Der Kanton Bern ist nicht gerade die Schweinehochburg des Landes. Trotzdem sind die zwei bis anhin einzigen Kandidaten für das Präsidium von Suisseporcs Berner. «Das ist ein Novum», sagt Martin Wenger aus Diegten BL, der Präsident der Findungskomission. Bisher stellte der Hauptstadt-Kanton noch nie einen Suisseporcs-Vorsitzenden.
Grosse Fussstapfen Pfisters
Eher unüblich für derartige Ausmarchungen ist auch, dass die beiden Kandidaten nicht dem Zentralvorstand angehören. Dieser zählt bei Suisseporcs 12 Mitglieder, darunter auch Martin Wenger. Er führt dies auf die bereits hohe Beanspruchung der Vorstandskollegen zurück.
Auch er selber könne sich derzeit nicht aus der starken zeitlichen Beanspruchung durch den Betrieb lösen, sagt Wenger. Die Vorstandsmitglieder hätten auch aus der Nähe mitverfolgt, wie gross das Engagement und die Fussstapfen des abtretenden Präsidenten Meinrad Pfister sind, so Wenger.
Teilweise Entlastung auf den Betrieben
Die beiden Kandidaten konnten sich im Hinblick auf eine mögliche Wahl zumindest teilweise entlasten. Urs Haslebacher ist Labelzüchter und -mäster aus Lohnstorf zwischen Bern und Thun. Er hat zwei Mitarbeiter mit Betriebsleiterfunktion gefragt, ob sie bereit wären, mehr Verantwortung zu übernehmen, was diese bejahten.
Andreas Bernhard aus Alchenstorf hat seinen Betrieb per Jahresbeginn an seinen Sohn verkauft. Der Betrieb umfasst rund 20 ha LN. Die Familie züchtet und mästet IP-Suisse-Labelschweine.
Markt als Grossbaustelle
Gefragt nach den grössten Baustellen, erwähnen beide Kandidaten die aktuelle Lage auf dem Schweinemarkt. Haslebacher sieht eine mögliche Lösung in der Einführung von Stilllegungsprämien für Zuchtbetriebe. Diese könnte man via Proviande finanzieren, so der Vorschlag des 47-jährigen Meisterlandwirts.
Konkret würde auf jedem Schlachtschwein eine Prämie von rund einem Franken erhoben, damit käme man auf einen jährlichen Betrag von 2,5 Mio Fr. Auch eine Bundesbeteiligung müsste geprüft werden, so Haslebacher.
«Jeden Tag verbrennen wir eine Million»
Andreas Bernhard bezeichnet die Marktlage als desaströs. «Jeden Tag verbrennen wir eine Million Franken», mahnt er. Aus seiner Sicht müssten die Produzentenorganisationen im Markt (Anicom, Profera, ASF und IP-Suisse) mehr unternehmen, um die Einkommen der Landwirte zu sichern, da habe man bisher noch sehr wenig langfristige Aktivitäten gesehen, sagt der 61-jährige Ing. Agr. HTL.
Beide Kandidaten verfügen auch über Erfahrung in der Lokalpolitik und in diversen Ehrenämtern in der Landwirtschaft. Urs Haslebacher ist Gemeindepräsident von Thurnen. Andreas Bernhard war seinerseits Gemeinderatspräsident in Alchenstorf, hat das Amt aber unterdessen niederlegt. Dies gilt auch für seine Ämter bei der Fenaco, wo er unter anderem Präsident der Region Mittelland war.
Verzicht beim Suisag-Verwaltungsrat
Während Bernhard in Sachen Suisseporcs-Ämter nach eigenen Angaben ein Quereinsteiger ist, hat Haslebacher bereits Vorstandserfahrung und war Vizepräsident. Für Aufsehen hat er vor zwei Jahren gesorgt, als er mit anderen für den Suisag-Verwaltungsrat kandidiert hatte, um dort den Einfluss des Verbands zu stärken. Haslebacher trug dann zur Entschärfung bei, indem er auf die Kandidatur verzichtete.
Nächster Schritt im Wahlverfahren ist nun der Entscheid des Zentralvorstands zu den Kandidaturen im Februar, dort wird dann offiziell nominiert. Gewählt wird an der Suisseporcs-DV vom 10. Mai.