Vor sechs Jahren wurde der Haslitaler Andreas «Dres» Anderegg als Nachfolger von Felix Honegger zum neuen Präsidenten des Schweizerischen Original-Braunvieh-Zuchtverbandes (SOBZV) gewählt. An der Generalversammlung des SOBZV vom Freitag, 14. Februar in Rothenthurm wird Dres Anderegg sein Amt nun abgeben. Der Verbandsvorstand schlägt den bisherigen Vizepräsidenten Ruedi Frehner aus Schwellbrunn (AR) als Nachfolger vor.

Häufige Diskussionen zur Zitzennote anlässlich der LBE

Neben der Präsidenten-Wahl wird wohl vor allem ein Antrag aus dem SOBZV-Vorstand an der GV zu Diskussionen führen. Gemäss einem Schreiben, welches zusammen mit der GV-Einladung versendet wurde, beantragt der Vorstand an die GV, sich gegen die geplante Integration der Zitzennote in die Euternote auszusprechen.

Die Aufhebung der Zitzennote habe der Vorstand von Braunvieh Schweiz im September 2024 «mit knapper Mehrheit» beschlossen. Im November sei der SOBZV-Vorstand über diesen Entscheid anlässlich einer Sitzung informiert worden. Als Hauptgründe für die Integration der Zitzennote in die Euternote habe Braunvieh Schweiz einerseits häufige Beanstandungen und Diskussionen anlässlich der LBE bei der Zitzennote aufgeführt. Zudem werde so die LBE der Schweiz an die der anderen europäischen Braunviehländer angepasst.

«Bisher unzureichende Information»

Der SOBZV-Vorstand habe den Austausch mit Brauenvieh Schweiz geschätzt, die direkte Information gegenüber den Züchtern zu diesem Thema sei aber, so die Sicht des SOBZV-Vorstandes, «bisher unzureichend gewesen». Aus diesem Grund fühlt sich der SOBZV-Vorstand nun verpflichtet, seine Ansichten zu diesem Entscheid öffentlich zu kommunizieren. Er listet in seinem Schreiben folgende Argumente auf, die gegen die Integration der Zitzen- in die Euternote sprechen:

  • Wenn zukünftig die Position Euter zu rund 75 Prozent und die Position Zitzen zu rund 25 Prozent in die Euternote einfliesse, verliere die Euternote an Aussagekraft und die Position Zitzen erhalte zu wenig Beachtung.
  • Seit der Einführung der Zitzennote im Rahmen der LBE habe sich die Qualität der Zitzen bei OB sehr positiv entwickelt. Der Vorstand befürchtet darum eine negative Entwicklung der Zitzen-Qualität infolge der angedachten Integration der Zitzen- in die Euternote.
  • Auch hat der SOBZV-Vorstand grosse Bedenken, dass nach dem Wegfall der Zitzennote der Position Zitze beim Jungstieren-Ankauf durch die KB-Organisationen zu wenig Beachtung geschenkt werden könnte und dass dadurch bei der Anpaarung Genetik mit Schwächen in der Zitzen-Position zum Einsatz kommen könnte.

Zitzen haben wieder an Bedeutung gewonnen

Braunvieh Schweiz informierte in der letzten Ausgabe seiner Verbandszeitschrift «CHBraunvieh» über die geplante Integration der Zitzennote in die Euternote. Darin verwies Braunvieh Schweiz darauf, dass die Zitzen mit den heutigen verschiedenen Melksystemen wieder mehr an Bedeutung gewonnen hätten. Es sei darum zwingend, dass auch in Zukunft alle Merkmale für die Zitzen beibehalten und diese auch beschrieben würden. Mit dem aktuellen System sei es eine grosse Herausforderung für die LBE-Experten, im Block «Zitzen» eine gute Streuung der verschiedenen Merkmale zu machen und gleichzeitig dem Züchter eine nachvollziehbare Einstufungsnote zu kommunizieren.

Die Zuchttendenzen der Zitzen seien klar ersichtlich. Die Kühe zeigten immer häufiger zu kurze und eng platzierte Zitzen. Mit der Änderung werde auch eine wichtige Anpassung auf internationaler Ebene geschehen, da die Schweiz das einzige Land sei, das für diesen Block eine separate Einstufungsnote habe. Aufgrund dieser Argumente sei es sinnvoll, wenn für die Zitzen keine Einstufungsnote mehr publiziert und kommuniziert würde. Die BauernZeitung fragte bei Martin Rust, Direktor von Braunvieh Schweiz, nach:

Wenn es im Block «Zitzen» zukünftig wie angekündigt zu einer grösseren Streuung in den verschiedenen Merkmalen kommt, geht dann Braunvieh Schweiz davon aus, dass der Schnitt der Zitzennote, der in den letzten Jahren ja immer so um 80 Punkte lag, zukünftig tiefer liegen wird?

Martin Rust: Es wird für alle Merkmalsblöcke eine durchschnittliche Einstufungsnote von 80 Punkten angestrebt.

Wenn die durchschnittliche Einstufungsnote auch zukünftig in allen Merkmalsblöcken bei 80 Punkten liegen soll, warum soll es denn zukünftig schwerer werden, dem Züchter eine nachvollziehbare Einstufungsnote zu kommunizieren?

Martin Rust, Direktor von Braunvieh Schweiz. (Bild: Braunvieh Schweiz)
Fakt ist, dass die Zitzennote heute zu vielen Diskussionen Anlass gibt. Die Vorstellungen der Züchter, wie das Idealbild der Zitzen aussieht, gehen stark auseinander – viel stärker als dies bei den anderen Eutermerkmalen oder generell in den anderen Exterieurblöcken der Fall ist. Jahrzehntelang wurde in Richtung des Optimums kurz, fein, eng gezüchtet. Der genetische Trend für die Zitzenmerkmale in den letzten 20 Jahren verläuft extrem in diese Richtung. Heute haben wir Tiere, die mit zu kurzen oder feinen Zitzen oder enger Zitzenverteilung nicht mehr den Anspruch an eine funktionale Zitzenanlage erfüllen. Die Exterieurbeurteilung ist aber kein Selbstzweck, sondern richtet sich ganz klar an der Funktionalität aus.

Wäre es für Braunvieh Schweiz auch denkbar, analog zu Swissherdbook für die Doppelnutzungsrasse OB die Zitzennote beizubehalten und für die Zuchtrichtung BS die Zitzennote in die Euternote zu integrieren?

Zwei Lösungen innerhalb derselben Rasse erachte ich als ungünstig. Zudem führen abweichende Schemen langfristig zu Mehraufwand beim Unterhalt und der Weiterentwicklung der internen Systeme und der LBE-Software und verursachen damit Mehrkosten.

Der Vorstand des Schweizerischen Original-Braunvieh-Zuchtverbandes wird an der kommenden SOBZV-Generalversammlung den Antrag stellen, die Zitzennote  beim Original Braunvieh beizubehalten. Auf der Traktandenliste der DV von Braunvieh Schweiz vom April 2025 ist «die Integration Zitzenmerkmale in den Euterblock» ebenfalls traktandiert. Gibt es bereits Anträge von anderen Organisationen, die den Verzicht der Integration der Zitzen- in die Euternote fordern?

Nein, dazu besteht aber auch kein Anlass. Das Thema ist auf der Traktandenliste der Delegiertenversammlung aufgeführt und wird dann behandelt.