Der Weissstorch hat es nicht immer einfach. Der Vogel ist eine Prioritätsart für die Artenförderung. Der Einsatz von Schädlingsbekämpfungsmitteln, die Entwässerung von feuchten Wiesen, der Jagddruck in Durchzugs- und Winterquartieren sowie Kollisionen mit Freileitungen lassen den Stelzvogel in Bedrängnis geraten. In den 1950er-Jahren war der Weissstorch den Bedrohungen nicht mehr gewachsen und ist in der Schweiz ausgestorben. Dank einem Wiederansiedlungsprojekt von Max Bloesch konnte dem Weissstorch seinen Lebensraum wieder zurückgegeben werden.
Wo der Vogel zu finden ist
Die Population steige bisher stark an und habe sich seit dem Jahr 2000 rund verdreifacht, teilt Livio Rey von der Schweizerischen Vogelwarte mit. So leben wieder 370 bis 460 Vogelpaare in der Schweiz. Dem Weissstorch gehe es in der Schweiz also grundsätzlich gut. Heute sei der Brutvogel vor allem im Mittelland verbreitet, mit einem Schwerpunkt in den nördlichen und östlichen Landesteilen. Der Weissstorch halte sich bevorzugt in Flussauen und auf Landwirtschaftsland mit angrenzenden Feuchtgebieten auf. Momentan seien die grössten Populationen nach wie vor in der Umgebung der ehemaligen Aufzuchtstationen angesiedelt. Gebiete, die unter dem Weissstorch leiden, gebe es keine.
Zug in den Süden oder doch nicht?
Den Winter verbringt der Zugvogel üblicherweise nicht in der Schweiz. Der Herbstzug beginne bereits Mitte Juli, habe Ende August seinen Höhepunkt und ende Mitte Oktober, erklärt Rey. Früher flogen die Weissstörche hauptsächlich via Gibraltar nach Westafrika, dies habe sich aber in den letzen Jahren geändert. Vermehrt zähle nun auch Spanien zu den Destinationen der Vögel. Der Biologe macht aber auch darauf aufmerksam, dass immer mehr Störche über den Winter in der Schweiz bleiben.
Landwirtschaftsverträgliche Störche
Zwischen den Störchen und der Landwirtschaft bestehe kein Konfliktpotenzial, meint der Experte. Im Gegenteil, der Weissstorch fresse Heuschrecken, Schnecken, Käfer und ab und an sogar Mäuse. Dies sei eine willkommene Dienstleistung an den Landwirten.