«Lehrling des Jahres – warum nicht?», sagte sich Enea Zimmermann. Auch sein Vater hat den 17-Jährigen motiviert und ihm den Link zur Ausschreibung geschickt. Am Schluss musste er dann doch noch ein wenig Gas geben, damit seine Kandidatur noch zeitgerecht eintraf bei den Schweizer Agrarmedien in Bern. Vier Minuten dauert sein Video, rund vier Stunden habe er dafür investiert, sagt er. Und jetzt stehen wir also bei ihm auf dem Chleehof, im aargauischen Fisibach, nahe der Grenze zum Kanton Zürich.
Mit seiner Bewerbung schaffte er es in die engere Auswahl. Der 17-Jährige führt flink über den Hof seiner Eltern, trotz Gardemassen, möchte man sagen. Im Bernbiet geboren, wäre er wohl nicht Unihockeyspieler und Posaunist geworden, sondern längst in einem Schwingkeller gelandet. Noch lieber hätte er Fussball gespielt, doch in der Nähe fand sich kein Verein.
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Kühe und Hühner
Doch das sind momentan eher Nebenschauplätze. «Ich bin Bauer aus Leidenschaft», sagt er, der auf dem elterlichen Betrieb mit den fünfzig Kühen derzeit das erste Lehrjahr absolviert. Zimmermann startete nach der obligatorischen Schulzeit erst noch im Gymnasium, merkte aber rasch, dass er raus in die Praxis möchte. Die Berufsschule besucht er am Strickhof in Lindau ZH. Lieblingsfach? Natürlich Tierhaltung. Melken, füttern, Tierzucht, das interessierte ihn schon immer. Im Stall stehen Braunvieh und einige Holstein.
Wobei die Liebe zu den Tieren, dazu gehören auch Brahma-Zuchthühner, nicht immer praktisch war für den künftigen Landwirt, der berufsbegleitend die Berufsmittelschule in Angriff nahm. Gegen Ende der Schulzeit entwickelte er eine Tierfell- und Pollenallergie. Der eigentliche Hauptgrund für seinen Abstecher ans Gymi. Im Stall trägt er nun eine FFP-Maske. Die Probleme wurden eher kleiner. Anfänglich versuchte er es in der Not auch mit einer Taucherbrille oder einer Vollgesichtsmaske. «Es lässt sich mittlerweile recht gut umgehen damit», so Zimmermann. Mühsam sei die Maske vor allem bei Sommerhitze. Auch von Kuhfitting, dem Scheren und Stylen des Rindviehs, hält ihn seine Allergie nicht ab. Gerne nimmt er als Jungzüchter an Ausstellungen teil.
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Roboter motzen nicht
Enea Zimmermann zeigt weitere Lieblingsarbeiten, dabei geht es auch zu den Hühnern, in die Aufzucht und den Legehennenstall. Die Eier finden regen Absatz im Quartier. Die Betriebsgebäude sind gleich von mehreren Seiten umzingelt. Dem Besucher ist nicht auf den ersten Blick klar, was noch Hof ist und was bereits Quartier. Enea lacht, das funktioniere recht gut mit der Nachbarschaft, und zumindest für den Eierabsatz sei es ein Vorteil. Weiter geht es in den Melkstand, zum Jungvieh, zum Schleppschlauch, zum Futtermischwagen, den er rasch mit einer Siloballe beschickt, und schliesslich zu seiner Lieblingsmaschine. Es ist ein Entmistungsroboter. «Er erledigt zuverlässig seine Arbeit und motzt nie», sagt der Lernende in die Kamera und lächelt dabei.
Steckbrief
Name: Enea Zimmermann
Alter: 17 Jahre
Wohnort: Fisibach AG
Lehrjahr: Im 1. Lehrjahr als Landwirt EFZ
Ausbildungsbetrieb: Familie Zimmermann in Fisibach AG
Auch das Melken lässt er sich nicht nehmen für die Videosequenz mitten am Nachmittag. Mit ein wenig Kraftfutter lockt er einen milchbetonten Braunvieh-Zweitmelk in den Melkstand. Die Szene sitzt, dafür wird die Herde nun unruhig. Grund ist aber nicht das Geräusch der Melkmaschine, sondern Vater Beat Zimmermann, der in Sichtweite der Kühe am «Hagen» ist.
Ein Lebensmittelproduzent
Die Entwicklung von Tieren und Pflanzen, das fasziniert den jungen Berufsmann. Eine von ihm im Herbst angesäte Kunstwiese schaut er sich immer wieder an, fasziniert von den Fortschritten. Ackerbau mag er. Weniger Freude bereiten ihm schier endlos scheinende Arbeiten wie etwa Blacken stechen. Trotzdem: «Ich kann mir keinen abwechslungsreicheren Beruf vorstellen.»
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5 Fragen an Enea
Welche Superkraft hättest du gerne? Das Wetter dann und wann ein wenig zu steuern, wäre praktisch.
Welches sind deine Lieblingstiere? Kühe. Wir haben Braunvieh und Holstein.
Dein Lieblingsessen? Cordon bleu mit Pommes frites. Weitere Beilagen nicht zwingend.
Deine liebste Arbeit? Melken, auf dem Feld ackern.
Was machst du weniger gern? Blacken stechen.
Welches sind die beruflichen Ziele von Enea Zimmermann? «Sicher mal Lehre und Berufsmatura abschliessen», sagt er. Danach schaue er weiter. Die eine oder andere Weiterbildung würde ihn schon interessieren. Genauso wie die Übernahme des elterlichen Betriebs eines Tages. Ein gesundes, nachhaltiges Lebensmittel zu produzieren, sei seine Motivation, dafür stehe er morgens auf. Zimmermann sieht sich als Lebensmittelproduzent. «Wir sollten möglichst viele davon im Inland produzieren.»
[IMG 5]«Lehrling des Jahres 2024»
2021 hat die BauernZeitung erstmals einen Lehrling des Jahres gekürt. Die Auszeichnung stellt motivierten Berufsnachwuchs ins Zentrum. Zehn von Ihnen stellen wir Ihnen im Rahmen der Suche nach dem «Lehrling des Jahres 2024» vor. Wer den Titel schlussendlich tragen wird, bestimmen Sie in einer Leser-Abstimmung ab dem 13. Mai.
Weitere Informationen und alle Porträts finden Sie im Dossier.
[IMG 6]Unsere Sponsoren
Bei «Lehrling des Jahres 2024» dürfen wir auf die Unterstützung von verschiedenen Partnern zählen. Die Förderung von Lernenden ist für sie eine Herzensangelegenheit. Die Hauptsponsoren 2024 sind agrisano, Ceres Media und Kärcher. Patronatspartner ist agriprof und Urech Lyss ist als Sachsponsor dabei. Mehr zu unseren Partnern