Schweizer Milchbauern haben genug von der Branchenorganisation Milch (BOM). In Emmen LU demonstrierten sie für einen fairen und transparenten Milchmarkt und stellten fünf Forderungen.
«Die Bauern sollen ein faires Einkommen aus der Produktion erwirtschaften können, was ihnen erlaubt die Betriebe wirtschaftlich zu führen», so Rudi Berli von Uniterre. Leider sei dies nicht der Fall. In den letzten Jahren haben über 10000 Milchbauern mit der Produktion aufgehört.
Grüner Teppich wird mit rot verwechselt
Symbolisch haben die Demonstranten einen grünen Teppich, darüber einem kleineren roten Teppich, ausgelegt, der grüne Teppich symbolisiert den seit September geltenden Preiszuschlag aus dem Nachhaltigkeitsprogramm und der rote Teppich die Milchverabeiter, welche viel Geld abkassiereren würden. «Unsere Verarbeiter sind wohl farbenblind, sie verwechseln grün mit rot, auf dem roten Teppich stehen sie und kassieren dick ein, während die Milchbauern untendurch müssen», das sei einfach nicht Recht, so Berli. Der Zuschlag von 3 Rappen solle bei den Bauern ankommen.
Es werden faire Beziehungen erwartet, Milchbauern und Milchverabreiter seien Partner und brauchen einander. Die jetzige Situation gefährde jedoch den Produktionsstandort Schweiz und die bäuerlich nachhaltige Milch.
Verkäsungszulage werde nicht richtig ausbezahlt
Mathias Stalder von Uniterre bezeichnet die Verteilung der Käsungszulage als einen absoluten Skandal. «Wir gehen davon aus, dass einige hundert Millionen Franken nicht bei den Milchbauern angekommen sind. Der Milchmarkt ist intransparent. Vier grosse Player dominieren den Markt und via Zweit- und Drittmilchverträge kann eine Auszahlung der Verkäsungszulagen umgangen werden.» Auch bei den Milchverabeitern Muuh und Elsa würden die Verkäsungszulagen nicht richtig aufgeführt werden. Es werde gegen das Recht verstossen.
Forderungen
Mit den zusätzlichen 3 Rappen pro Liter Milch beträgt der Richtpreis nun zwar 71 Rappen. Allerdings, so kritisiert Rudi Berli von Uniterre gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA, werde dieser faktisch nicht eingehalten. Deshalb präsentierten die Milchbauern einen Katalog mit fünf Forderungen.
Dabei zielt ihre Kritik insbesondere auf die Branchenorganisation Milch (BOM), die den Richtpreis veröffentlicht. Die Plattform mit 37 regionalen und nationalen Organisationen der Milchproduzenten und der Milchverarbeiter sowie Einzelfirmen der Industrie und des Detailhandels sei zu reorganisieren oder gar abzuschaffen, fordern die Demonstranten.
Stimmrecht gefordert
Die BOM sei seit jeher von Milchverarbeitern und Grossverteilern dominiert, sagte Berli. Es müsse ein Kräftegleichgewicht hergestellt werden, etwa durch die Einführung eines Stimmrechts für Milchproduzenten.
Weiter forderten die Unterzeichnenden der Erklärung, der Richtpreis müsse ab Hof gelten und nicht ab Rampe, denn nur so wüssten die Produzenten, zu welchem Preis die Milch den Hof verlasse. Das würde Transparenz schaffen. In der Praxis würden die Verarbeiter den Preis diktieren unter anderem auf Basis der verschiedenen Milchsegmente und Abzüge.
Die Milch in den Segmenten A bis C wird unterschiedlich hoch bezahlt. Die sogenannte A-Milch, die mit 71 Rappen entschädigt wird, ergebe im Vergleich eine gute Wertschöpfung. Die B- und C-Milch, die etwa zu Butter oder Milchpulver verarbeitet und exportiert wird, decke dagegen mit 51 respektive 26,7 Rappen nicht einmal die Fremdkosten von 67 Rappen.
Motion hängig
Eine Lieferung unter dem A-Milchpreis, so die Forderung, müsse für die Produzenten freiwillig sein. Zudem verlangen sie einen A-Milchpreis von mindestens einem Franken, um die Produktionskosten zu decken.
Ein solcher Preis sei schliesslich vor 20 Jahren auch Realität gewesen, sagte Berli. Im Anschluss an die Aktion wurden die Demonstranten von der Standortleitung des Milchverarbeiters Emmi zu einem Gespräch eingeladen.
Im Ständerat ist eine Motion hängig mit dem Titel "Verlässlichkeit des Standardvertrags der Branchenorganisation Milch". Sie fordert im Landwirtschaftsgesetz einen Standardvertrag für den Milchhandel. Auf mindestens drei Monate soll der Preis pro Kilogramm festgelegt werden, damit die Produzenten Planungssicherheit erhielten. Der Bundesrat ist gegen die Motion.
Teilweise mit Material der SDA erstellt