Im November werden die ZMP-Mitglieder traditionell an diversen Standorten in der ganzen Zentralschweiz von Geschäftsstelle und Vorstand breit informiert. Agrarpolitik und die Situation beim Milchabnehmer Hochdorf gaben bei den Milchbauern zu reden. ZMP-Präsident Thomas Grüter im Interview.
Thomas Grüter, im Sommer war «Hochdorf» das grosse Thema bei den Zentralschweizer Milchproduzenten. Hat sich die Lage beruhigt?
Thomas Grüter: Mit dem Entscheid der Aktionäre herrscht nun wieder Klarheit und Sicherheit beim Verarbeiter Hochdorf. Diese soll dazu beitragen, dass die Schokoladenindustrie sich wieder auf die Schweizer Milchverarbeitung verlassen kann und so nicht weiter ausländisches Milchpulver importieren muss.
Die ZMP Invest AG machte wie alle Aktionäre einen Totalabschreiber. Was bedeutet das für die ZMP-Genossenschafter finanziell?
Die Genossenschafter sind von diesem Abschreiber nicht betroffen, da die jährliche Rückvergütung unabhängig ist von der Investition Hochdorf.
Der Herbst ist auch Cheese-Festival-Zeit, Raclette und Fondue kommen wieder auf den Tisch. Schweizer Käse bleibt aber unter Druck, die Einschränkung ist beim Emmentaler unverändert hoch.
Die Situation hat sich beim Käse beruhigt, da die Käseexporte im Jahr 2024 wieder etwas zulegen konnten. Die Entwicklung beim Emmentaler bereitet uns natürlich Sorgen. Immerhin hat sich die Lagersituation beim Emmentaler etwas verbessert und die Produktionsfreigabe konnte für die Monate November/Dezember wieder leicht erhöht werden.
Wo liegt der Fokus der Interessenvertretung Käsereimilch ZMP, die Anfang Jahr ins Leben gerufen wurde?
Der Fokus liegt bei Informationsaustausch und Interessenbündelung der Käsereimilchproduzenten, Diskussion spezifischer Anliegen der Tunnelmilchlieferanten, aber auch Formulierung von Anliegen zuhanden Vorstand ZMP oder Kommission Käsereimilch SMP. Weiter geht es darum, die Käsereimilchproduzenten bei der Wahrung von Interessen in den Sortenorganisationen sowie gegenüber den Milchverarbeitern und dem Handel zu unterstützen.
… und plötzlich ist auch der Butterberg wieder ein Thema?
Tatsächlich hat sich die Situation bei der Butter unerwartet rasch entwickelt. Hier hat die DV der BO Milch am 19. September einen wichtigen Entscheid getroffen und den notwendigen Anpassungen der Fonds-Reglemente zugestimmt. So kann die Preisdifferenz zwischen Schweiz und Ausland bei milchhaltigen Exportprodukten besser ausgeglichen und ein attraktives Instrument zur Reduktion des Veredelungsverkehrs von Milchfett bereitgestellt werden.
Vielerorts fiel der Futterbau dieses Jahr ins Wasser. Auf den nassen Frühsommer folgte ein nasser Herbst. Was erwarten Sie bei der Entwicklung der Milchmengen?
Der Futterbau 2024 war aufgrund der schwierigen Wetterverhältnisse sehr anspruchsvoll mit entsprechend unterdurchschnittlicher Futterqualität. Entsprechend muss für 2025 nicht mit hohen Milchmengen gerechnet werden.
Praktischere Fütterung und einfachere Futterkonservierung und eine teils geringe Milchpreisdifferenz sind Gründe, weshalb in den vergangenen Jahren nicht wenige Milchbauern von der Käsereimilchproduktion in die Industrie wechselten. Wurde dieser Trend gestoppt?
Da ein grosser Teil unserer Käsereimilchproduzenten in den Emmentaler-Kanal liefert, nehmen wir hier natürlich schon einen gewissen Druck wahr. Jedes Mitglied ZMP, welches seine Milch in die Tunnellösung liefert, hat das Recht, in den Molkereimilch-Kanal zu wechseln. Ein Wechsel ist aber nur möglich, wenn die Kündigungsfristen eingehalten und die Käserei mit dem Wechsel einverstanden ist. Wir versuchen hier auf jeden Fall zwischen der Käserei und den Milchproduzenten zu vermitteln. Aufgrund der hohen Einschränkungen beim Emmentaler ist die Situation so, dass die meisten Käsereien einen beachtlichen Teil der Milch sowieso abgeben müssen und damit in der Regel mit dem Wechsel leben können.
Die Produktionskosten Milch sind in den vergangenen beiden Jahren gestiegen. Wie nehmen Sie die Situation bei den Milchbauern wahr?
Zum Glück hat sich neben den gestiegenen Produktionskosten auch die Milchpreissituation in den letzten Jahren verbessert. Aber es ist natürlich eine Tatsache, dass die Einkommen aus der Milchproduktion im Vergleich zu anderen Produktionsrichtungen unterdurchschnittlich sind. Dies macht uns Sorgen und muss weiterhin mit hoher Priorität angepackt werden. Die derzeitigen Diskussionen bezüglich AP 2030 bieten dazu die beste Gelegenheit, in diesem Punkt Verbesserungen zu erzielen.
Der Strukturwandel bei den Milchproduzenten verläuft schnell. Junge setzen auf Grösse und Automatisierung, so der Eindruck. Sehen Sie Alternativen?
Es gibt verschiedene Strategien, um erfolgreich Milch zu produzieren. Nebst der Grösse und Automatisierung gibt es zunehmend auch interessante Alternativen mit extensiven Systemen oder auch mit der Biomilchproduktion. Gerade bei der Biomilch sind wir überzeugt, dass der Markt weiterhin wächst. Dazu hat ZMP diverse Anstrengungen unternommen und ist überzeugt, dass einige Milchproduzenten auf die biologische Milchproduktion umstellen werden.
Im November finden die ZMP-Infoveranstaltungen statt. Was für eine Stimmung erwarten Sie?
Wir nehmen die Stimmung aktuell positiv wahr. Natürlich beschäftigen unsere Mitglieder die aktuell etwas angespannte Marktsituation und die weitere Entwicklung. Wir werden nebst anderen Themen die Situation möglichst transparent aufzeigen und mit unseren Mitgliedern diskutieren.