Insgesamt wurden im Schweizer Treibhausgasinventar für das Jahr 2019 5,86 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente aus der Landwirtschaft verzeichnet. Das sind 1,51 Prozent weniger, als noch 2018 ausgestossen wurde. Tiefere Emissionen aus landwirtschaftlichen Böden, der Nutztierhaltung und der Hofdüngerbewirtschaftung trugen zu diesem Rückgang bei, wie die Zahlen des Bundesamts für Umwelt Bafu zeigen.
Reduktion zu gering
Zusammen mit der Landwirtschaft zählen synthetische Treibhausgase (THG) wie zum Beispiel Kühlmittel zu den «übrigen Emissionen». Zwar ist der Ausstoss von synthetischen THG von 2019 ebenfalls leicht gesunden, insgesamt wird der Rückgang aber nicht reichen, um wie im nationalen Klimaziel vorgesehen bei den übrigen Emissionen bis 2020 eine Senkung rund 10 Prozent gegenüber 1990 zu erreichen.
Im Vergleich zum Basisjahr wurden 2019 gemäss dem Bundesamt für Umwelt rund 12 Prozent weniger landwirtschaftliche THG-Emissionen registriert.
Auch in den anderen Sektoren reicht es nicht
Insgesamt sollte der Ausstoss klimaschädlicher Gase in der Schweiz gemäss Klimaziel bis 2020 um 20 Prozent gegenüber 1990 fallen. Es ist aber kein Sektor in ausreichendem Tempo auf Kurs:
Gebäude: Ziel wären minus 40 Prozent bis 2020, 2019 betrug der Rückgang gegenüber dem Basisjahr 34 Prozent. Energieeffizientere Häuser und umweltfreundlichere Heizungen führten dazu, dass 2019 trotz eines kälteren Winters nicht mehr emittiert wurde. Der starke Zusammenhang zwischen Witterung und THG-Ausstoss zeige aber, dass weiterhin viel mit fossilen Brennstoffen geheizt werde.
Industrie: Gegenüber 2018 blieben die Emissionen unverändert, wie mehrheitlich bereits in den letzten Jahren. Im Vergleich zu 1990 stösst die Schweizer Industrie aktuell 14 Prozent weniger THG aus. Bis 2020 sollten es rund 15 Prozent weniger sein.
Verkehr: Der Beimischung von Biotreibstoffen, effizienteren Fahrzeugen und der Elektrifizierung zum Trotz bewegt sich – was die Emissionen angeht – wenig im Verkehrssektor. 10 Prozent sollte die Reduktion bis 2020 gegenüber 1990 betragen. Erreicht wurde bis 2019 1 Prozent, ohne Veränderung des Werts gegenüber 2018. Verantwortlich dafür sei die Zunahme der zurückgelegten Kilometer.
Corona-Effekt noch unklar
Welchen Einfluss die Corona-Krise auf den Ausstoss klimaschädlicher Gase hat, wird sich erst bei der nächsten Aktualisierung des Treibhausgasinventars zeigen. Denn dieses beruht gemäss Bafu auf der nationalen Gesamtenergiestatistik und nicht auf Messungen in der Atmosphäre.
CO₂-Gesetz soll helfen
Das Bundesamt für Umwelt betont, angesichts der ungenügenden THG-Reduktion sei eine Verstärkung der Massnahmen zum Klimaschutz unumgänglich. Genau das sehe das revidierte CO₂-Gesetz vor.
WWF: Griffige Klimapolitik
Auch der WWF verweist in einer Mitteilung zu den neuen Zahlen des Treibhausgas-Inventars auf das CO₂-Gesetz. Kaum ein anderes Land habe so viele Ölheizungen und eine so verbrauchsintensive Neuwagenflotte wie die Schweiz. Ausserdem steige man hierzulande doppelt so häufig in ein Flugzeug wie die Bewohnenden unserer Nachbarländer es tun. Es brauche eine griffige Klimapolitik, die einen gezielten und geordneten Umbau des auf fossilen Energien beruhenden Systems ermögliche. Daher unterstütze man das CO₂-Gesetz.
Klimastreik: Umfassender Systemwandel
Für den Klimastreik ist klar, dass die Treibhausgas-Emissionen bis spätestens 2030 auf netto Null sinken müssen. Dafür braucht es aus Sicht der Bewegung einen umfassenden Systemwandel, wie er etwa im Klima-Aktionsplan vorgezeichnet ist. Ausserdem ruft der Klimastreik erneut zum Strike for Future auf. Angesichts des zu langsamen Rückgangs der Emissionen sei man schockiert.