DelegiertenversammlungEmmentaler-Sortenorganisation setzt im schwierigen Umfeld Hoffnungen auf die MillennialsMittwoch, 19. April 2023 Die Delegiertenversammlung der Sortenorganisation Emmentaler Switzerland (ES) fand diesen Dienstag ohne Medienbeisein statt. Am Folgetag luden Präsident Daniel Meyer, Direktor Urs Schluechter und Vizedirektor Alfred Rufer zum Mediengespräch. «Die traktandierten Geschäfte wurden von unserem Delegierten einstimmig angenommen», sagt Meyer. «Die Stimmung ist trotz der herausfordernden Marktsituation gut.»

Markt bleibt schwierig

«Der Käsemarkt beschäftigt uns sehr stark», hält Daniel Meyer fest. «Wir spüren im In- und Ausland einen starken Druck.» Die Totalverkäufe des Emmentalers AOP betrugen 2022 16 066 t und gingen gegenüber dem Vorjahr um 5,8  % zurück. Das Minus betrifft die Schweiz sowie den Export, wobei das Inland mit −8,9 % (minus 410 t) einen deutlicheren Rückgang zu verzeichnen hatte als der Export mit −4,4 % (minus 477 t). «Dieser Rückgang tut weh.» Zum Vergleich: Der gesamte Export von Schweizer Käse schrumpfte 2022 gegenüber dem Vorjahr um 6,7 %. Der Emmentaler habe sich also vergleichsweise gut gehalten.

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Abwärtstrend stoppen

Die beiden klar wichtigsten Auslandsmärkte bleiben Italien und Deutschland mit einem Anteil von über 73 %. Besonders erfreulich ist laut Urs Schluechter, dass 2022 die Exporte im nach wie vor absatzstärksten Markt Italien «trotz der notwendigen zweiten Preiserhöhung» innerhalb von gut zwei Jahren um 3,8 % (211 t) gesteigert werden konnten. «Das Ziel in den nächsten Jahren ist klar: Wir müssen den Abwärtstrend stoppen.»

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Deswegen werden beim Marketing nun die Millennials (Menschen zwischen 20 und 40 Jahren) ins Zentrum gestellt. Mit «Share a Piece of You» lancierte Emmentaler AOP Anfang Jahr eine neue, internationale Kampagne. Sie läuft in der Schweiz, Italien, Deutschland, Frankreich und den Benelux-Ländern und Spanien am TV, auf News-Portalen, Youtube, Instagram, Facebook und emmentaler.ch. «Wir brauchen auch neue Konsumformen wie beispielsweise Scheiben, Würfel oder Convenienceprodukte», ergänzt Schluechter.

Hohe Qualität

ES zeichnet jedes Jahr die besten Emmentaler-AOP-Käsereien aus. In die Bewertung fliessen die 12 Taxationen des letzten Jahres ein. Bei den monatlichen Taxationen werden die Käse jeder Dorfkäserei auf einer Skala mit maximal 20 Punkten bewertet. Im Jahr 2022 erreichten 84,5 % der Emmentaler-AOP-Laibe eine Spitzenqualität mit Bewertungen zwischen 19 und 20 Punkten. 97,8 % betrug der Klasse-1-Anteil mit Bewertungen zwischen 18 und 20 Punkten. Die goldene Käsereimarke ging 2022 an Fritz Lehmann und die Käserei Ursenbach, welche 19,83 von total 20 möglichen Punkten erreichte. «Diese Spitzenqualität erreichen wir trotz eines steigenden Anteils an automatischen Melksystemen (AMS)», sagt Alfred Rufer zu­frieden.

AMS werden wichtiger

2022 hat die ES Anpassungen am Pflichtenheft beschlossen und beim BLW die entsprechenden Gesuche eingereicht: Es geht um die Anpassung des geografischen Gebiets, die Verbesserung des Lochansatzes und die Bedingungen im Gär- und Lagerkeller. Diese drei Themen sind in der Konsultation, ein erstes Feedback des Bundesamts für Landwirtschaft (BLW) sei eingegangen. Länger dauert es beim Thema Automatische Melksysteme.

Verarbeitungszeit verlängern

Käseproduktion29 statt 24 Stunden: Emmentaler passt Pflichtenheft dem Melkroboter anMittwoch, 10. August 2022Emmentaler Switzerland hat 2022 dazu ebenfalls einen Antrag zur Änderung des Pflichtenhefts eingereicht: Neu soll die Verarbeitungszeit von 24 auf 29 Stunden verlängert werden. Das Thema AMS sei sehr stark in der Branche angekommen, sagt Alfred Rufer. 

Eine umfassende Agroscope-Studie läuft. «Wir müssen daran denken, was junge Bauern weiter silofreie Milch produzieren lässt. Zudem ist auch die Steigerung des Tierwohls sehr wichtig.» 

 

 

Neue Vorstandsmitglieder

Adrian Zemp, seit 2018 als Vertreter der Milchproduzenten im Vorstand, und Christoph Räz, der seit 2005 die Käsehersteller vertritt und seit 2009 Vizepräsident war, traten aus dem Vorstand zurück. Für Zemp hat der Verband der Zentralschweizer Milchproduzenten Christian Troxler aus Schlierbach LU nominiert. Für Räz rückt Urs Kämpfer aus Dürrenroth BE nach. Beide wurden einstimmig gewählt.