Der Stehlunch des Schweizerischen Bäuerinnen- und Landfrauenverbandes (SBLV) im Bundeshaus ist weiblich. Es werden Haare «getischelt», Blusen zurechtgerückt und Lippenstift nachgetragen. Viele bekannte Gesichter zieht es an den SBLV-Anlass.
Das Bundeshaus hat ein Stillzimmer
Die Frauen sprechen über neue Projektideen, Wahlkampf und die Vereinbarkeit von Familie und Politik, welche Hannah von Ballmoos-Hofer (Die Mitte, BE) mit ihrem Baby auf dem Bauch gerade in die Realität umsetzt. Das Stillzimmer des Bundeshauses sei ganz in Ordnung, sagt sie mit einem Schmunzeln.
Die Vielfalt der Frauen nach Bern bringen
Die Stimmung ist heiter und aufgeweckt – dass mittlerweile mehr Frauen politische Ämter besetzten, erkenne man und sei erfreut, heisst es vonseiten des SBLV. «Doch das Frau-Sein allein ist ja noch kein politisches Programm», wie Bundesrätin Karin Keller-Sutter in ihrer Rede betont.
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«Wir alle bringen unsere eigenen Erfahrungen mit, wir haben unterschiedliche Werthaltungen, wir haben unsere Ausbildungen, Biografien, Lebensweisen …», so Karin Keller-Sutter weiter. Deshalb sei es wichtig, dass sich nicht nur mehr Frauen aufstellen und vom Volk gewählt werden, sondern dass sich auch die Vielfalt innerhalb der Frauen erhöht.
Bundesrätliche Anerkennung
«Ich freue mich, dass heute hier viele Landfrauen zu sehen sind, die sich für die nationalen Wahlen zur Verfügung stellen», so die Bundesrätin weiter. Es sei wichtig, dass der SBLV die kandidierenden Frauen in ihren Unterfangen unterstütze.
Dass die Tätigkeit des SBLV sogar von einer Bundesrätin anerkannt und gewürdigt werde, bedeute viel, sagt Gabi Schürch-Wyss, Vizepräsidentin des SBLV. Auch für die Frauen, die (noch) nicht in der Politik tätig seien, grundsätzlich aber daran interessiert sind, sei diese Anerkennung viel Wert, ergänzt die Präsidentin des Verbandes, Anne Challandes.
«Mehr Frauen in die Politik»
Mit dem Projekt «Mehr Frauen in die Politik» engagiert sich die Dachorganisation aktuell – nebst vielen anderen Anliegen – in ebendiesen Belangen. «Wir wollen die Frauen fördern und ermutigen, politisch tätig zu sein. Zum Beispiel in Vereinen und Verbänden», so Anne Challandes.
Kandidatinnen des National- oder Ständerats, die dem SBLV als Mitglied angehören, geniessen dessen Unterstützung vor und während dem Wahlkampf. Zum Paket gehört beispielsweise:
- Präsentation ihrer Kandidatur (ab Anmeldung bis zu den Wahlen im Herbst 2023).
- Bewerben der Wahlplattform und das Präsentieren der Kandidatinnen über die Kommunikationskanäle wie Versammlungen, Newsletter, Facebook und Instagram.
- Motivieren von Wählerinnen und Wählern, Frauen zu wählen.
Sicheres Auftreten trainieren
Neu zum Paket dazugekommen ist die Online-Schulung «Kompetent und medienwirksam auftreten – zielsicher argumentieren», die in Kleingruppen bis maximal sechs Frauen angeboten wird. Die Ziele des Moduls sind handfest:
- sicheres Auftreten
- eigene Anliegen durchsetzen
- Stimme und Körperhaltung kraftvoll nutzen
- Argumentations- und Redehilfen einsetzen
Der SBLV will den Kandidatinnen im Rahmen der Schulung zudem ein persönliches Feedback zu Stärken und Veränderungsvarianten anbieten.
Oft fehlt die Zeit
Auf die Frage, was die grösste Hemmschwelle für Frauen sei, um in die Politik einzusteigen, entgegnet Gabi Schürch-Wyss vom SBLV mit einem Stichwort, das schon fast alles sagt: Zeit. Zudem würden sich viele Frauen ein politisches Amt schlichtweg nicht zutrauen, bestätigt sie. Deshalb sei es eine grosse Chance, an Anlässen wie diesem mit aktiven Parlamentarierinnen ins Gespräch zu kommen und sich die Ängste nehmen zu lassen.
In der Öffentlichkeit aktiv sein ist nicht immer einfach
«Zu Hause im stillen Kämmerlein verliert man schneller den Mut», sagt Schürch-Wyss. Eine weitere Hemmschwelle sei, mit seiner Meinung an die Öffentlichkeit zu gehen.
Schwieriger Punkt: Kritik
«Leider ist es so, dass man als öffentliche Person mit Kritik rechnen muss», so Vizepräsidentin Gabi Schürch-Wyss und stimmt damit der Bundesrätin Karin Keller-Sutter zu: «Es ist nicht immer einfach, exponiert zu sein, von der Öffentlichkeit kritisiert zu werden. Ich weiss das aus eigener Erfahrung. Ich weiss aber auch, dass man es überlebt», so die Bundesrätin.
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