Kürzlich kam ein E-Mail des Landwirtschaftsamtes St. Gallen mit Informationen zur Hauptabrechnung der Direktzahlungen 2024. Darin wird unter anderem mitgeteilt, dass die Zahlungen am 18. Oktober auf unser Konto überwiesen werden. Wunderbar könnte man meinen und dankbar sein.
Doch die Ernüchterung kommt beim Weiterlesen. Es gibt noch einen Hinweis, dass vier Punkte «angepasst» – sprich gekürzt – werden. Gesenkt hat das Bundesamt für Landwirtschaft den Basisbeitrag, die BFF-Q1-Beiträge, die Beiträge zur Bedeckung bei Ackerflächen sowie die BTS-Beiträge auf allen Tierkategorien. Erhöht wurden die Produktionserschwernisbeiträge und die BFF-QII-Beiträge für wenig intensive Wiesen. Neu gibt es einen Beitrag für die längere Nutzung von Kühen.
Raffiniert vorgegangen
Wenn man die Kürzungen genauer ansieht, merkt man, wie raffiniert in Bern vorgegangen wird. Es handelt sich um Programme, welche schon seit Jahren von fast allen oder dem grössten Teil der Betriebe umgesetzt werden. Es ist quasi Standard geworden. Da ist es einfach, jedes Jahr etwas zu kürzen.
Das sind aus Sicht der Bundesämter keine besonderen Leistungen mehr. Sehr bezeichnend ist die Senkung der BTS-Beiträge. Da kann gespart werden, obwohl der Aufwand für uns gleich ist und die Bau- und Maschinenkosten stark gestiegen sind.
Bei den Erhöhungen fällt auf, dass es Programme sind, welche von eher wenigen Betrieben genutzt werden können. Da werden die Betriebsleiter kaum mehr Beiträge generieren können.
«Die neuen Beiträge für ältere Kühe finde ich schon fast lächerlich»
Sepp Sennhauser
Die neuen Beiträge für ältere Kühe finde ich schon fast lächerlich, obwohl ich dafür ein paar Hundert Franken bekomme. So etwas soll jeder selbst entscheiden und machen, was für ihn wirtschaftlich ist. Und ich wette, dieser Beitrag wird schon bald wieder gekürzt oder gestrichen werden.
Genau diese bürokratischen Auswüchse wurden damals bei der Einführung der Direktzahlungsverordnung befürchtet – und dies bestätigt sich nun jährlich. Es wird immer Anfang Jahr an den Systemen und den Zahlungen herumgeschraubt.
Jahr für Jahr das Nachsehen
Die Bundesämter beschäftigen sich so sehr geschickt selbst und schaffen sich mit den immer aufwendigeren und detaillierten «Anpassungen» ihre Daseinsberechtigung. Darunter zu leiden haben zwar immer weniger Betriebe, da die Zahl der Betriebe jährlich zurückgeht. Bei den verbleibenden Höfen handelt es sich aber oft um einfach strukturierte, grössere Betriebe, die meist nur noch einen oder zwei Hauptproduktionsarten haben. Sie haben Jahr für Jahr das Nachsehen.
Aktuell sind die Landwirtschaftsausgaben gleichgeblieben. Aber die Bundesämter beantragen immer neue Stellen und belasten das Agrarbudget zusätzlich. So bleibt uns immer weniger für unsere Leistungen aus den Direktzahlungen. Ich frage mich, warum nicht beim Personal der Bundesämter eingespart wird. In der übrigen Wirtschaft wird fast täglich von Stellenabbau berichtet. Nur in Bern scheint dies tabu zu sein. Meine Direktzahlungssumme sinkt jährlich. Die neuen Programme sind oft nicht anwendbar und die Kürzungen sind grösser als die Neuerungen für meinen Betrieb. Diese Rechnung geht bei eher sinkenden Produzentenpreisen nicht auf. Darum müssen wir hartnäckig bleiben bei unseren Forderungen und Zahlen und Fakten klar aufzeigen. Die Stärken der Bauern sind Zuverlässigkeit, Zusammenhalt und klare Positionen vertreten. Unterstützen wir darum die gute Arbeit unseres Bauernverbands gegen diese versteckten Sparübungen auf unserem Buckel.
Zur Person
Sepp Sennhauser, St. Galler Mitte-Kantonsrat, schreibt für die Rubrik «Arena» im Regionalteil Ostschweiz/Zürich der BauernZeitung.