Meist ist man nur in der Politik nur Zuschauer. Beim SBV ist Mitreden möglich.UmfrageWo es in Bundesbern hingehen sollSonntag, 19. November 2023 3888 digitale Umfragebögen hat der Schweizer Bauernverband (SBV) ausgewertet, um einen Blick in die Zukunft der Schweizer Landwirtschaft zu werfen. Darin wurden Betriebsleiter(innen) zur künftigen Ausrichtung Ihrer Höfe befragt und ihren Erwartungen an die Agrarpolitik gefragt. Beides soll dem SBV dabei helfen, seine Strategie für die bevorstehenden Verhandlungen zur AP 2030 zu erarbeiten. Da die Ergebnisse laut dem Verband auch repräsentativ für die Schweiz sind, geben sie einen Eindruck davon, wo die laufenden Entwicklungen – wenn es nach den Betriebsleitenden geht – hinführen dürften. Anteilsmässig seien alle Kantone vertreten, allerdings seien junge, gut ausgebildete BetriebsleiterInnen mit grösseren Betrieben in der Talzone leicht überrepräsentiert. 

Den Futterbau ausdehnen

«In den nächsten 10 Jahren ist im Pflanzenbau nicht von grundlegenden Änderungen bei der Wahl der Kulturen auszugehen», stellt der SBV basierend auf der Umfrage fest. Allerdings zeichnen sich in diesem Zeithorizont folgende Trends ab:

Futterbau: Die Flächen werden tendenziell vergrössert, wahrscheinlich als Reaktion auf die tieferen Erträge als Folge der Trockenheit. Gerade in der Westschweiz sei dies zu erwarten.

Neue Produktionszweige: Betriebsleitende zeigen sich offen, z. B. für Proteinpflanzen.

Herausforderungen: Im Pflanzenbau machen Krankheiten und Schädlinge zu schaffen. Z. T. wird auf den Anbau sensibler Kulturen – etwa Zuckerrüben – verzichtet.

Brotgetreide und Ölsaaten: Trend zur Zunahme des Anbaus in den nächsten Jahren, mögliche Verschiebung von Raps zu Sonnenblumen.

Kartoffeln: Betriebe, die angeben, keine mehr anbauen zu wollen oder ihre Flächen zu reduzieren, halten sich die Waage mit jenen mit gegenteiligen Absichten. Daher voraussichtlich stabiler Anbau.

Gemüsebau: Scheint attraktiv, viele wollen ausbauen.

AboTränkermarktDringend gesucht: KälbermästerFreitag, 12. Januar 2024Investitionen: In Dauerkulturen für Einsteiger wenig attraktiv, bestehende Produzenten könnten ihre Produktion vergrössern. Das trifft vor allem auf Bio- und Demeter-Betriebe zu. Für eine grössere Anzahl Betriebsleitende scheinen Aroma- und Medizinalpflanzen für Investitionen attraktiv zu sein.

Milch: «Wachsen oder Weichen» bleibt die Devise. Milchproduzenten zeigen eine grosse Bereitschaft zum Investieren, um damit effizienter und kostengünstiger arbeiten zu können. Neueinsteiger oder Betriebsleiter, die ihre Milchkuhherde verkleinern wollen, sind in der Minderheit.

Mastkälber: Es dürfte in Zukunft schwierig werden, für die Mastkälber aus der Milchproduktion genügend Mastplätze zu finden. Viele wollen reduzieren oder aussteigen, nur in der Westschweiz könnte die Anzahl Plätze zunehmen. In der Rindermast sei von stabilen Zahlen auszugehen.

Grossviehmast: Hier und in der Ammen- und Mutterkuhhaltung könnten sich mehr Betriebsleitende Investitionen vorstellen.

Schweinehaltung: Ausstiege dürften vor allem im Rahmen der Betriebsübergaben geschehen. Denkbar wäre eine Verschiebung von der Schweinehaltung in die Produktion von Geflügelfleisch bzw. Eier.

Geflügelmast und Eierproduktion: Tendenz zur Zunahme mit neuen Betrieben, grösseres Wachstum in der Geflügelmast als in der Eierproduktion. Dabei zeigen sich je nach Region grosse Schwankungen.

Zu beachten ist, dass es um die generelle Ausrichtung der Produktion geht und keine Angaben zu Flächen- bzw. Mengenverschiebungen möglich sind.

Mehr Transparenz am Markt

Über 65'000 UnterschriftenPetition an Handel und Politik übergeben – «Die Basis erwartet Resultate»Montag, 12. Februar 2024 Der zweite Teil der Umfrage befasste sich mit den Erwartungen der Betriebsleitenden an die Agrarpolitik. Als generelle Stossrichtung wünscht man sich praktisch einstimmig eine Agrarpolitik, «die eine vielfältige Landwirtschaft fördert, mit der das vergleichbare Einkommen erreicht werden kann und die ihre Lebensqualität verbessert». Um dies zu erreichen, soll die ganze Wertschöpfungskette in die Pflicht genommen werden, wozu man sich insbesondere einen Beitrag von mehr Transparenz bei Margen und besserer Herkunftsdeklaration erhofft. Weiter wünschen sich die Teilnehmenden, dass Familienbetriebe begünstigt werden und die Produktion gleichzeitig zur Selbstversorgung beiträgt und den Erwartungen des Marktes entspricht.

Junge gegen Lenkungsabgaben

Während weitere Einigkeit herrscht bei dem Wunsch, via Politik den Strukturwandel zu bremsen, die Weiterbildung sowie die gute landwirtschaftliche Praxis, den Zugang zu Betrieben für Junglandwirte ohne eigenen Familienbetrieb, die Zusammenarbeit in der Landwirtschaft und die Energieproduktion zu fördern, sieht es bei einer Lenkungsabgabe zur Verringerung des ökologischen Fussabdrucks kontroverser aus: Insbesondere jüngere und Nicht-Bio-Betriebsleitende sprechen sich laut SBV dagegen aus.

Kontroverse Meinungen gibt es weiter bei der Digitalisierung und zum Einsatz neuer Züchtungsverfahren.

Stabilität und Wertschöpfung

Der SBV fasst die Wünsche und Erwartungen im Bereich Agrarpolitik folgendermassen zusammen:

  • Stabile Rahmenbedingungen und Planungssicherheit.
  • Bessere Wertschöpfung und Einkommen.
  • Fokus auf der Produktion von Lebensmitteln.
  • Reduktion des administrativen Aufwands.

«Auf der anderen Seite sind die Bauernbetriebe bereit, die Produktion den klimatischen, nachfrageseitigen und marktwirtschaftlichen Bedingungen anzupassen und den Betrieb im Zeithorizont von 10 Jahren zu optimieren», schliesst der SBV.