Am 21. November fand in Aarau die Gründung statt. Daniel Bärtschi, der Präsident des neuen Verbands Agricultura Regeneratio, Verein für regenerative Land- und Ernährungswirtschaft betont im Gespräch mit der BauernZeitung, man sei sehr integrativ: «Jeder kann mitwirken, egal ob er konventionell oder biologisch arbeitet». Es gehe um den gemeinsamen Austausch, darum, einander Möglichkeiten aufzuzeigen und voneinander zu lernen. Der Verband soll eine Community aufbauen, dem auch andere Verbände, Firmen oder Private angehören können.

Umbau vom Feld bis zum Teller

Sein Ziel ist ambitioniert: man wolle das Schweizer Ernährungssystem umbauen, vom Feld bis zum Teller. «Das klingt radikal, aber wir müssen an die Zukunft denken», gibt Bärtschi zu bedenken. Daher geht sein Zeithorizont auch über die AP22+ hinaus, er habe eher 2030 im Blick. Um den nötigen breiten Konsens unter Produzenten, Konsumenten und Verarbeitern herzustellen, brauche es eine Weile. «Wir haben aber eine konkrete Vorstellung davon, wo wir hinmöchten», fügt er hinzu. Er würde sich auch freuen, diese einmal der Politik in Bern vorzustellen. «Ich bin aber realistisch, die Mühlen in Bern mahlen langsam – aber sie mahlen!»

 

Ein bedeutungsvoller Name

Den Namen Agricultura Regeneratio hat Daniel Bärtschi mit Bedacht gewählt: «Das ist lateinisch, weil wir eigentlich altes Wissen anwenden – und Latein ist eine alte Sprache», erklärt er. Ausserdem bilde der Begriff keine Sprachregion ab und könne über die Landesgrenzen hinweg leicht verstanden werden.

 

Mehr als nachhaltig oder Bio

Die regenerative Landwirtschaft sieht Bärtschi als Umsetzung der Kreislaufwirtschaft in der Landwirtschaft. Man wolle mit der Natur arbeiten und deren Potenzial nutzen. «Wir gehen insofern über Bio oder nachhaltig hinaus, als dass regenerative Landwirtschaft konsequenter der Natur zu entsprechen versucht». Ein weiterer Unterschied zu Bio ist, dass es keine Richtlinien gibt. Stattdessen gibt es fünf Prinzipien für die Produktion:

  • wenig Störungen dank oberflächlicher Bodenbearbeitung
  • Maximieren der Biodiversität auf dem Betrieb
  • Möglichst dauerhafte Bodenbedeckung
  • immer lebendige Wurzeln im Boden
  • integrierte Tierhaltung (Weide- oder Freilandhaltung)

Als erster Schritt wird nun der Vorstand eine Strategie erarbeiten. Man sei offen für gute Ideen und wolle bedürfnisorientiert vorgehen, so Daniel Bärtschi.

 

Stefan Brunner ist Mitglied bei Agricultura Regeneratio und stellt derzeit seinen Bio-Betrieb auf regenerative Landwirtschaft um. Weiterlesen

 

Expertenbesuch aus den USA 2020

Die Vernetzung wird in der Aktivität des Vereins eine grosse Rolle spielen, vor allem online über eine Plattform. Treffen sind ebenfalls geplant, etwa im kommenden Jahr ein Kurs mit Joel Salatin, einem Landwirten und bekannten Experten aus den USA. Der Verband will sich über die Landesgrenzen hinaus austauschen. Bärtschi steht in Kontakt mit Bewegungen der regenerativen Landwirtschaft in den USA, Australien und Deutschland.

Realität in der Diskussion um Pflanzenschutzmittel 

Ein weiteres Anliegen ist der Kontakt zwischen Konsumenten und Produzenten. «Wir wollen in die Diskussion um Landwirtschaft etwas mehr Realität hineinbringen und aufzeigen, was möglich ist», so Bärtschi. Z. B. müsse man im Zusammenhang mit Pflanzenschutzmitteln erklären, welchen Einfluss Kaufentscheide haben. Gleichzeitig gelte es nach Lösungen zu suchen, die Pflanzenschutzmittel überflüssig machen können.

Alternativen zu Grossverteilern

Nicht nur im Denken, auch physisch möchte Agricultura Regeneratio die Distanz zwischen Konsumenten und Produzenten verringert. Der neue Präsident denkt an ein Alternativsystem abseits von Grossverteilern, um lokale Kreisläufe zu schliessen.