Quer durch die Schweiz werden in diesen Wochen die Delegiertenversammlungen der Kantonalen Bauernverbände abgehalten. An einigen durfte ich in den letzten Tagen als Gast teilnehmen. Erfreut nahm ich zur Kenntnis, dass ausnahmslos überall mit Herzblut für die Sache der Bäuerinnen und Bauern gekämpft wird. Man engagiert sich in der Öffentlichkeitsarbeit und ist aktiv in den sozialen Medien. Dazu haben alle Organisationen die kommende Abstimmung zur Biodiversitäts-Initiative in ihrer Agenda dick angestrichen. Miteinander müssen wir die Stimmbevölkerung aufklären, was die Auswirkung einer Annahme dieser Initiative wäre. Wenn die ganze Bauernschaft einmal mehr am gleichen Strick zieht, können wir auch im September siegreich aus einem weiteren Abstimmungskampf hervorgehen.
Die Botschaft ist entscheidend
Auch die mehrheitlich jungen Bäuerinnen und Bauern, welche in den letzten Wochen mit weiteren Aktionen auf die Unzufriedenheit der Basis aufmerksam gemacht haben, kämpfen mit dem gleichen Herzblut. Ob sie nun mit Traktorenkorso oder mit Mahnfeuer auf sich aufmerksam machen, ist zweitrangig. Wichtig ist die Botschaft, die wir an die Konsumenten, an unsere Abnehmer sowie an die Entscheidungsträger senden, die da heisst: So kann es nicht weitergehen! Aber wo liegen denn die Probleme? Sind es die überrissenen Margen der nachgelagerten Stufen? Oder der immer grösser werdende administrative Moloch, den es zu befriedigen gilt? Sind es die im Jahrestakt lancierten Initiativen irgendwelcher Gutmenschen? Sind es gar die ewigen Anfeindungen in der Tagespresse? Oder ist es ganz einfach die fehlende Wertschätzung der Nahrungsmittelproduktion durch unsere wohlstandsverwöhnte Gesellschaft?
Die Bürokratie bringt alle an die Grenzen
Nach meinem Erachten ist es ein Mix von allem Erwähnten und trotzdem ist der grosse Stein des Anstosses, welcher die Unzufriedenheit am meisten befeuert, die ausufernde administrative Bevormundung. Diese Bürokratie bringt uns alle an die Grenzen. Sie erhöht den Arbeitsaufwand und mindert die Erträge. Sie bringt Unsicherheit, Frust und Mehrkosten. Sie nimmt die Freude an der täglichen Arbeit und wirkt demotivierend. So kann es nicht weitergehen, da sind sich alle einig, Verbände, junge und alte Bauern sowie die bäuerlichen Politiker.
Zum Glück wurde das nationale Parlament bei den Wahlen im Herbst mit bäuerlichen Vertreterinnen und Vertretern gestärkt. Die neue Legislatur birgt bessere Mehrheitsverhältnisse für unsere Anliegen. Auch hier darf ich mit grosser Genugtuung feststellen, dass wir parteiübergreifend ebenfalls mit Herzblut kämpfen. Wir setzen «da oben in Bern» alles daran, dass wir die Agrarpolitik wieder benutzerfreundlicher gestalten können, damit unsere Bauern wieder mit Freude ihrer Arbeit nachgehen können.
Zur Person
Martin Haab ist Präsident des Zürcher Bauernverbands und SVP-Nationalrat. Er schreibt für die Rubrik «Arena» im Regionalteil Ostschweiz/Zürich der BauernZeitung.