«Hier ist mein Lieblingsplatz», sagt Tobias Meierhofer. Der 18-jährige Zürcher sitzt auf dem Balkon. Nein, nicht auf dem Balkon zuhause, ganz gemütlich. Auf jenem im Wintergarten im Legehennenstall seines Lehrbetriebs, dem Geflügelhof Inauen in Dürnten. 7000 Legehennen tummeln sich hier in zwei Herden. «Solch einen Balkon hat längst nicht jeder Betrieb», sagt der Geflügelfachmann im dritten Lehrjahr stolz. Sein Lieblingsplatz ist der Wintergarten auch, weil er einfach am liebsten bei den Hühnern ist.

Steckbrief
 
Name: Tobias Meierhofer
Alter: 18 Jahre
Wohnort: Wald ZH
Lehrjahr: Im 3. Lehrjahr als Geflügelfachmann EFZ 
Ausbildungsbetrieb: Geflügelhof Inauen in Dürnten ZH

[IMG 1]

Seit der Primarschule

Gekommen ist Tobias Meierhofers Faszination für das Federvieh in der zweiten Klasse, als der Bub in der Schule einen Vortrag über dieses Tier halten sollte. Und die Faszination ist gekommen, um zu bleiben. Es sei das Gesamtpaket, die Leistung der Hühner, das Wesen, aber auch die verschiedenen Farben und Rassen.

Aufgewachsen ist Meierhofer auf einem kleinen Landwirtschaftsbetrieb mit 17 Mutterkühen der Rasse (F1-Kreuzungstiere) in Wald ZH, «etwas ab vom Schuss, oben auf dem Berg». Zuhause würden alle an einem Strick ziehen, auch die Grosseltern helfen noch auf dem Betrieb mit. «Bei uns gilt: Alle für einen, einer für alle», zitiert Tobias Meierhofer schmunzelnd frei nach den Musketieren. Hühner gab es auf dem elterlichen Hof allerdings keine, bis er seine Liebe für das scharrende und pickende Nutztier entdeckte.

[IMG 2]

Eigene Rassenzucht

Das hat sich längst geändert. «Mein Nachbar hatte einige Hühner, da habe ich ab und zu vorbeigeschaut.» Nach einer Ausstellung der Kleintierfreunde Wald begann er als Kind selbst zu züchten, erst mit einer Zwergrasse. Mittlerweile hat er eine Rassenzucht mit Rheinländern in Schwarz. «Das ist ein grosses Huhn und guter Futtersucher bei mir zuhause auf der Weide», bilanziert Tobias Meierhofer zufrieden. Dazu kämen eine hohe Legeleistung von 250 Eiern im ersten Jahr und «die Güggel haben etwas Fleisch am Knochen». Er hat einen kleinen Eierhandel aufgezogen und auch die Tiere, mit denen er nicht selbst weiterzüchtet, kann er gut verkaufen. 

«Artgerechtes Leben»

Geflügelfachmann zu lernen, schien naheliegend. Tobias Meierhofer findet es toll, dass er in seiner Lehre alles über sein Lieblingstier lernt und gleichzeitig indirekt einen Abschluss als Landwirt in der Tasche haben wird. «Wir können mit gutem Gewissen sagen, dass unsere Hennen ein artgerechtes Leben geniessen und produzieren mit dem Ei erst noch ein superfeines Schweizer Nahrungsmittel »

DossierDossier«Lehrling des Jahres 2024»Freitag, 12. April 2024Morgens um 6 Uhr beginnt der Arbeitstag. Er kommt mit dem Auto oder dem Töff vom elterlichen Betrieb. Zuerst geht es in den Stall. «Morgens ist es das Wichtigste, die Tiergesundheit zu beurteilen. Das macht man automatisch mit seinen fünf Sinnen.» Wenn man die Tür aufmacht, merke man als erstes, ob es im Stall ziehe oder nicht.

Dann hört Tobias genau hin: Wie klingen die Hühner? «Es gibt so einen komischen Schreilaut, da wüsste ich sofort, dass sie zum Beispiel kein Wasser hätten oder sonst etwas wäre.» Dann achtet er auch auf die allgemeine Tierverteilung im Stall. «Und: Ich nehme bei jedem Durchgang mindestens eine Henne in die Hand und schaue auf Dinge, wie Nährzustand oder Gefieder.»

[IMG 3]

Hygiene ist das A und O

Danach muss Tobias die Eier, die nicht ins Nest gelegt worden sind, zusammennehmen und diverse Putzarbeiten erledigen. Hygiene ist in seinem Beruf das A und O. Nachdem die Eier sortiert worden sind, wird die Maschine geputzt, dann Bestellungen kommissioniert und für die Ausliefertouren gerichtet. Die Eier der 7000 Hühner gehen an Privatkunden via dem eigenem Lädeli oder Eierautomaten, an Bäckereien, Metzgereien, Hotels und Altersheimen.

«Unser Betrieb ist auf maximales Tierwohl und hohe Arbeitseffizienz ausgelegt», sagt Tobias Meierhofer, nachdem er die modernen Maschinen und Gerätschaften erklärt hat. «Früher hätten wir das Ei 25'000x in die Hand genommen, pflegt mein Chef zu sagen, heute sind es noch etwa vier Arbeitsschritte zwischen Stall und Endkunde.»

Vernetztes Denken

Die wichtigsten Eigenschaften für eine(n) angehende(n) Geflügelfachmann oder Geflügelfachfrau findet Tobias Meierhofer die Liebe zum Tier, vernetztes Denken und Durchhaltewillen wegen der körperlichen Arbeit. «Wir sind gesuchte Leute, aber leider wird der Beruf wenig gelernt.» Das möchte der Zürcher mit seiner Teilnahme bei «Lehrling des Jahres» ändern. «Ein Sieg wäre beste Werbung für unseren Beruf», sagt er vorsichtig-optimistisch.

Handorgel bedeutet ihm «fast alles»

Und zu seiner Bewerbung: «Ich würde gerne sagen, ich hätte mich stundenlang vorbereitet und mir riesige Gedanken gemacht, aber dafür hat mir die Zeit gefehlt.» Stattdessen wollte er sich «natürlich und authentisch» zeigen und filmte sich für sein Bewerbungsvideo zuhause bei seinen Hühnern. Am Schluss gibt er im Video noch ein Handorgel-Ständchen, dieses Instrument spielt er schon seit 13 Jahren und es bedeute ihm fast alles. «Ich dachte, das hebt mich vielleicht ein wenig von der Konkurrenz ab», sagt er mit einem Augenzwinkern. Spielen kann er auf der Handorgel «fast alles».  Meierhofer ist Mitglied in zwei Musik- und zwei Kleintierzuchtvereinen, das füllt seine Freizeit voll aus.

[IMG 4]

Lehre erfolgreich abschliessen

Bezüglich seiner beruflichen Zukunft sagt er: «Zuerst wäre es natürlich schön, ich würde ‹Lehrling des Jahres› werden, dann will ich meine Lehre im Sommer erfolgreich abschliessen, dann kommt das Militär.» Ein Wunsch ist auch, später mal den elterlichen Hof zu übernehmen, aber das dauert, «mein Vater ist noch jung.» Dann verabschiedet sich Tobias Meierhofer, es gibt noch viel zu tun, die Eierkunden auf dem Lehrbetrieb geben sich gerade die Klinke in die Hand.

5 Fragen an Tobias
 
Welche Superkraft hättest du gerne? Auf die Schnelle würde ich sagen, Fliegen.
Welches sind deine Lieblingstiere? Das Huhn.
Dein Lieblingsessen? Alles, Hauptsache kein Rosenkohl.
Deine liebste Arbeit? Alles, was mit den Hühnern zu tun hat.
Was machst du weniger gern? Putzen, auch wenn das eine sehr wichtige Arbeit mit einem hohen Stellenwert ist.

[IMG 5]«Lehrling des Jahres 2024»
2021 hat die BauernZeitung erstmals einen Lehrling des Jahres gekürt. Die Auszeichnung stellt motivierten Berufsnachwuchs ins Zentrum. Zehn von Ihnen stellen wir Ihnen im Rahmen der Suche nach dem «Lehrling des Jahres 2024» vor. Wer den Titel schlussendlich tragen wird, bestimmen Sie in einer Leser-Abstimmung ab dem 13. Mai.
Weitere Informationen und alle Porträts finden Sie im Dossier.

[IMG 7]Unsere Sponsoren
Bei «Lehrling des Jahres 2024» dürfen wir auf die Unterstützung von verschiedenen Partnern zählen. Die Förderung von Lernenden ist für sie eine Herzensangelegenheit. Die Hauptsponsoren 2024 sind agrisano, Ceres Media und Kärcher. Patronatspartner ist agriprof und Urech Lyss ist als Sachsponsor dabei.                                           Mehr zu unseren Partnern