Zuerst denkt man, die beschriebene Szene zu Beginn des Buchs sei ein Scherz: Die Mutter von zwei kleinen Kindern sitzt im Büro und langweilt sich bei ihrem fünfzig Prozent-Behörden-Bürojob und verdient dabei Geld. Davor und danach hat sie Stress im hoch getakteten Alltag als Mutter und mit dem Haushalt. Dabei verdient sie nichts, ist ja klar. Aber für viele berufstätigen Mütter ist dies Realität.

Was wird bezahlt

Die Autorin Sibylle Stillhart mach sich Gedanken, weshalb eine Arbeit bezahlt ist und eine andere nicht. Warum Erwerbsarbeit eine "richtige" Arbeit ist und Hausarbeit und Kindererziehung nicht. Sie schreibt auch über das Dilemma, in dem Frauen stecken, weil sie Beruf und Familie unter einen Hut bringen wollen und dabei im Burn-out landen. Die "Hausfrau" sei heute sozusagen verschwunden, doch ihre Arbeit, die sie verrichtet hat, ist geblieben und diese macht vorwiegend die Frau – zusätzlich zur bezahlten Arbeit versteht sich.

 

Schluss mit gratis!

Sibylle Stillhart, "Schluss mit gratis! Frauen zwischen Lohn und Arbeit", Limmat Verlag, 112 Seiten, 24 Franken

 

Eine Sache des Wollens

Wer erwartet, dass zum Ende des Buchs ein Rezept präsentiert wird, wie man Schluss macht mit der Gratis-Arbeit, wird enttäuscht. Der Titel verspricht mehr, als er hält. Man kriegt aber sicher viele Hintergrundinformationen und Inputs zum Nachdenken und für angeregte Diskussionen. Und eines wird klipp und klar gesagt: Es ist eine Sache des Wollens. Denn die Schweiz sei gewillt, jedem wehrpflichtigen Mann während 35 Wochen einen Erwerbsersatz zu zahlen, Müttern hingegen nur 14 Wochen Mutterschaftsurlaub und dem Vater nur einen Freitag. Da könnte man sich als reiche Schweiz doch durchwegs leisten, die Mütter etwas besserzustellen.