Bisher sei es ein recht guter Alpsommer, sagt Urs Müller von der Alp Arni-Schwand. Aufgetrieben wurde das Vieh am 3. Juni, etwas später als sonst, mit der Abfuhr rechnet er um den 25. September. «Wir haben es optimal ‹gepreicht› und dem Vieh ist es sehr wohl bei diesem Wetter.»
Zuvor sei es zu nass gewesen, dann aber waren die Böden trockener, wüchsig und «gut gräsig». In anderen Jahren sei das Wasser hier eher knapp, und Projekte für eine bessere Wasserversorgung über das ganze Gebiet seien in Planung. Das könne aber noch dauern, und dieses Jahr sei Wassermangel eh kein Thema.
Der 33. Alpsommer
Auf der rund 50 Hektaren grossen und auf 1377 Metern über Meer gelegenen Alp unterhalb des Glaubenbielenpasses in der Gemeinde Giswil sind er und seine Frau Ida nun schon den 33. Sommer tätig. Schon während der Schulzeit sei er als Kind häufig z Alp gegangen, erzählt Urs Müller, der nicht auf einem bäuerlichen Betrieb aufgewachsen ist. Auf Alpen faszinierte ihn jeweils das Käsen, so war es naheliegend, dass er diesen Beruf lernte. «Es war immer mein Wunsch, selber auf Alpen zu käsen.» Hier ist er nun Milchkäufer und als Käser tätig und betreut werden 36 Milchkühe von drei Giswiler Bauern.
«Es ist leichter, Vieh statt Helfer für die Alpen zu bekommen.»
Urs Müller ist gleichwohl optimistisch für die Zukunft der Alpwirtschaft.
Zum Einzugsgebiet Arni-Schwand gehören auch weitere Alpen, auf Mittlist Arni und Obrist Arni sömmern rund 70 Stück Jungvieh und weitere Milchkühe, die werden dort separat betreut und gemolken. Die Milch von diesen höher gelegenen Alpen wird zweimal täglich per Seilbahn zur Käserei geliefert. Müller kauft auch weitere Milch von der benachbarten Alp Stafel zu, insgesamt sind es so 120 000 Kilo während des Alpsommers für die Alpkäserei Arni-Schwand.
Knapp die Hälfte verkäst
Davon werden aber nur knapp 50'000 Kilo vor Ort verkäst und zu weiteren Milchprodukten verarbeitet. Der Rest wird in einem 3000-Liter-Tank gelagert und von den ZMP jeden zweiten Tag per Lastwagen abgeholt, auch weil Biomilch im Sommer sehr gefragt ist (siehe Kasten).
Ein grosser Teil ist Biomilch von den Arni-Alpen. Zur Sammelstelle kommt aber auch konventionelle Milch von Nachbaralpen, deshalb stehe vor der Käserei ein zweiter Tank, auf einem Anhänger, erklärt Müller die separate Sammlung. In der Alpkäserei selbst könnten täglich rund 850 Kilo verarbeitet werden. Zu Spitzenzeiten könnte somit gar nicht alle Alpmilch vor Ort verarbeitet werden. Gekäst wird zudem nicht während der ganzen Alpsaison von rund 115 Tagen. Das Sortiment ist aber breit, von Obwaldner Alpchäs über Bratchäs, Raclette-Chäs, Rahmchäs, Rothornchäs, Mutschli mit Chnobli oder Chümmi und mehr. Dazu kommen Alpbutter und Rahm. Ein Teil der Produkte wird direkt auf der Alp vermarktet, so auch dank des angegliederten Alpbeizlis. Daneben werden auch regionale Detaillisten bedient sowie Märkte wie der Obwaldner Alpchäs-Märt am 2. November in Sarnen, der dieses Jahr zum 30. Mal stattfindet.
Pionier mit Alpbeizli
Mit ihrem Alpbeizli gehörten Müllers 1995 zu den Ersten im Kanton. Sie wurden von Käsekunden dazu animiert, zumal die Alp auch an einem viel begangenen Wanderweg liegt. So erkundigte sich Urs Müller beim Kanton nach den Bedingungen für eine solche Beiz. Damals habe es dafür aber noch kaum Auflagen gegeben und auch im gleichzeitig vorgesehenen kantonalen Gastwirtschaftsgesetz sei dies noch gar kein Thema gewesen. So brauchte es eine Bewilligung für Gelegenheitswirtschaft, beim Bau des gedeckten Aussenbereichs wurden keine Hindernisse in den Weg gelegt. Einzig der Lebensmittelinspektor schaue hin und wieder vorbei. In der Regel sei das Beizli während der Alpzeit täglich offen, angeboten werden vor allem eigene Produkte wie einfache Käse- und Fleischplättli, aber auch Bratchäs oder selbst gemachte Kuchen und Glace-Coupes.
Konstantere Bewirtschaftung
Landeigentümerin der Alpen ist die Korporation Giswil, die Teilsame Grossteil hat das unentgeltliche Nutzungsrecht. Früher seien die Alpen alle sechs Jahre an die Bewirtschafter verlost worden, erzählt Müller. In neuerer Zeit habe man sich jeweils untereinander geeinigt, sodass die Bewirtschafter eher selten wechseln. Die Gebäulichkeiten hat Müller als Milchkäufer gepachtet, das Vieh besorgen Müllers im Lohn. Ein Angestellter hilft mit, zumal die drei erwachsenen Töchter Heidi, Sonja und Nadja ausgeflogen sind und nur noch zeitweise aushelfen.
«Ohne Beschneiung lässt sich das Skigebiet nicht erhalten.»
Urs Müller ist über den Winter Leiter Beschneiung bei den Skiliften Mörlialp AG.
Leiter Beschneiung
Den Winter über leben Müllers in Giswil und Urs ist ab Herbst bei den Skiliften Mörlialp AG angestellt. Bis zu den Herbstferien bleiben sie jeweils auf der Alp, dann startet Müller teilzeitlich bei den Bahnen und erhöht dort das Pensum sukzessive. Dort ist er auch Leiter Beschneiung. Es sei in den letzten Jahren wegen zunehmend fehlenden Schnees schon schwieriger geworden. Je nach Winter konnte nur ein Teil der Anlagen betrieben werden, sagt Müller. Ohne Beschneiung könnte das Familienskigebiet gar nicht mehr gehalten werden, liegt es doch von 1350 bis 1850 Meter über Meer. Der Sommertourismus habe hier nicht eine so grosse Bedeutung, zumal dann auch keine Bahnen laufen. Die Betreiber der Anlagen – Grossaktionär der Mörlialp AG ist die Gemeinde Giswil – versuchten deshalb, auch dank Erweiterung der Beschneiung und Fokus auf die Kinder, das Gebiet zum Skifahren attraktiv zu erhalten.
Gefragte Sömmerungsplätze
Für die Zukunft der Alpbewirtschaftung in der Region ist Müller zuversichtlich. Auch wenn derzeit nur noch drei statt wie früher sechs Bauern ihr Vieh hierher bringen, bleibe die Nachfrage für Sömmerungsplätze hoch. «Viele Bauern würden gerne noch mehr Kühe auf die Alp geben.» Die Alpung sei eben auch wirtschaftlich wieder interessanter geworden, dank der Umstellung der Agrarpolitik vor Jahren mit mehr Beiträgen für das Sömmerungsgebiet. Eher Sorgen bereite das knappe Personal. «Es ist leichter, Vieh statt Helfer für die Alpen zu bekommen.»
Lukrative Biomilch
In der Käserei Arni-Schwand produzierte Müller bis 1999 Sbrinz-Käse. Dann kündete die damalige Käseunion den Vertrag, seither wird nur mehr ein Teil der Alpmilch vor Ort verarbeitet. Anfänglich waren es bloss 15'000 kg, der Anteil wurde aber sukzessive erhöht, auf heute rund 50 000 kg. Viel mehr sei kaum möglich. Einerseits stagniere seit Coronazeiten der Absatz von Alpkäse. Zu spüren bekamen es die Obwaldner Alpkäsereien auch, seit die Migros letztes Jahr als grosser Abnehmer von «Aus der Region. Für die Region»-Produkten weggefallen ist. Und Bio-Alpkäse sei kein Thema, auf dem Markt kaum gefragt. «Für die Kunden ist Alpkäse schon genügend ökologisch.» Andererseits sei der Absatz von Biomilch wirtschaftlich sehr interessant, vor allem im Sommer. «Für die Bauern war es früher besser, wenn viel Alpmilch verkäst wurde. Heute ist die Lieferung von Biomilch von den Alpen ins Tal wegen des sehr hohen Bio-Milchpreises im Sommer von gegen einem Franken sehr lukrativ.»