Niemand mag Nacktschnecken. Sie sehen wenig attraktiv aus, fressen kleine Setzlinge auf oder Löcher in den Salat – und sie kommen jedes Jahr wieder. Schneckenkörner scheinen eine bequeme und schnelle Lösung für das Problem, können es aber im Extremfall sogar verschlimmern.
Schneckenkörner können kontraproduktiv sein
Nicht alle Schnecken sind des Gärtners Feind. Als Schädlinge bezeichnet man verschiedene Nacktschneckenarten (Acker-, Gartenweg- und die Grosse bzw. Spanische Wegschnecke). Weinbergschnecken und Schnegel hingegen fressen vorwiegend totes Pflanzenmaterial und sind natürliche Feinde der Schadschnecken. Tigerschnegel etwa fressen deren Gelege.
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Tigerschnegel (Limax maxiumus) fressen die Gelege von Nacktschnecken. Mit ihrem auffälligen Muster und der oft beeindruckenden Körperlänge sind sie kaum zu verwechseln. (Bild jsc)
Schneckenkörner sind aber, unabhängig vom Wirkstoff, für alle Schnecken giftig. Bei Körnern auf Basis von Methaldehyd können zudem Igel und andere Kleintiere zu Schaden kommen, die als natürliche Feinde die Schneckenplage kontrollieren könnten. Sie sind auch für den Menschen nicht unbedenklich.
Der falsche Spanier im Gartenbeet
Seit einigen Jahrzehnten breitet sich die «Spanische» Wegschnecke in ganz Europa aus. Woher genau sie ursprünglich stammt, ist unbekannt. In der Schweiz hat sie die bei uns heimische Grosse Wegschnecke praktisch vollständig verdrängt. Diese ist vor allem noch in Wäldern anzutreffen.
Die Spanische Wegschnecke ist sehr robust gegen Trockenheit und daher in der Landwirtschaft wie auch in Gärten gefürchtet. Mit ihrem Einzug haben laut dem Forschungsinstitut für Biologischen Landbau FiBL die Schneckenschäden zugenommen.
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Die Spanische Wegschnecke (Rufus vulgaris) ist kaum von der einheimischen Roten Wegschnecke (Rufus arion) zu unterscheiden. (Bild Pixabay)
Die Biologie der Schleimer ausnutzen
Um seine Gartenbeete zu schützen, kann man sich die Lebensweise der Schadschnecken zu Nutze machen:
Bewässerung: Am frühen Morgen und gezielt bei den Pflanzen, statt grosszügig über das ganze Beet. So bleiben Salat und Gemüse von einem trockenen Bereich als ringförmiger Schutz umgeben und die Erde ist beim Eindunkeln, wenn die Schnecken sich auf den Weg machen, nicht feucht und daher ein weniger attraktiver Pfad.
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Schnecken mögen es feucht und kühl. Damit rund um Kulturpflanzen beides nicht grossflächig zusammenkommt, sollte man am frühen Morgen und gezielt nahe bei den Pflanzen giessen. (Bild Pixabay)
Regelmässig Hacken: Unbedeckter Boden im Beet neigt zu Trockenheitsrissen, die man durch häufiges Lockern der Erde verhindern kann. In solchen Rissen finden Nacktschnecken nämlich Unterschlupf, und zwar direkt neben ihrem grünen Abendessen. Ausserdem kann Wasser besser in die gelockerte Erde eindringen und Unkräuter werden bereits als Keimlinge unterdrückt.
Jäten statt Herbizide einzusetzen: Auch die Unkrautbekämpfung hat mit Schneckenschutz zu tun. Denn geschwächte oder welkende Pflanzen als Resultat eines Herbizid-Einsatzes, locken die Schädlinge ins Beet. Und dann ist der Salat nicht mehr weit.
Richtig kompostieren: Damit der Kompost nicht zur Schneckenquelle wird, sollte man ihn sorgfältig pflegen. Beim richtigen Kompostieren entsteht im Haufen durch die Zersetzung viel Wärme, was den Schnecken nicht behagt.
Zäune und Kragen
Schneckenzäune sind relativ teuer und wirken vor allem präventiv, indem sie das Einwandern von Schnecken verhindern, z. B. eine Abwehrfront gegen Gebüsche bilden. Modelle mit lagen Überhängen funktionieren besser, da die Schnecken sich nicht darüber hangeln können. Ausserhalb der eingezäunten Fläche sollte man regelmässig Schnecken einsammeln oder von Igeln usw. fressen lassen, damit die Population und damit der Ansturm auf den Zaun in Grenzen gehalten werden kann. Gemüse und Salat in genügendem Abstand pflanzen, damit keine Blätter als Brücken für Schnecken eine Bresche in den Zaun schlagen.
Die kleinere Variante des Schneckenzauns ist ein Kragen um Einzelpflanzen. Kombiniert mit einem Deckel wird der Kragen zu einem Minitreibhaus.
Nicht ins Beet locken: Schnecken sind auch Kannibalen. Tote Artgenossen werden gefressen, daher sollten diese rasch entfernt werden, um nicht noch mehr Exemplare anzulocken. Diese Arbeit kann man sich sparen, wenn man auf das Zerhacken, Zerschneiden, mit Salz austrocknen oder in Bierfallen ertränken verzichtet.
Natürliche Feinde fördern: Wer sich einen Schnegel in den Garten holt, hat damit eine attraktive Schneckenpolizei angesiedelt. Igel wie auch Bergmolche fressen Schadschnecken. Erstere profitieren von Igelhäusern und herbstlichen Laub- und Asthaufen, werden aber von Motorsensen und Rasenmäher-Robotern verletzt oder getötet. Molche leben im Sommer in Teichen und verbringen den Winter unter Steinen.
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Für ihre natürlichen Feinde wie etwa Igel, gewisse Vögel oder Reptilien (z. B. Blindschleichen) sowie Laufkäferarten sind Nacktschnecken als Nahrungsquelle eine Lebensgrundlage. (Bild Pixabay)
Mit Nematoden gegen Schnecken
Zu den natürlichen Schneckenfeinden gehören auch Nematoden. Sie wirken sehr spezifisch und einige Wochen, sind aber teuer und ihre Anwendung heikel. Ausserdem wirken sie vor allem gegen Ackerschnecken, Wegschnecken werden nur im Jugendstadium befallen.
Gezielte Pflanzenauswahl: Allgemein sind einheimische Pflanzen weniger schneckenanfällig als Exoten. Ausserdem fördern sie andere Arten und Insekten, die zu einem funktionierenden Garten-Ökosystem beitragen.
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Kräftige Jungpflanzen sind weniger schneckenanfällig. Daher lohnt es sich, die Setzlinge vor dem Einzug ins Beet vorzuziehen. (Bild Pixabay)
Starke Setzlinge pflanzen: Schwache Pflanzen sind besonders empfindlich und schnell vollständig aufgefressen. Vorher an einem geschützten Ort angezogene, bereits etwas grössere und kräftigere Jungpflanzen können den Verlust eines Blattes eher noch verschmerzen, ohne daran einzugehen. Ideal ist ausserdem, sie vor einer schneckenfeindlichen Trockenphase einzupflanzen.
Keinen Unterschlupf bieten: Schnecken sollten sich im Pflanzbereich nicht zu wohl fühlen. Abdeckungen wie Holzbretter oder Plastikfolien bieten feuchte Verstecke für die Schädlinge an und sollten daher nicht zwischen Gemüse und Salat liegen.
Kompost im Frühherbst verteilen: Zu dieser Zeit enthält das Material am wenigsten Schneckeneier.
Über die Wirkung von Kaffeesatz liest man unterschiedliche Berichte. Anscheinend sind hohe Dosen Koffein tödlich für Schnecken. Beim Schleichen über Kaffeesatz werden sie die erforderliche Konzentration aber kaum aufnehmen. In trockenem Zustand ist das Material eher unattraktiv, sobald es nass wird ist aber auch diese Wirkung dahin.
Aber immerhin düngt Kaffeesatz die Pflanzen.
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Nackt- wie auch Häuschenschnecken gehören zur Gruppe der Gastropoden. Das heisst übersetzt «Bauchfüsser». Schnecken mit Haus richten kaum Schäden an Gemüse an. (Bild Pixabay)
Wie ist es mit dem Mulchen?
Eine Mulchschicht auf dem Gartenbeet hat verschiedene Vorteile: Der Boden bleibt feucht und trocknet weniger aus, braucht also weniger Wasser. Je nach Material kann Mulch aber auch gut für Schnecken sein. Rasenschnitt z. B. kann ihnen Unterschlupf bieten, trockene Häcksel hingegen weniger. Frisches Material fördert aber das Pflanzenwachstum besser.
Da kommt man als Gartenbesitzer in eine Zwickmühle. Wenn man die anderen Punkte zur Schneckenabwehr berücksichtigt, sollte man auch von den Vorteilen des Mulchens profitieren können.
Schneckentolerante Pflanzen
Nicht alle Pflanzen leiden gleichermassen unter Schnecken. Laut dem Forschungsinstitut für Biologischen Landbai FiBL gehören zu den schneckentoleranten Gemüsearten:
- Kartoffeln
- Tomaten
- Lauch
- Zwiebeln
- Nüsslisalat
- Zuckerhut
- Topinambur
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Zwiebeln gelten als schneckentolerant. Toleranz bedeutet nicht, dass sie niemals angeknabbert werden, sondern dass sie Frassschäden gut überleben können. (Bild Pixabay)
Schneckentolerante Zierpflanzen:
- Bartnelke
- Beinwell
- Christrose
- Fingerhut
- Flockenblume
- Immergrün
- Kapuzinerkresse
- Königskerze
- Labendel
- Nachtkerze
- Phacelia
- Primeln
- Ringelblume
- Rosen
- Storchenschnabel
Eine noch ausführlichere Liste finden Sie im Merkblatt zur Schneckenbekämpfung der Gesellschaft Pro Igel.
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