Seit 1969 forscht Agroscope am Standort Tänikon im Kanton Thurgau. Dort steht auch die Swiss Future Farm, die sich mit Smart Farming beschäftigt. Im Zuge der neuen Standortstrategie, der Zentralisierung der Forschungsanstalt auf weniger Standorte, seien Umstrukturierungen grundsätzlich verständlich, sagt der Thurgauer Grünen-Nationalrat Kurt Egger gegenüber dem «Thurgauer Tagblatt». Unverständlich findet er jedoch den Umgang mit den Mitarbeitenden. Sie seien vor die Wahl gestellt worden, entweder künftig im zürcherischen Reckenholz zu arbeiten, oder aber sich eine neue Stelle zu suchen. Notabene hätten sich die Betroffenen innert weniger Tage entscheiden müssen, kritisiert Egger. Im Übrigen müssten die Anlagen in Tänikon weiterhin betreut werden, gibt er zu bedenken.
Ein Bundesbetrieb, aber kein Vorbild
Kurt Egger zeigt sich in dem Artikel überzeugt, dass die Umstrukturierung auch hätte sozialverträglicher gestaltet werden können. Peter Bühler, Mitte-Kantonsrat, findet, als Bundesbetrieb hätte sich Agroscope erstens vorbildlicher verhalten und zweitens die Öffentlichkeit miteinbeziehen müssen. «Wenn es Veränderungen geben muss, dann sollen diese transparent kommuniziert werden sowie arbeitsverträglich und mitarbeiterfreundlich ausgestaltet werden», lässt sich Bühler zitieren. Er kündigt an, in einem Vorstoss den Thurgauer Grossen Rat zu dessen Wissenstand in Sachen Agroscope-Standort zu befragen. Auch will Bühler wissen, ob die Mitarbeitenden vielleicht am Arenenberg eine Stelle bekommen könnten.
«An einer weiteren Zusammenarbeit interessiert»
Das «Thurgauer Tagblatt» lässt auch Agroscope zu Wort kommen und zitiert eine Stellungnahme. Darin versichert die Forschungsanstalt, man habe mit den Betroffenen persönliche Gespräche geführt und allfällige Fragen oder Unklarheiten hätten jederzeit angesprochen werden können. Den Betroffenen sei eine Stelle an einem anderen Arbeitsort angeboten und damit klar ausgedrückt worden, dass eine weitere Zusammenarbeit gewünscht sei.
Arbeitswelt 4.0 mit weniger fixen Arbeitsplätzen
Weiter heisst es, in Tänikon laufe ein Pilotprojekt zur Umsetzung der Arbeitswelt 4.0 bei Agroscope. Im Zuge dessen soll ein neues räumliches Konzept umgesetzt werden, mit dem man zwei Gebäude «vorzeitig abgeben» könne. Damit sinke der Bedarf an technischem und administrativem Support und es würden Effizienzgewinne generiert, die der Forschungsarbeit zugute kämen. Um einen Stellenabbau zu verhindern, so Agroscope, führe man die Aktivitäten in Reckenholz ZH zusammen. Voraussichtlich tageweise werden die Beschäftigten weiter in Tänikon TG arbeiten. Fixe Arbeitsplätze seien in der Arbeitswelt 4.0 seltener, worauf sich Agroscope einstelle.
Personalrestaurant wird geschlossen
Bisher hat Agroscope in Tänikon nach eigenen Angaben keine Arbeitsverträge aufgelöst, es gehe um «zumutbare Vertragsänderungen». Vier Mitarbeiter müssen in diesem oder nächsten Jahr den Standort wechseln.
Ein Stellenabbau ist laut dem «Thurgauer Tagblatt» später mit der Aufgabe des Personalrestaurants vorgesehen. Dessen weiterer Betrieb nach 2026 sei noch offen, die Mitarbeitenden aber informiert. Abgeschlossen sein soll die Umstrukturierung in Tänikon 2026, wenn die Forschungsstellen nach Posieux in ein saniertes Bürogebäude verschoben sind. Danach werden noch rund 30 Arbeitsplätze am Thurgauer Standort bestehen, stellt Agroscope in Aussicht. Man habe die kantonalen Behörden darüber in Kenntnis gesetzt. Bei «personalpolitischen Einzelfällen» werde der Kanton aber grundsätzlich nicht aktiv informiert