Die Sonne strahlt in voller Pracht über dem Zelghof im Sankt-Galler Dorf Gossau. Die nackten Apfelbäume vor dem Haus bilden langsam Knospen; der Frühling naht. «Im Frühjahr spritzen wir die Apfel- und Zwetschgenbäume», sagt Simon Broger. «Im Herbst sammeln und ernten wir dann die Äpfel und Zwetschgen, das gehört aber nicht zu meinen Lieblingsarbeiten auf dem Hof», schmunzelt er.
Steckbrief
Name: Simon Broger
Alter: 17 Jahre
Wohnort: Schlatt AI
Lehrjahr: Im 2. Lehrjahr als Landwirt EFZ
Ausbildungsbetrieb: Familie Mosberger in Gossau SG
Mit den Kühen aufgewachsen
Viel lieber ist Simon Broger bei den Kühen. «Zuhause in Schlatt im schönen Appenzell-Innerrhoden bin ich auf einem Aufzuchtbetrieb mit 50 Rindern aufgewachsen.» Er ist der älteste von drei Geschwistern. «Mein Bruder und meine Schwester wollen nicht bauern. Ich bin der Einzige von meinen Geschwistern, der von der Landwirtschaft fasziniert ist», erzählt der junge Mann begeistert. Von klein auf haben es ihm die sanften Riesen angetan. «Kühe sind meine Lieblingstiere», sagt er. «Sie sind sehr neugierige Tiere und mögen es, wenn man sich um sie kümmert.» Strahlend streichelt er über das schwarz-weisse Fell seiner Lieblingskuh Kelda. Auf seinem Lehrbetrieb, dem Zelghof, gibt es aber noch weitaus mehr Tiere zu pflegen als nur Kühe. 49 Holstein- und Red-Holstein-Kühe werden auf dem Milchwirtschaftsbetrieb gehalten und gemolken. «Wir haben aber auch 320 Mastschweine, 6 Pensionspferde und ein Zwergpony auf dem Hof», ergänzt Simon Broger, während er mit strammen Schritten durch den grossen und hellen Kuhstall schreitet.
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Vielseitige Lehrbetriebe, vielseitige Interessen
Die Diversität an Aufgaben und Tieren auf dem Zelghof war der Grund, weshalb sich der angehende Landwirt für diesen Lehrbetrieb entschieden hat. Die Besitzer-Familie Mosberger bewirtschaftet 30 Hektaren Land im Umkreis von 5 Kilometern. Neben Natur- und Kunstwiesen stellen sie auch ihren eigenen Silomais für die Kühe her. Fünf Hauskatzen, fünf Legehennen und sechs Bienenvölker gehören ebenfalls zum Hof. «Aus unserer Milch wird Züger Frischkäse hergestellt», erzählt der 17-Jährige, «unsere Kühe geben im Schnitt 10'000 Liter Milch pro Laktation.» Sein Lehrmeister Fredi Mosberger unterstützt ihn bei seinem Vorhaben, «Lehrling des Jahres 2024» zu werden. Seit über 25 Jahren bilden Fredi und seine Frau Monica Mosberger Lehrlinge aus. «Erst nachdem Simon es unter die 10 Finalistinnen und Finalisten geschafft hatte, hat er uns von seiner Bewerbung erzählt», sagt Fredi Mosberger am Mittagstisch. Er habe sein Bewerbungsvideo ohne Hilfe über zwei Wochen verteilt aufgenommen, erklärt Simon Broger stolz. «Ich habe das Video auch selbst geschnitten, bearbeitet und passende Musik hinzugefügt.»
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Noch bis Juli ist der Appenzeller auf dem Zelghof bei der Familie Mosberger. Sein drittes und letztes Lehrjahr als Landwirt EFZ wird er dann auf einem Betrieb im Kanton Freiburg absolvieren. «Ich möchte mein Französisch verbessern und freue mich auf andere Aufgaben und neues Wissen.» Gespannt ist Simon Broger auch auf die andere Mentalität und neue Menschen in der Westschweiz. «Ich bin sehr weltoffen und aufgeschlossen», sagt der Lehrling von sich selbst. Sein erstes Lehrjahr habe er auf einem Bergbetrieb absolviert. «Dort war es interessant, Einblicke in die Zucht zu erhalten. Jetzt bin ich auf einem reinen Produktionsbetrieb und lerne viel über diese Betriebsart, was auch sehr spannend ist.»
Simon Broger interessiert sich auch für Politik und ist der Überzeugung, dass die Lernenden der landwirtschaftlichen Branche Grosses für die Zukunft des Bauerntums bewirken können. Sein Chef Fredi Mosberger sei in der Lokalpolitik aktiv gewesen. «Wer weiss, das wäre vielleicht auch noch etwas für mich», so der junge Landwirt. «Das Thema Politik interessiert mich auf jeden Fall sehr und ich möchte alles daransetzen, die Schweizer Landwirtschaft zu verbessern und zu fördern.» Nicht überraschend also, dass «Allgemeinbildung» sein Lieblingsfach in der Berufsschule ist. Was ihm an diesem Fach besonders gefalle, sei, dass es dort nicht nur um die Schweizer Landwirtschaft, sondern auch um den Weltmarkt und um internationale Zusammenhänge ginge. Wenn Simon Broger nicht auf dem Zelghof zum Wohl der vielen Tiere schaut oder in Flawil die Schulbank drückt, steht er gerne auf den Skiern oder in den Wanderschuhen: «Ich bin ein Naturmensch und bin gerne in den Bergen unterwegs.» Auch als Kind sei er viel mit der Familie Skifahren gewesen. «Man tut etwas Sportliches und kann gleichzeitig die Natur geniessen», schwärmt er.
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Grosse Pläne für die Zukunft
Nach Abschluss seiner Lehre möchte Simon Broger eine Weiterbildung zum Agro-Techniker machen. Er träumt davon, eines Tages den Familienbetrieb in Schlatt zu übernehmen und erfolgreich weiterzuführen – und vielleicht sogar einmal selbst Lehrlinge auszubilden. «Eine Weiterbildung habe ich mir fest vorgenommen», sagt der junge Mann bestimmt. «Ich möchte mein Wissen vertiefen und meine Möglichkeiten erweitern.» Im Moment träumt Simon Broger jedoch nur von einem, nämlich davon, «Lehrling des Jahres 2024» zu werden. Der Nachmittag auf dem Zelghof neigt sich langsam dem Ende zu. Noch gibt es einiges zu tun. Der zielstrebige junge Landwirt verabschiedet sich mit strahlenden Augen und einem sanften Lächeln. Seine Lieblingskuh Kelda und ihre Artgenossinnen warten bereits sehnsüchtig auf das abendliche Melken.
5 Fragen an Simon
Welche Superkraft hättest du gerne? Gedankenlesen.
Welches sind deine Lieblingstiere? Kühe.
Dein Lieblingsessen? Teigwaren mit Tomatensauce und Fleischkäse.
Deine liebste Arbeit? Holzen.
Was machst du weniger gern? Obstbäume schneiden mit der Baumschere.
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[IMG 5]«Lehrling des Jahres 2024»
2021 hat die BauernZeitung erstmals einen Lehrling des Jahres gekürt. Die Auszeichnung stellt motivierten Berufsnachwuchs ins Zentrum. Zehn von Ihnen stellen wir Ihnen im Rahmen der Suche nach dem «Lehrling des Jahres 2024» vor. Wer den Titel schlussendlich tragen wird, bestimmen Sie in einer Leser-Abstimmung ab dem 13. Mai.
Weitere Informationen und alle Porträts finden Sie im Dossier.
[IMG 7]Unsere Sponsoren
Bei «Lehrling des Jahres 2024» dürfen wir auf die Unterstützung von verschiedenen Partnern zählen. Die Förderung von Lernenden ist für sie eine Herzensangelegenheit. Die Hauptsponsoren 2024 sind agrisano, Ceres Media und Kärcher. Patronatspartner ist agriprof und Urech Lyss ist als Sachsponsor dabei. Mehr zu unseren Partnern