An der Herbstmitgliederversammlung von Bio Zürich & Schaffhausen vom 6. November am Strickhof stand das Huhn im Mittelpunkt. Ein besonderes Augenmerk galt der Gumboro-Impfung: Christoph Fankhauser von Bio Suisse war als Gastreferent nach Lindau gekommen, um über die Impfung gegen die Gumboro-Krankheit zu orientieren: 2013 war auf inländischen Mastbetrieben eine Variante des Virus aufgetreten, die für teils hohe Verluste gesorgt hatte. Bio-Mastbetriebe sind in der Regel vom Gumboro-Virus besonders betroffen, weil der Weideauslauf für Poulets bereits ab dem 21. Tag vorgeschrieben ist und eine Kontamination mit dem Virus vor allem im Aussenbereich droht, wo dieser bis zu zwei Jahre überleben kann.

Es gibt mehrere Impfstoffe gegen die Gumboro-Krankheit, die auch als Infektiöse Bursitis bekannt ist. Allerdings kann mit den herkömmlichen Lebend-Impfstoffen für die Küken kein genügender Impfschutz vor dem 21. Lebenstag erzielt werden. Vaxxitek hingegen, der seit 2017 in der Schweiz zugelassen ist, wirkt vom ersten Tag an. Da es sich dabei aber um einen gentechnisch modifizierten Impfstoff handelt, ist sein Einsatz für Knospe-Betriebe nach den Regeln von Bio Suisse nicht erlaubt und bedarf einer Ausnahmebewilligung. Vor einem Jahr beschlossen die Delegierten eine befristete Bewilligung bis Ende 2019. Mastgeflügelküken wurden fortan direkt in der Brüterei flächendeckend präventiv geimpft, weitere Krankheitsausbrüche blieben aus.

Früher Impfschutz bei Weideauslauf

An die Bewilligung von Bio Suisse geknüpft war jedoch die Auflage, eine Arbeitsgruppe zu bilden, die zwischenzeitlich intensiv nach Alternativen suchte. Bislang ohne grossen Erfolg: Die Komplementärmedizin beispielsweise zeigte sich zwar teilweise wirksam, jedoch nur bei weniger aggressiven Virenstämmen. Auch wurde eine Variante mit dem Impfstoff "Nobilis 228" überprüft. "Dieser bietet jedoch erst ab dem 33. Lebenstag den notwendigen Impfschutz, wofür die Raus-Bestimmung angepasst werden müsste", so Christoph Fankhauser. Dazu sei das Bundesamt für Landwirtschaft BWL jedoch nicht bereit. Zudem ist "Nobilis 228" laut Fankhauser hierzulande gar nicht zugelassen, für die Herstellerfirma ist die Schweiz nicht interessant. Diese kombinierte Variante ist demnach keine Alternative. "Auch nicht fair wäre es, Vaxxitek befristet zuzulassen und gleichzeitig die Poulets ohne Knospe-Label zu vermarkten", meinte Fankhauser. Man müsse in Zukunft von Fall zu Fall zwischen virulenten und normalen Viren unterscheiden. Und wenn nötig, brauche es für betroffene Betriebe Notfallpläne. 

Gentech-Impfstoff fordert Bio heraus

Der Bio Suisse-Vorstand hat beantragt, die Ausnahmebewilligung bis Ende 2024 zu verlängern. An der Delegiertenversammlung am kommenden Mittwoch in Olten wird nun darüber entschieden.

Das Thema sorgte an der Herbstmitgliederversammlung für eine Grundsatzdiskussion: Manche Teilnehmer vertraten die Meinung, dass das Bioregelwerk wegen eines GVO-Impfstoffs nicht aufgelöst werden dürfe. Eher sollten die Raus-Bestimmungen vorübergehend angepasst werden, zumal nur wenige Betriebe tatsächlich betroffen sind. Jemand meinte, würde der Antrag an der DV abgelehnt, würde vielleicht schneller eine Alternative gefunden werden. Sepp Rüegg von der IG Bio-Ei, der ebenfalls anwesend war, warf die Bemerkung ein, dass ja schliesslich alle interessiert daran seien, den Virus einzudämmen, was mit Vaxxitek am wirksamsten möglich sei. GVO-Impfstoffe würden zudem immer häufiger.

 

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