Reist Cornelia Zahner im Zug, klappt sie gerne ihren Laptop auf und beginnt zu schreiben. «Auf diese Weise kann ich die Zeit nutzen», sagt sie. «Dabei macht es mir nichts aus, wenn es rundum laut ist.» Während solcher Zugfahrten ist der Roman «Das Mädchen vom blauen See» entstanden. Zahner hat über einen Zeitraum von 10 Jahren daran gearbeitet.
Latein wegen Interesse an Reptilien
Nach einer Anfangsphase habe sie festgestellt, dass die Geschichte um eine Berner Oberländer Bergbauerntochter zu dünn war, erzählt die Schriftstellerin. Dann aber sei sie richtig in Fahrt gekommen, das Buch habe Umfang angenommen. Dem Verlag sei es viel zu lang gewesen, daraufhin kürzte sie rigoros und überarbeitete den Text abermals. Ein grosser Moment war es, als das Buch diesen Frühling im Zytglogge-Verlag erschien. Bereits 2021 wurde ein Werk von Cornelia Zahner veröffentlicht. Es trägt den Titel «Ronni vom Rhonegletscher», ist ein Kinderbuch und handelt von einem Drachen, der Artgenossen aus verschiedenen Sagen trifft.
Sie habe bereits als Schülerin gern Geschichten geschrieben, einmal sogar eine längere Erzählung, erinnert sich Cornelia Zahner. Aufgewachsen ist sie im Zürcher Weinland auf einem Weinbaubetrieb. Nach der Matura studierte sie Vergleichende Romanische Sprachwissenschaft und wurde Lateinlehrerin. «Meine Begeisterung für das Fach wurde während der Primarschule geweckt, als ich mich für Reptilien interessierte und wissen wollte, was die lateinischen Namen bedeuten», sagt Zahner.
Viel Abwechslung als Lateinlehrerin
Seit vier Jahren unterrichtet sie an einer Kantonsschule in Winterthur. «Bei der Lehrtätigkeit gibt es viel Abwechslung, keine Klasse ist wie die andere», stellt die 32-Jährige, die heute in Marthalen lebt, fest.
Durch ihren Partner, der aus dem Berner Oberland kommt, hat Cornelia Zahner einen Bezug zur Gegend. So kam es, dass der Blausee bei Mitholz sie zum Buch «Das Mädchen vom blauen See» inspiriert hat. «Der See mit dem umliegenden Wald übt eine Faszination auf mich aus», so die Autorin.
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Gehörten Zündhölzer 1920 zum Alltag?
Für den historischen Roman rund um eine Sage, der in den Jahren 1920 und 1803 handelt, hat Cornelia Zahner viel recherchiert. Auch zu Details: «Ich musste mich etwa zunächst versichern, dass Zündhölzer 1920 bereits zum Alltag gehörten.» Um mehr über diese Zeiten zu erfahren, las die Autorin eine Biografie einer Bergbäuerin, besuchte ein altes Pfarrhaus und informierte sich im historischen Lexikon.
Eine Station in der Geschichte spielt sich auf einem Bauernhof in Steffisburg ab. Dieser sei dem Hof ähnlich, auf welchem ihr Freund aufgewachsen ist. Und als sie den Bergbauernbetrieb in Mitholz beschrieb, halfen ihr die Erinnerungen an den Landdienst, den sie als Jugendliche in Graubünden erlebte. «Dort habe ich beispielsweise beim Heuen an steilen Hängen mitgeholfen», sagt Cornelia Zahner. Sie kann sich nicht vorstellen, jemals in der Stadt zu leben. Wichtig sind ihr zudem der Garten und ihre Katzen. Und vielleicht kommen dereinst auch ein paar Alpakas, Schafe oder Ziegen dazu. Zahner hat bereits einen weiteren Roman fertig. Dessen Handlung hat sie am Genfersee angesiedelt. «Eine Gegend, die mir ebenfalls sehr gefällt», sagt die Zürcherin. Derzeit wartet sie auf die Antwort des Verlages. Doch Zahner ist schon an einem neuen Buch. Es handelt von zwei Frauen in Griechenland, dabei steht wiederum eine Sage im Mittelpunkt.
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Das Mädchen vom blauen See
Der Roman führt in die Bergwelt des Berner Oberlands um 1920. Hier lebt die Bergbauerntochter Clera mit ihren Eltern und ihren Brüdern. Als einzige Tochter hat sie sich um Haus und Hof zu kümmern, obwohl sie lieber auch zum Heuen ginge. Eine der wenigen Frei-heiten, die sich die 21-Jährige herausnimmt, ist das Herumstreifen in den Wäldern zwischen Hof und Dorf.
Hier liegt der Blausee (der berühmte), um den sich eine Sage rankt. An dessen Ufer macht sie Bekanntschaft mit dem Sohn der reichsten Familie der Gemeinde. Nicht Unähnliches erlebte ihre Ururgrossmutter 100 Jahre zuvor. Deren geheime Geschichte erfährt Clera nach und nach durch Notizen, welche ihre Grossmutter ihr hinterlassen hat. Darin erklärt sich auch, weshalb die Familie einst Hals über Kopf ins Engadin gezogen war. Auch sie selbst muss den elterlichen Hof plötzlich verlassen: Nach einem Familienzwist findet die junge Frau in Steffisburg bei entfernten Verwandten Unterschlupf. Dort nimmt die spannende, auf verschiedenen Zeitebenen handelnde Familiengeschichte ihren Lauf, wobei für Überraschungen gesorgt ist.
«Das Mädchen vom blauen See» von Cornelia Zahner. Zytglogge-Verlag, 2023. 384 Seiten. Fr. 32.–.
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