Der Frühling bringt Energie – in die Natur, in die Menschen. Eine stets aufs Neue herrliche Zeit, mit blühenden Sträuchern und Bäumen, mit sattgrünen Wiesen, manchmal ganz dunkelgelb vor lauter «Chettleblueme» (Löwenzahn). Rapsäcker zeichnen hellgelbe Streifen in die Landschaft, daneben frisch und sorgfältig bestellte erdbraune Äcker. Umrahmt von Wäldern und Hecken in unzählig vielen Grüntönen. Herrliche Landschaft, herrliches Land!
Das Wetter ist das Herausfordernde
Energie kommt im Frühling auch in die Menschen. Vor allem in jene Kategorie, die das Land pflegt und bewirtschaftet, in die Bauern und Bäuerinnen. Weideland wird eingezäunt für das Vieh, das den ersten Austrieb kaum erwarten kann. Das erste Gras wird geschnitten, bald liegen ganze Flächen am Boden, Siloballen werden gewickelt und frisches Heu in die Scheune geführt. Äcker werden bearbeitet und frische Kulturen gesät und gepflanzt. Und das immer bei recht launigem Wetter, einmal sonnig und warm, dann wieder Wind, Regen, Gewitter und gar Schnee und Hagel. Es ist das Aussergewöhnliche, das Schöne, aber auch das Herausfordernde der Landwirtschaft: die Arbeit in und mit der Natur, auf die man sich einstellen muss, die viel geben kann, aber bei extremer Witterung auch schnell viel zerstören kann.
Besonders gross ist die Herausforderung im Frühling, wenn der Frost die frischen Obstblüten und die jungen Rebenschosse bedroht. Dieses Jahr war die Situation nach den warmen Tagen im März und Anfang April besonders heikel. So bestand in der vorletzten Woche fast in jeder Nacht akute Frostgefahr, aber wie durch ein Wunder sank in der Deutschschweiz das Thermometer nur selten und nur wenig unter null Grad. So blieben grosse Schäden zum Glück aus. Vor allem im Rebbau hatten wir in der Deutschschweiz grosses Glück. Denn nördlich von uns gab es in Deutschland grosse Schäden, die sich leider bis ins schaffhausische Klettgau ausdehnen. Und in der Westschweiz, besonders in den Kantonen Genf und Wallis, sind ebenfalls beträchtliche Schäden zu beklagen. Der erhebliche Schneefall hat im Mittelland und in den Voralpen zudem erhebliche Schäden an Raps-, Grasland- und Getreidekulturen verursacht.
Kein Frost mehr zu befürchten?
Aber ist die Gefahr schon gebannt? Die Eisheiligen vom 11. bis 15. Mai stehen nämlich erst bevor, und erst, wenn die Kalte Sophie am 15. Mai überstanden ist, können wir in der Regel richtig aufatmen. Ein Blick auf die aktuelle langfristige Wetterprognose beruhigt jedoch, die Eisheiligen werden uns dieses Jahr mit grosser Wahrscheinlichkeit keinen Schrecken mehr einjagen.
Der Frühling bringt dieses Jahr auch viel Energie in die Politik. Am 9. Juni stimmen wir nämlich über das Stromgesetz ab. Auch hier ist, glaubt man den ersten Umfragen, kein Frost mehr zu befürchten. Doch wir müssen wachsam bleiben. Damit der Frühling 2024 rundum gelingt: mit einer vielversprechenden Ausgangslage für ein ertragreiches landwirtschaftliches Jahr und einer sicheren Grundlage für die zukünftige Stromversorgung unseres Landes.
Zur Person
Der SVP-Politiker Jakob Stark sitzt für den Kanton Thurgau im Ständerat. Er schreibt regelmässig für die Rubrik «Arena» im Regionalteil Ostschweiz/Zürich der BauernZeitung.