Als Max Flückiger einen Artikel über Schottische Hochlandrinder in der Zeitung las, war es um ihn geschehen. «Ich dachte, das will ich auch», erinnert sich der Landwirt aus Leimiswil zurück.
Milchkühe aufgegeben
Seit 2003 züchten er und seine Frau Regula Maag Highland Cattle. Was hat ihn damals überzeugt? «Das Aussehen und der Charakter.» Wie sind sie denn so, die robusten Rinder aus den schottischen Highlands? «Sehr ruhig. Natürlich haben sie auch ihr Temperament und manchmal einen eigenen Gring.»
Als das Paar 2003 etwas Land dazu pachten konnte, kauften sie versuchsweise zwei erste Tiere. Innert kurzer Zeit folgten nochmals zwei, danach gaben sie die Milchkühe auf. Ihm sei das nicht schwergefallen, seinem Stiefvater, einem Landwirt und Viehhändler, eher, sagt Flückiger.
Betriebsspiegel: Stonehill Highland
Name: Regula Maag und Max Flückiger
Ort: Leimiswil (Bern)
Fläche: 14 ha Wiesen und Weiden
Viehbestand: 22 Schottische Hochlandrinder, sechs Skudden, vier Schwarznasenschafe
Label: ÖLN
Kopfschütteln und Belustigung
Die anderen Bauern reagierten auf die neue Rasse auf dem Hof erst einmal mit Belustigung und Kopfschütteln. «Es hiess oft, das sei doch gefährlich, wegen der grossen Hörner», fügt Regula Maag an. «Wir sind die Exoten im Dorf», sagt ihr Mann nonchalant.
«Kein Kuscheltier»
Heute besteht die Herde aus 22 Tieren. Dazu gehört seit 2017 der stolze Stier «Achadh 25. of Gotsgarten». «Wir respektieren einander, er ist kein Kuscheltier, aber ich kann ihn halftern und einladen», erzählt Max Flückiger. Importiert haben sie ihn aus Deutschland, er hat einen schottischen Vater.
Züchterische Ansprüche
Die Nähe zur schottischen Genetik ist dem Paar wichtig. «Wir haben züchterisch einige Ansprüche, wir verkaufen deshalb auch selten Tiere, wir müssen schon überzeugt sein davon», sagt Regula Maag. Sie ist Vorstandsmitglied beim Schweizer Zuchtverein Highland Cattle Society Switzerland (HCS). [IMG 2]
Die beiden produzieren «Original Highland Beef of Switzerland». Dafür muss man einen Ehrenkodex einhalten, unter anderem HCS-Mitglied sein, die Tiere müssen in der Schweiz geboren sein, dürfen kein Kraftfutter fressen, Natursprung ist Pflicht, der Transportweg zum Schlachten muss kurz sein und jede Kundin darf sich jederzeit ein Bild von der Haltung auf dem Betrieb machen.
1993 erster Import
Die ersten Schottischen Hochlandrinder wurden 1993 im Rahmen eines Projekts der landwirtschaftlichen Beratungszentrale Lindau in die Schweiz eingeführt. Mit dem streng geregelten Ausnahmeimport wollte man unter anderem abklären, ob sich Hochlandrinder an das Schweizer Klima anpassen können, wie sie zu halten und zu vermarkten sind und wie wirtschaftlich ihre Haltung ist.
Aus dem Projekt ging 1995 die Highland Cattle Society Switzerland hervor. Jedes Jahr nimmt das Paar mit seinen Tieren an der Schau des Vereins teil.
Hunde mögen die Rinder gar nicht
Max Flückiger, gelernter Landwirt, arbeitete früher Teilzeit auswärts als Lastwagenchauffeur. Seit einigen Jahren ist er ganz auf dem Betrieb. «Sie sind robust und genügsam, aber man muss trotzdem zu ihnen schauen und den Kontakt behalten, sonst muss man aufpassen», sagt er über seine Rinder. [IMG 3]
Wenn sie wenige Tage alte Kälber bei Fuss haben, sollten keine fremden Personen auf die Weide gehen. Auch Hunde sind nicht gern gesehen. Die Kälber werden meist erst auf dem Winterplatz zahm, wo sich die Herde seit Mitte November befindet.
Alles Futter vom Hof
Im Winter fressen die Tiere Heu, das Flückiger selbst produziert. Er muss nur die Strohpellets zukaufen. Den Tierarzt brauchen die beiden selten. Die Tiere kalben einfach ab, haben gute Klauen und sind widerstandsfähig gegen Krankheiten und Parasiten. Das Einzige, was ihnen immer wieder Probleme macht, ist die Gamsblindheit, die sich aber gut behandeln lässt.
Spät schlachtreif
Geschlachtet werden die Tiere erst mit zweieinhalb bis drei Jahren. «Vorher sind sie nicht ausgereift, sie wachsen sehr langsam», sagt Max Flückiger. Er bringt die Tiere selbst zum Schlachthüsli in Wynigen, das nur 15 Minuten entfernt ist. «Das ist einer der Punkte, der unseren Kunden wichtig ist», sagt Regula Maag.
Zweimal pro Jahr verkaufen sie das Fleisch direkt ab Hof. Die Kundinnen informieren sie vorab per Karte und Social Media. Der Verkaufstag im Mai ist jeweils ein Happening. Sie sitzen mit den Kunden zusammen und es gibt etwas zu trinken.
Im Kühlwagen können sich diese das Fleisch holen. Es sind keine Mischpakete, sondern man kann auch Einzelpäckli kaufen. Das Fleisch habe einen intensiven Rindfleischgeschmack und tendiere bei den Edelstücken ins Süssliche, sagt Flückiger. «Es hat weniger Fett und mehr Protein», ergänzt Regula Maag.
Vollzeitjob als Heilpädagogin
Der Betrieb der beiden ist 14 Hektaren gross und besteht zu einem Grossteil aus Pachtland. «Der Hauptbetriebszweig bin ich», sagt Regula mit einem Lachen. Die Heilpädagogin arbeitet 100 Prozent an einer Primarschule in Herzogenbuchsee BE. Wie es dereinst mit dem Betrieb weitergeht, wissen die beiden noch nicht. Sie haben keine eigenen Kinder, aber Nichten und Neffen. «Auf dem eigenen Land im kleinen Stil weiterzuzüchten, kann ich mir schon vorstellen», sagt Max Flückiger.
Die Rasse
Das Highland Cattle – oder Schottische Hochlandrind, wie sein deutscher Name lautet – stammt aus den westlichen Highlands im Norden Schottlands und den diesem Gebiet vorgelagerten Inseln. Als sein Vorfahre gilt verschiedenen Quellen nach ein keltisches Rind.
Das Highland Cattle wird seit 200 Jahren rein gezüchtet. Kaum ein anderes Hausrind habe seine charakteristische Merkmale über einen so langen Zeitraum in unveränderter Form beibehalten, schreibt der Zuchtverein Highland Cattle Switzerland in einer Broschüre über die Rasse.
Die auffallendsten Rassenmerkmale sind der kurze, breite Kopf mit den weit aus-ladenden Hörnern und das zottige, aber nicht krause Haarkleid. Als Hauptfarben findet man red (rot), yellow (gelb), black (schwarz), dun (grau), white (weiss) und bridle (gestromt).
Die Widerristhöhe ausgewachsener Tiere liegt bei Stieren bei 120 bis 130 Zentimetern, bei Kühen zwischen 112 bis 120 cm. Das Gewicht bei Stieren zwischen 500 und 900 Kilogramm und bei den Kühen zwischen 400 und 550 kg. Kälber kommen mit etwa 25 kg auf die Welt.