Beim Schreiben bewegt sich Jeanne Göllner zwischen Kuhställen und Konzertbühnen. Zum einen arbeitet sie als Redaktorin bei der BauernZeitung. Zum andern veröffentlicht sie unter ihrem ledigen Namen Jeanne Woodtli Liebesromane, die in der Musikszene spielen.
Im Zentrum des aktuellen Romans «Zauberfee auf Dauerschleife» stehen Joran Stern und Marlen Behringer. Er ist der neue Manager des Schweizer Rockmusikers Eliot Wagner, sie die Bassistin der Band. Obwohl bald zarte Funken zwischen den beiden sprühen, ist ihr Timing grottenschlecht.
«Ich liebe Musik»
«Zauberfee auf Dauerschleife» ist der dritte Roman rund um Eliot Wagner. Wie kommt Jeanne Göllner als Bauerntochter und Agrarjournalistin dazu, Liebesgeschichten fern von Acker und Stall zu schreiben? «Ich liebe Musik und war früher eine fleissige Konzertbesucherin», sagt die 38-jährige Mutter von zwei Mädchen. In den letzten Jahren sei sie wegen ihrer Kinder weniger dazu gekommen. [IMG 2]
Ihren Erstling «Sehnsüchtig» begann sie vor zwölf Jahren zu schreiben. «Damals arbeitete ich beim Schweizer Fernsehen, lebte in Zürich und war viel im Nachtleben unterwegs. Eines Abends an einem Rockkonzert hatte ich plötzlich die beiden Figuren im Kopf.» Dazu gehörte neben dem Rockmusiker Eliot Wagner die Grafikerin Alys Allenbach, die für ihn ein CD-Booklet gestalten soll und sich in ihn verliebt. «Dass mich die beiden zehn Jahre später noch begleiten würden, hätte ich nicht gedacht.»
Aufgewachsen ist Jeanne Göllner auf einem kleinen Bauernbetrieb mit Ackerbau und Angus-Mutterkühen im Berner Seeland. Ihr Vater ist zwar ein Bauernsohn, aber eigentlich ausgebildeter Hochseekapitän. «Meine Mutter ist eine Gmüesler-Tochter. Gemeinsam erfüllten sie sich den Traum von einem eigenen Hof.» Heute bewirtschaften Jeanne Göllners Bruder und seine Frau den Betrieb und haben auf Gemüseproduktion umgestellt.
Klarer Berufswunsch
Jeanne Göllner wusste schon mit zwölf, dass sie Journalistin werden wollte. Seit 2011 ist sie in verschiedenen Funktionen bei der BauernZeitung tätig – und schreibt in ihrer Freizeit mit Begeisterung weiter. Für ihre Liebesgeschichten hat sie jeweils keinen fixen Plan. «Ich schreibe auf der Basis einer Grundidee einfach drauflos», sagt sie, manchmal erst den Anfang und das Ende und erst dann alles in der Mitte.
Richtig Freude am Schreiben hat sie, «wenn die Figuren die Kontrolle übernehmen». Etwa, wenn sie eine Szene schreiben will, in der sie sich streiten. «Dann verhalten sie sich plötzlich ganz anders, sagen Dinge, mit denen ich nie gerechnet hätte.» Ihr gefalle auch der Austausch mit den Lesern und Leserinnen. «Ein Landwirt, der meine Romane gelesen hat, hat sogar seinen neuen Stier Eliot getauft», erzählt sie schmunzelnd.
Mehr Vergnügen als Arbeit
Das Schreiben fühle sich für sie eben nicht als Arbeit an, sondern als reines Vergnügen. «Ich schreibe oft abends ein, zwei Stunden, wenn die Kinder im Bett sind, da kommt man schneller voran, als man denken würde.» Veröffentlicht hat Jeanne Göllner ihre drei Bücher alle im Eigenverlag. «Ich habe nie versucht, meine Manuskripte einem Verlag anzubieten. Ich bin ungeduldig und will nicht endlos auf eine positive Antwort warten, die vielleicht nie kommt.»
Ihre Themen seien «erwachsener» geworden, antwortet Jeanne Göllner auf die Frage, was sich seit dem ersten Buch verändert habe. «Mittlerweile habe ich zwei Töchter und ganz andere Herausforderungen in meinem Leben.» So erkrankte etwa Alys Allenbach in ihrem zweiten Buch «Nebelschwer» an einer postpartalen Depression. «Ich habe zwar selbst nie darunter gelitten, aber ich kenne das Gefühl der Überforderung als frischgebackene Mutter sehr gut.»
Ein Roman aus der Landwirtschaft? Vielleicht ...
Ob noch ein viertes Buch rund um Eliot Wagner kommen wird, schliesst sie nicht aus. «Es gibt da eine Figur, die nach dem zweiten Buch sehr unglücklich war. Sie hätte ein Happy End verdient.» Kann sie sich vorstellen, einen Roman zu schreiben, der im bäuerlichen Milieu spielt? «Ja, und ich habe da auch schon zwei Figuren und eine grobe Romanidee im Kopf, aber sie haben sich mir noch nicht in Gänze offenbart. Mal sehen.»