Es ist ein Film, der unter die Haut geht. Und das soll er wohl auch, denn der Film des vor wenigen Jahren gegründeten Vereins Simmentaler Original will die Vorzüge der Rasse Simmentaler zeigen. Die Gruppe aus mehreren Bauernfamilien mit Simmentaler Fleckvieh, welche sich zum Verein Original Simmentaler zusammengeschlossen hat, um die traditionelle Rasse mit ihren Merkmalen in der Schweiz zu erhalten und zu fördern, war in Thun zu Gast. Dort trafen sich die Mitglieder der Schweizerischen Vereinigung zur Erhaltung und Förderung der reinen Simmentaler Rasse (SVS) zur Versammlung. Der Film, der die Rasse und ihre Anhänger mit einzigartigen Bildern und Kompositionen ins Zentrum stellt, wurde an der Versammlung der SVS in Thun BE zum ersten Mal uraufgeführt.
Mehr Wertschöpfung
«Unsere Anliegen, die im Grunde eure sind», sagte Christian Wanner, Präsident von Simmentaler Original zu Beginn seines Referats. «Wir wollen mithelfen, dass die Wertschöpfung aus den Produkten der Simmentalerkühe ansteigt», erklärte der ehemalige Solothurner Politiker weiter. Er übergab das Wort alsbald an Josef Dähler, ehemaliger Leiter Geschäftsbereich Bell. «Meisterknecht in einer Fleischfirma», nannte Dähler sich während seiner spannenden Ausführungen selbst einmal. Dähler, wie auch Wanner, setzen sich beide aus persönlicher Überzeugung für die Rasse ein, wie sie betonen. Den möglichen Erfolgen müsse geholfen werden, sind sie sicher. Dähler habe gesehen, wie die Euter immer grösser und die Kühe selbst immer dünner geworden seien. Es dürfe nicht gehen, wie mit der Freiburger Kuh, ist er sicher. «Das wäre Sünd’ und schade.» Es müsse mehr Wertschöpfung her. «Nicht nur Schauen machen, sondern etwas vermarkten können und zwar zu einem guten Preis», erklärte Josef Dähler weiter. Und dafür sollen die Tierbestände steigen. Ambitioniertes Ziel von Simmentaler Original ist, bis 2030, den Bestand zu verdoppeln.
Zukunftsträchtiges Projekt
Für den Erfolg soll nicht nur Milch sondern auch Fleisch im Angebot stehen. «Wir brauchen an der Front Marktkraft. Im Moment hat niemand auf uns gewartet. Wenn wir das Käsesortiment anschauen, müssen wir die Frage stellen, warum soll der Konsument unsere Produkte wollen», weiss der ehemalige Bell-Mitarbeiter. Josef Dähler ist aber sicher: «Es gibt kein Produkt auf dieser Welt, dass eine solche Geschichte erzählen kann. Wir müssen diese Tiere fördern, die mit unseren Gegebenheiten Milch und Fleisch produzieren und das nicht einfach mit viel importiertem Kraftfutter tun.»
Tschiemer tritt zurück
Christian Tschiemer, Präsident SVS, stand in dieser Funktion zum letzten Mal vor der Versammlung. Er wurde am Abend wegen Amtszeitbeschränkung verabschiedet. Tschiemer konnte von den insgesamt 853 Mitgliedern deren 71 zur Versammlung begrüssen. Er hatte erwartungsgemäss im Rückblick wenig Erfreuliches zu berichten. «Zweimal haben wir die Reinzucht-Ausstellung organisiert und durchgeführt haben wir sie nie. Es tat uns leid, dass die Züchter ihre schönen Tiere nie zeigen konnten», so der Präsident. Corona hatte die SVS zur Absage gezwungen. Diese Tatsache habe auch im Vorstand für grossen Frust gesorgt, erinnert er sich. Die Reinzucht-Ausstellung habe man in der Folge glücklicherweise nicht im 2021 geplant, sondern bereits auf das Jahr 2022 geschoben. Die Preise für die Ausstellung seien eingelagert und werden kommendes Jahr den Siegerinnen überreicht. Dann sei eine entsprechende Durchführung hoffentlich wieder möglich.
Neue Mitglieder
Im Traktandum Wahlen galt es, Res Wanzenried, der sich für eine letzte Amtszeit im SVS-Vorstand von vier Jahren abermals zur Verfügung stellt, wiederzuwählen. Zudem gab es zwei Neuwahlen. Wie Christian Tschiemer ist auch Marcel Hirschi seit 2009 im SVS-Vorstand. Beide haben ihre Amtszeit von 12 Jahren nun beendet. Als Nachfolger für Marcel Hirschi kommt Mario Nydegger, Rüschegg-Gambach BE in den Vorstand. Der 33-Jährige ist verheiratet und Vater von zwei kleinen Kindern. Der Meisterlandwirt bewirtschaften den elterlichen Hof in Generationengemeinschaft mit seinem Vater seit 2012. Anfang 2022 will er diesen übernehmen. Neben Milchproduktion für Abnehmer Cremo ist eine Pouletmasthalle ein weiteres Standbein. «Wir haben Simmentalerkühe, viele davon mit einem Natursprungstier geführt und eine schwarze Kuh für den Büebu, weil ihm das gefällt», so Nydegger. Auf Christian Tschiemer folgt Toni Zingrich, Saxeten BE. Er ist verheiratet, Vater von vier Kinder und bewirtscahftet den Betrieb im Berner Oberland seit 1993. «Dazu sind wir im Sommer auf einem Berg mit 20 Stössen», so Zingrich. Der Viehbestand umfasst 30 GVE reine Simmentaler.
Neuer Präsident
«Es ist langsam Zeit, werden die einen denken», sagte Christian Tschiemer am Abend, als es um seinen Abgang ging. Davon war allerdings am Abend nichts zu vernehmen. Tschiemer erhielt Wünsche und Lob in den allerhöchsten Tönen. Auch von seinem Nachfolger, dem neuen SVS-Präsident Martin Liechti. Der Eggiwiler war bisher als Vizepräsident tätig. «Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie stolz ich bin», sagte Liechti nach seiner Wahl und hofft auf die Unterstützung aus den Reihen der Züchter, denn: «alleini chame da nüt mache», ist er sicher.