Die Schweiz war zwar nicht immer ein Käseland, aber das Hausrind sei hierzulande immerhin schon seit der Jungsteinzeit das wichtigste Haustier, heisst es in einer Mitteilung der Universität Basel. Ursprünglich kam das Tier aus dem Nahen Osten und wurde bald verschiedentlich genutzt: seit dem 4. Jahrtausend vor Christus für die menschliche Ernährung und bis ins 20. Jahrhundert auch als Zugtier.
Die Römer bringen frisches Blut
Im Fokus der Forschenden stand die genetische Vielfalt des Rindviehs in der Schweiz, Rückschlüsse darauf erlauben archäologische Knochenfunde. Die Knochen wurden auch vermessen, um die Grösse der Tiere abschätzen zu können.
Die genetische Vielfalt nahm gemäss den Auswertungen im 1. Jahrhundert vor Christus zu, als sich Römer nördlich der Alpen niederliessen und Rinder aus ihrer Heimat mitbrachten.
Züchten auf Grösse
In dieser Zeit wurde die Landwirtschaft intensiver, um Nahrung für die wachsende Bevölkerung bereitzustellen. Für die grösseren Ackerflächen brauchten die Bauern grössere Arbeitstiere, die etwa zum Pflügen zum Einsatz kamen. Entsprechend ging die Züchtung in diese Richtung.
Kleine Rinder für Selbstversorger
Die Gesellschaft in der Schweiz wandelte sich im 3. und 4. Jahrhundert vor Christus weiter und mit ihr der Viehbestand: Die Römer zogen sich zurück, die Landwirtschaft wurde kleinteiliger und die Menschen im frühen Mittelalter vermehrt Selbstversorger. Da waren, so die Uni Basel, grosse Rinder mit hohem Futter- und Platzbedarf eher ein Nachteil. Man stellt für diese Zeit einen kleineren Wuchs der Tiere fest und eine abnehmende Vielfalt – gezüchtet wurde mit dem, was da war ohne Input von aussen.
Pro Specie Rara als Gegenbewegung
Die Forschenden nehmen auch Bezug zur Gegenwart, denn die Wellenbewegung in der Diversität der Rinder-Genetik sei bis heute zu beobachten. Als Gegenbewegung zu sinkenden Genpools durch den Einsatz weniger Zuchtstiere sehen die Forschenden die Bemühungen von Pro Specie Rara für den Erhalt seltener Rassen. Sie halten es für denkbar, dass die künftige Entwicklung wieder weg kommt von der «einseitigen intensiven Nutzung», weil sich z. B. das Konsumverhalten oder die ethischen Massstäbe verändern. Der Trend zu abnehmender Genvielfalt lasse sich umkehren, halten die Studienautoren abschliessend fest.
Mit der fortschreitenden Holsteinisierung zeigt sich in der Realität aber gegenwärtig das genaue Gegenteil.