Basierend auf einer ersten Umfrage zum Aktuellen Stand des Antibiotikaeinsatzes auf Landwirtschaftsbetrieben in der Schweiz (siehe unten) wurde mit Bauern und Tierärzten mögliche Programme zur Reduktion entwickelt, schildert Agroscope in «Agrarforschung Schweiz». Meist lief es dabei auf eine Verbesserung der Hygiene hinaus. Eine zweite Befragung befasste sich im Anschluss 2019 damit, was in der Praxis akzeptiert werden würde.
Direktzahlungen wären willkommen
Am besten schnitt das Programm ab, das den 25 Prozent der Betriebe mit dem niedrigsten Antibiotikaeinsatz eine Prämie zusprach, schreibt Agroscope weiter. Bedingung dafür war, dass sich die fünf Prozent mit dem höchsten Verbrauch einer Beratung unterziehen. 53 Prozent der rund 667 befragten Betriebsleitenden gaben an, sie würden an einem solchen Programm teilnehmen.
Die Höhe der Zahlung wäre wichtig
Am wenigsten Zuspruch bekam die Idee, den Besuch eines Expertenteams auf dem Hof zu subventionieren. Dabei spielte allerdings die Höhe der Zahlung eine Rolle: Würde der Staat 96 Franken der durchschnittlich 120 Franken pro GVE für eine regelmässige Bestandesbetreuung übernehmen, wäre über die Hälfte der Landwirte dabei. Würden nur 24 Franken übernommen, liessen sich nur 20 Prozent von der Idee überzeugen.
22 Prozent der Teilnehmenden an der Agroscope-Umfrage wollten keines der vorgeschlagenen Programme annehmen. Diese Haltung sei oft mit einer grundlegenden Ablehnung staatlicher Eingriffe in die Tierhygiene verbunden, interpretieren die Forschenden die entsprechenden Kommentare.
Jede zweite Kuh jährlich behandelt
Die erste Umfrage von Agroscope im Jahr 2017 zeigte, dass in der Geflügelproduktion nur sehr wenig Antibiotika zum Einsatz kommt. Hingegen werde fast jede zweite Milchkuh jährlich damit behandelt, vor allem beim Trockenstellen. Auf Höfen, wo die Umfrage-Teilnehmenden die Verantwortung für den Antibiotikaeinsatz primär beim Tierarzt sahen (gut ein Viertel der Fälle), wurden sie tendenziell häufiger verwendet. Agrscope sieht hier einen möglichen Zusammenhang dazu, dass Veterinäre am Verkauf der Medikamente verdienen.
Nur beim Trockenstellen sahen sich Betriebsleitende eher selbst als treibende Kraft hinter dem prophylaktischen Antibiotikaeinsatz, primär aus Gründen der Arbeitsersparnis, so Agroscope.
An dieser ersten Umfrage beteiligten sich rund 357 Betriebe.
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