Wenn Aktionäre über die Medien Druck auf eine Firma machen, an der sie Anteile halten, ist das selten ein gutes Zeichen. Die ZMP-Invest macht es trotzdem – und baut Druck auf die Hochdorf Holding AG auf. Die drittgrösste Schweizer Molkerei entwickelt sich nicht so, wie sich das die ZMP-Invest vorstellt.
ZMP-Invest ist eine Tochtergesellschaft der Zentralschweizer Milchproduzenten (ZMP) und hält unter anderem 14,5 Prozent der Aktien der Hochdorf-Gruppe. Seit 2008 ist die Firma an Hochdorf beteiligt. Einen Verwaltungsrat konnte sie bisher nicht stellen. ZMP-Invest-Geschäftsführer Pirmin Furrer erklärt warum.
BauernZeitung: Pirmin Furrer, warum ist es bisher nicht gelungen, einen Verwaltungsrat aus den Reihen der ZMP-Invest zu stellen?
Pirmin Furrer: Wir hätten gerne jemanden aus unseren Reihen gestellt - bisher war das aber nicht möglich. In der Vergangenheit hat uns der Verwaltungsrat eine Absage erteilt.
Noch 2016 hat die ZMP-Invest der Übernahme von Pharmalys zugestimmt. Ist bzw. war der Entscheid rückblickend ein Fehler?
Wir sind nach wie vor der Meinung, dass die Akquise eine gut Sache ist. Es hapert aber an der Umsetzung und mit dem Teilhaber der Pharmalys. Es funktioniert nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben und wollen die Situation verbessern.
Babynahrung als strategisches Geschäftsfeld ist also der richtige Weg für Hochdorf?
Ja. Wir müssen ja mit 25 Prozent unserer Milch ins Ausland. Da brauchen wir gute Konzepte - so wie Babyfood eines ist. Normales Milchpulver bringt die Schweizer Milchwirtschaft nicht weiter, Babynahrung schon.
Trotzdem üben Sie Kritik an den Ergebnissen. Warum wählen Sie den Weg über die Öffentlichkeit?
Wir haben unser Anliegen gegenüber dem Verwaltungsrat schon früher kund getan. Allerdings wurden unsere Vorschläge nicht zu unserer Zufriedenheit aufgenommen.. Jetzt müssen wir das halt über einen sogenannten Traktandierungsantrag lösen. Es ist die einzige Möglichkeit für uns als Aktionär – wenn wir mit den Resultaten nicht zufrieden sind und die Firma mit ihrer Strategie nicht vorwärtskommt, dann müssen wir die Leute auswechseln.
Die Strategie mit Babynahrung unterstützen Sie. So gesehen hat der Verwaltungsrat doch alles richtig gemacht?
Nein. Der Verwaltungsrat ist im Begriff, in Südafrika eine Schokoladenfabrik aufzubauen. In Deutschland hat man ein Milchwerk gekauft, das Mühe hat, gute Zahlen zu liefern. Man hat begonnen, auf der ganzen Welt Firmen zu kaufen und geht ein grosses Risiko ein. Die Babyfood-Sparte ist strategisch gut aufgesetzt. Aber jetzt geht es um die Umsetzung. Wenn dabei das ganze Geschäft gefährdet wird, dann fühlen wir uns verpflichtet einzugreifen.
Inwiefern geht es Ihnen darum, auf die Geschäftsleitung Einfluss zu nehmen?
Grundsätzlich ist die Bestellung der Geschäftsleitung Sache des Verwaltungsrates. Er muss beurteilen, ob die richtigen Leute in der Geschäftsleitung sitzen. Wir wollen und können das nicht kommentieren.
Gleichwohl haben Sie auch schon die Vergütungen von CEO Thomas Eisenring kritisiert.
Es ist kein Geheimnis, das wir mit der Grundlage für die Entlöhnung der Geschäftsleitung unzufrieden sind. Das weiss auch der Verwaltungsrat.
Nachtrag: Das Interview wurde vor bekanntwerden des Rücktritts von Hochdorf-CEO Thomas Eisenring geführt. Wie ZMP-Sprecherin Carol Aschwanden mit der Freigabe des Interviews schreibt, habe die ZMP Invest nichts mit dem personellen Entscheid zu tun. "Der Wechsel beim CEO ändert nichts daran, dass es eine Erneuerung in der strategischen Führung braucht", so Aschwanden weiter.
Interview Hansjürg Jäger