2021 war nördlich der Alpen ein sehr regenreiches und kaltes Jahr – gemäss Meteo Schweiz waren der April und Mai die kältesten Monate der letzten 20 bzw. 30 Jahre; der Mai der nässeste seit Messbeginn. Der Sommer 2021 brachte weitere Starkniederschläge und Gewitter. «In der Folge waren die Honigerntemengen auf der Alpennordseite sehr schwach. Nur das Tessin konnte einigermassen Honig ernten», heisst es in der «Schweizerischen Bienen-Zeitung». Für die Proteinversorgung ist auch der Polleneintrag für die Bienen wichtig.
Die Autoren gehen davon aus, dass das schlechte Wetter einen negativen Einfluss auf die Widerstandskraft und die Lebenserwartung der Bienen gehabt haben musste. Denn im Winter 2021 /2022 sind sehr viele Bienenvölker eingegangen, wie eine Umfrage der Bienen Schweiz (Dachorganisation der Imkersektionen) bei den Imker(innen) zeigte – mehr als ein Drittel sind vor und während des vergangenen Winters eingegangen bzw. konnten sich nicht zu einem Wirtschaftsvolk entwickeln. In einigen Kantonen zeigt sich sogar ein dramatischer Anstieg der Völkerverluste.
6,6 % mehr Verluste als noch 2020
Neben einer Schwächung durch Energie- und Proteinmangel kommen die Bienen durch Varroamilben mit verschiedenen Virenkrankheiten in Kontakt und infizieren sich. Steigt die Varroamilben-Population in den Völkern im Herbst über die Schadschwelle von 2000 Milben pro Bienenvolk, kann das zu einer starken Völkerabschwächung bis hin zum Totalverlust führen.
Im Vergleich zum Vorjahr hatten viele Standorte hohe Winterverluste durch «Tote Völker» (Kahlflug oder tote Bienen auf dem Kastenboden) zu verzeichnen, so die «Schweizerische Bienen-Zeitung». Mit den Vorverlusten (Verluste vor dem Einwintern), Königinnenverlusten und Elementarverlusten (durch Elementarschäden wie Flut, Lawinen, Specht, Bär, Erschütterungen) erhöht das die Verluste und man kommt auf einen «Totalen Winterverlust» von 28,1 Prozent. Das sind 6,6 Prozent mehr als noch im Vorjahr (21,5 %).
Kantonale Unterschiede
Bienen Schweiz beobachte zudem eine starke kantonale Schwankung der Völkerverluste im Winter. Der Jurabogen mit Basel-Stadt/Basel-Land, Jura, Neuenburg und Solothurn weise hohe Verluste aus. In den Kantonen Genf, Jura, Schaffhausen, Waadt und Wallis würden tote Bienenvölker einen überwiegenden Teil der «Echten Winterverluste» ausmachen. In den Kantonen Bern, Neuenbrug und Solothurn sind die Ursachen der Verluste andere (hauptsächlich «Königinnenprobleme»).
Bienen Schweiz interpretiere es wie folgt: «Wenn die Verluste hauptsächlich auf die ‹Toten Völker› zurückzuführen sind, ist der Grund in der Strategie zur Varroamilben-Bekämpfung zu suchen, während für die andere Gruppe von Kantonen an der Verbesserung der Qualität der Königinnen gearbeitet werden sollte (jüngere Königinnen, gute Begattungsbedingungen usw.).» Auch die Beobachtung, dass sich jedes zehnte ausgewinterte Bienenvolk nicht zu einem Wirtschaftsvolk entwickelt, müsse durch gutes Imkerhandwerk gemildert werden können (bspw. durch Vereinigung von Völkern bereits im Herbst).
Schweizweite Zunahme der Verluste
In den letzten drei Jahren hätten die Verluste durch «Tote Völker» in den meisten Kantonen und im Fürstentum Liechtenstein eher abgenommen. Gemäss Bienen Schweiz könne dies an der konsequenten Varroa-Behandlung nach den Empfehlungen des Bienengesundheitsdiensts (BGD) liegen sowie an dem immer häufiger praktizierten gleichzeitigen Beginnen der Varroamilben-Behandlung in allen Regionen der Schweiz und Liechtenstein.
Im Winter 2020/ 2021 hätten allerdings die «Totalen Winterverluste» um fast 3 % schweizweit zugenommen. Von den grossen Kantonen hätte nur das Tessin weniger Verluste gehabt als im Vorjahr.
Gründe für Verluste: Nasses Wetter, Futtermangel, Behandlungsschwierigkeiten
Angenommen wird, dass wie bei der Honigernte, das kalte und nasse Wetter die Ursache für den massiven Anstieg der Winterverluste ist. Was dafür spreche: Das Tessin wurde vom schlechten Wetter verschont und lieferte Honigerträge. Die Winterverluste reduzierte der Kanton. Auch der schon erwähnte Polleneintrag für die Proteinversorgung, speziell der Brut und der Königin, werde durch das schlechte Wetter vermindert. Wodurch auch die Resistenz der Bienen gegen die Viren leide.
Das Regenwetter mit Gewitter im Sommer machte es zudem schwierig, den richtigen Zeitpunkt der Sommerbehandlung mit Ameisensäure zu finden. Diejenigen, die bereits Mitte bis Ende Juli erstmals behandelten, würden weniger Winterverluste aufzeigen. Es werde deshalb empfohlen, immer so früh wie möglich zu behandeln. Gleiches gilt für die Winterbehandlung mit Oxalsäure. Wird bereits im Oktober, November und Dezember behandelt, ist mit weniger Winterverlusten zu rechnen als bei einer Behandlung erst ab Januar.
Bei Höhen über 1200 m ü. M. weniger Verluste
Analysiert wurde zudem der Einfluss der Höhenlage der Bienenstandorte auf die Winterverluste. Es zeigte sich, dass bei Höhen über 1200 m ü. M. weniger Verluste verzeichnet wurden, da Bienenvölker erfahrungsgemäss weniger unter einem Varroamilben-Befall litten als Völker im Mittelland.