Der «Zorro des Waldes» war vermutlich noch im Winterschlaf, als ihn Erich Linz aus dem solothurnischen Büsserach im Oktober 2021 bei einer Nistkastenkontrolle angetroffen hat. Das sei der erste offizielle Nachweis dieser Art im Kanton Solothurn nach über 110 Jahren, freut sich Pro Natura. Projektleiter Thomas Briner überreichte Linz als Belohnung für den «Sensationsfund» in seiner Hochstammanlage einen Demeter-Rotwein.
Schon länger auf der Suche
Vor zwei Jahren hatte der Umweltverband im Rahmen des Projekts «Heckengeister und Klettermeister» die Bevölkerung dazu aufgerufen, die Augen offen zu halten nach Schlafmäusen (Bilchen) im Mittelland sowie der Solothurner und Berner Jurakette. Dazu gehören Siebenschläfer, Haselmäuse und Gartenschläfer, aber letzterer war nicht unter den bis im Herbst 2021 eingegangenen über 2'000 Meldungen. Dafür wurden seine Verwandten in Nistkästen, Dachstöcken, Ställen und Bienenhäusern gefunden.
Neben dem Nachweis 2021 in Büsserach SO gab es auch eine bestätigte Meldung eines Gartenschläfers aus dem bernischen Nidau im selben Jahr. Bemerkenswert, da sich das Tier mitten im Siedlungsgebiet befand. «Zwar sind Gartenschläfer berüchtigt dafür, sich gerne in Obstharassen oder Heuballen mittransportieren zu lassen und an den unwahrscheinlichsten Orten aufzutauchen, doch kann der Siedlungsraum auch Lebensraum für die Art sein», heisst es dazu im Abschlussbericht des Naturmuseums Solothurn.
Die Mäuse im Nistkasten
Das Projekt «Heckengeister und Klettermeister» hatte zum Ziel, mehr über die Verbreitung von Schlafmäusen im Juragebiet herauszufinden. Die meisten Siebenschläfer und Haselmäuse seien in Nistkästen gefunden worden, die sie sowohl im Sommer als auch im Herbst und teilweise im Winter nutzen. Beide leben ursprünglich in Baumhöhlen, würden aber Nisthilfen sehr gerne annehmen und sie bei grosser Verfügbarkeit sogar bevorzugen. Aufgrund unterschiedlicher Lebensräume bestehe keine Konkurrenz zwischen den beiden Bilcharten.
Bisher kein Problem für Vögel
Um die Vögel müsse man sich keine Sorgen machen: Obwohl Siebenschläfer laut Literatur auch Eier und Jungvögel fressen sollen, hätten Untersuchungen «erträgliche Verluste» auch bei hoher Belegung der Nistkästen durch die Schlafmaus gezeigt. Sie würden die Kästen ohnehin meist nach dem Ausfliegen der Vogelbruten beziehen oder leere auswählen. Im Abschlussbericht wird allerdings darauf hingewiesen, dass durch den Klimawandel höhere Frühlingstemperaturen Bilche früher unterwegs sein könnten. Das mache ein Zusammentreffen brütender Vögel und Siebenschläfer wahrscheinlicher.
Weitere Ausbreitung ist möglich
Mit der Nominierung zum Tier des Jahres 2022 hat der Gartenschläfer, der seiner auffälligen Fellzeichnung den Spitznamen «Zorro des Waldes» verdankt, grosse Bekanntheit erlangt. Der Nachweis in Büsserach weckt Hoffnungen, dass diese Bilchart den Weg zurück in jene Gebiete findet, aus denen sie verschwunden ist. Aktuell gilt der Gartenschläfer in der Schweiz als «fast bedroht». Aber, wie Pro Natura schreibt, eine weitere Ausbreitung sei möglich. Dies unter der Voraussetzung passender Lebensräume. Es brauche Laubhaufen, Holzbeigen und alte Bäume im Kulturland, in Gärten und Wäldern, die genügend Verstecke bieten.
Mitmachen
Ab April erwachen Gartenschläfer aus ihrem Winterschlaf. Der Zeitpunkt sei daher ideal, um sie mithilfe von Spurtunnels aufzuspüren. Dazu lädt Pro Natura im Rahmen der nationalen Aktion «Spurensuche Gartenschläfer» ein. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.