Es waren alle da, die für ein zukünftiges Landwirtschafts- und Ernährungssystem einstehen – die Landwirtschaft und die Politik, der Konsum, die Ökonomie und die Amtsstellen. Vertreten waren sie durch Landwirt und SVP-Nationalrat Martin Hübscher, Babette Sigg Frank (Präsidentin Konsumentenforum), BLW-Direktor Christian Hofer und Professor Mathias Binswanger. Eingeladen zum Podium im Kulturzentrum Obere Mühle in Dübendorf hatte die Syngenta zusammen mit dem Zürcher Bauernverband.
Wetter und Preise
Die Gäste nahmen Platz auf den grünen Sofas und sprachen über das Wetter. Als Gesprächseinstieg eignet sich das immer. Es war aber auch ein katastrophales Jahr für die Landwirtschaft. «Dennoch: Im Laden hat das niemand gespürt. Alles war jederzeit verfügbar», sagte Babette Sigg. «Aber wären die Importe nicht gewesen, wären wir in der Schweiz verhungert», mit diesen Worten schlug Martin Hübscher die Richtung ein, die die Diskussion nun nahm. Thema war «Welche Landwirtschaft will die Schweiz?».
Es ging um den sinkenden Selbstversorgungsgrad, Produktivitätsverluste, um Ökologie und die Marktmacht der Grossverteiler. An Zielkonflikten und Spannungsfeldern ist die Landwirtschaft kaum zu überbieten. Das Podiumsgespräch warf aber mehr Fragen auf, als es Visionen für eine starke Landwirtschaft präsentierte.
Man wolle auf der einen Seite, dass die Landwirte produktiver würden, auf der anderen Seite sollen sie ökologischer werden. «Zwischen diesen Polen wird die Bauernfamilie durch Auflagen und die Marktmacht der Grossverteiler aufgerieben», sagte Mathias Binswanger.
Bei Bio stimmt die Kasse
Auf die Frage von Moderator Reto Brennwald, warum sich nicht mehr Konsumenten nachhaltig mit Bioprodukten ernähren, antwortete Babette Sigg: «Der hohe Preis der Bioprodukte ist der Grund dafür.» Der Detailhandel schöpfe das Kaufkraftpotenzial der Kundschaft aus. Eine einzige Ausnahme sei Aldi, befand Mathias Binswanger. Dann fuhr er fort: «Man muss sich fragen, ob die Biolandwirtschaft überhaupt an einer Ausdehnung der Bioanbaufläche interessiert ist. In ihrer Nische zu verbleiben, ist gut für sie. Dann sind die Preise hoch.» Zugegeben, Binswangers Aussagen waren provokativ, aber niemand, weder aus dem Podium noch dem Plenum, hinterfragte, ob der Konsum von Bioprodukten der einzige Indikator für nachhaltige Landwirtschaft und Ernährung sei.
Crispr-Cas als Chance
Sind die neuen Züchtungsverfahren wie Crispr-Cas die Lösung dafür, mit resistenten und robusten Sorten dem Krankheitsdruck und dem Klimawandel zu trotzen? Martin Hübscher und Christian Hofer sehen darin Chancen. Sigg und Binswanger äusserten sich nicht dazu.
Es war nicht zu erwarten, dass es an diesem Podium zu realistischen Zukunftsperspektiven kommt. Der Abend war zu kurz und die Landwirtschaft zu komplex – auch wenn, wie Nathanael Helfenstein vom Zürcher Bauernverband am Schluss der Veranstaltung betonte, die besten Leute auf dem Podium gewesen seien, um die AP 30+ aufzugleisen.