrung am Boden erbeuten, sind davon besonders betroffen.
Blühende Hochstamm-Obstgärten als Lebensraum für seltene Tiere und Pflanzen und als traditioneller Wirtschaftsraum engagierter Bäuerinnen und Bauern können die Bevölkerung am Nationalen Tag der Hochstammbäume kennen lernen. BirdLife-Sektionen und Bauernfamilien zeigen die Schönheit der Hochstammlandschaften auf Exkursionen und Blueschtwanderungen, an Marktständen und an den beliebten Obstgarten-Festen.
Alle Events des Hochstammtages finden Sie auf www.hochstammsuisse.ch oder auf www.birdlife.ch.