Sie ist heute in vielen Laufhöfen und Laufställen anzutreffen: die Kuhbürste. Neben einer guten Luftqualität, genügend Platz, sauberem Wasser und genügend Tageslicht im Stall spielt auch die Fellpflege eine wichtige Rolle für den Kuhkomfort.
Die Fellpflege ist ein natürliches Verhalten unserer Nutztiere, insbesondere der Kuh. Sie hilft den Tieren, sich von Dreck und Kot zu befreien und Parasiten zu reduzieren, wodurch Erkrankungen vermieden werden können.
Die Kratzbürste hat viele Funktionen
Die Kuhbürste erfüllt gemäss Christian Manser von der Fachstelle Rindvieh am Landwirtschaftlichen Zentrum St. Gallen in Flawil viele Funktionen. Sie befreit die Kuh von Staub und ausfallenden Haaren und sorgt somit für ein sauberes Fell. Ein sauberes Fell ist nicht nur schön anzusehen, sondern sorgt auch für eine bessere Isolation, welche vor allem für die Kälber im Winter von grosser Bedeutung ist.
Zudem befreit die Bürste die Tiere von Parasiten wie Läusen und Flöhen und lindert somit den durch die Parasiten verursachten Juckreiz. Weiter dient die Bürste zur Massage der Haut und der darunter liegenden Muskeln. Vor allem bei rangniedrigeren Kühen der Herde dient die Kratzbürste als Kompensation von sozialen Kontakten, da hauptsächlich die ranghöheren Tiere von ihren Artgenossen zur Fellpflege abgeleckt werden.
Sie beliebt bei den Kühen
Wer seine Kühe im Stall beobachtet, dem fällt auf, dass Kühe es lieben, sich an Kratzbürsten zu kratzen. Bereits die Kälber nutzen angebrachte Kratzbürsten rege und geniessen die Massage.
In der kanadischen Zeitschrift «Biology Letters» wird von einer Studie berichtet, die zeigte, dass Kühe die gleichen Anstrengungen auf sich nehmen, um sich an einer Bürste kratzen zu können, wie um an frisches Futter zu gelangen. Um an das Futter oder an die Kratzbürste zu kommen, mussten die Tiere in der Studie ein mit Gewicht beschwertes Tor öffnen. Die Forscher gingen davon aus, dass die Motivation zum Öffnen des Tors umso grösser sei, je schwerer das Tor zu öffnen war.
Die Bürste als Typ Eigenmarke
Verschiedene Anbieter werben mit unterschiedlichen Arten von Kuhbürsten auf dem Markt. Grundsätzlich lassen sich die Arten von Kuhbürsten in schwingende, waagrechte und senkrechte Kuhbürsten unterteilen. Zudem wird zwischen der einfachen mechanischen Bürste und dem «Luxusmodell», der elektronischen Kuhbürste, unterschieden. Als beliebtestes Modell gilt gemäss Christian Manser das Zweibürsten-System, kombiniert aus einer waagrechten und einer senkrechten Rollbürste. Damit kann die Kuh den Druck selbst bestimmen.
Wer nicht sofort eine Kuhbürste kaufen möchte, kann sich auch mit einfachen Mitteln selbst eine basteln. Als einfachste Variante wird dafür ein Besenkopf an einer Wand oder an einem Balken montiert. Die Abnutzung der Borsten bei der Eigenmarke ist jedoch im Vergleich zu gekauften Modellen relativ hoch, so dass die Besenköpfe häufig ausgetauscht werden müssen und es sich auf längere Sicht mehr rentiert, in ein gekauftes, etwas teureres Modell zu investieren.
Wichtig beim Kauf einer elektrischen Bürste sei es, dass diese über eine Sicherung verfüge, welche verhindere, dass sich die Schwanzhaare in der Bürste verwickeln könnten, betont Manser.
Wohin mit der Kuhbürste?
Viele Kratzbürsten werden laut Christian Manser am falschen Ort montiert. Der Fressgang sei dabei für das Anbringen ungeeignet. Hier ist es eng und es herrscht bereits ohne Bürste reger Verkehr. Auch das Anbringen in der Nähe des Tränketrogs solle man vermeiden, denn vor allem im Frühling während des Fellwechsels gelangten die ausgefallenen Haare und der Staub ins Wasser und würden es dadurch verunreinigen, weiss der Fachmann.
Die Kratzbürste werde stattdessen besser unter freiem Himmel im Laufhof platziert, somit werde sie regelmässig durch den Regen gereinigt. Hier hätten die Tiere genügend Platz, um einander auszuweichen, so dass sich auch rangniedrigere Tiere trauten, sich von der Kratzbürste verwöhnen zu lassen.
Galtkühe nicht vergessen
Weiter sollte pro 50 Kühe eine Kratzbürste im Stall vorhanden sein, damit die Tiere auch wirklich die Chance hätten, diese zu nutzen, empfiehlt Christian Manser. Nicht zu vergessen seien die Galtkühe: Auch diesen Kühen sollte der Zugang zu einer Kratzbürste unbedingt gewährt werden. Verfügen die Kühe während der Galtphase über keine Kratzbürste, so holen sie ihr Bedürfnis im Stall der laktierenden Kühe nach, wodurch sie weniger Zeit mit Fressen und Liegen verbringen.
Nicht nur Kühe erfreuen sich über eine Kuhbürste im Stall, auch Pferde, Ziegen und Schweine lassen sich gerne von der Kratzbürste verwöhnen. Bei Pferden sollte jedoch auf eine elektrische Bürste verzichtet werden, damit sich der lange Pferdeschweif nicht in der Bürste verheddert.