Dass Firmenchefs und Politiker nach 100 Tagen im Amt eine erste Bilanz ziehen, ist üblich. Das macht nun auch der neue Cremo-CEO Ralph Perroud. Er stellt laut einer Medienmitteilung fest, dass die finanzielle Lage nach mehreren aufeinanderfolgenden, negativen Jahresergebnissen sehr angespannt sei. Es werde zwei, drei Jahre brauchen, bis das Freiburger Unternehmen wieder den Platz einnehme, «den Cremo verdient».
«Grosses Verbesserungspotenzial»
Perroud sieht ein grosses Verbesserungspotenzial in allen Bereichen, die das Kerngeschäft betreffen, d.h. den Einkauf, die Verarbeitung und die Veredelung von Milch. Cremo legte in der Vergangenheit einen starken Fokus auf Mengenwachstum, was der damalige Marktsituation entsprach.
Heute stehe das Unternehmen einem schnell reagierenden Markt mit volatileren Konsumentinnen und Konsumenten gegenüber. «Cremo muss deshalb den Markt noch aktiver bearbeiten, ihre Marken und Produkte besser vermarkten und besser kommunizieren», heisst es in der Mitteilung.
Nach Auffassung des neuen CEO sollen Einsparungen und Effizienzgewinne nicht ausschliesslich durch Restrukturierungen und Externalisierung bestimmter Unternehmensbereiche erzielt werden, sondern auch mittels einer Verbesserung der Arbeitsprozesse. Grundlage für Letzteres bildet das im Frühjahr lancierte Transformationsprogramm CAP 2027, welches Einsparungen von mehreren Millionen Franken generieren soll.
Diverse Neubesetzungen
Seit Perrouds Ankunft wurde die Geschäftsleitung verstärkt. Das sei eine Notwendigkeit im Hinblick auf die Umsetzung stategischer Massnahmen gewesen. Es sei ein neuer Marketingchef (CMO) zu Cremo gestossen mit der Aufgabe, eine Marken- und Portfolioanalyse vorzunehmen.
Des weiteren ist mit der Schaffung einer Abteilung Supply Chain eine Lücke in der Organisation gefüllt worden. Sie vereint den Einkauf, die Produktionsplanung, die Lagerverwaltung, die Logistik, die Transportorganisation und den Kundenservice und wird seit Anfang November von einem extern rekrutierten Spezialisten geleitet.
In der Finanzabteilung seien mit dem Engagement eines neuen CFO und Controllers zwei wichtige Neubesetzungen vorgenommen worden.
Vertrauen wieder stärken
«Wir werden ab dem Jahr 2024 ein Zielsetzungs- und Leistungsmessungssystem für alle Mitarbeitenden einführen», kündigt Ralph Perroud weiter an. Man wolle den Konsumenten in den Mittelpunkt der Überlegungen stellen und das Vertrauen der Produzenten/Aktionäre, Mitarbeitenden, Kunden und den Konsumenten stärken. Schlüssel dazu seien Verfügbarkeit, Qualität, Wettbewerbsfähigkeit und attraktive Produkte.
«Last but not least will Cremo ihre Direktproduzenten, die sie das ganze Jahr über mit Milch beliefern, durch eine Optimierung der Einkaufsbedingungen unterstützen», heisst es weiter. Das bedeute insbesondere, dass die Cremo ihr Engagement für die Regulierung des Milchmarktes, welche opportunistische Lieferanten begünstigt, reduzieren werde.