Kürzlich bot die Migros per Aktion 1 Kilo Schweizer Rüebli für einen Franken an. Bei Branchenkennern sorgte die Aktion für Aufsehen, weil sie davon ausgehen, dass die Lager mit Schweizer Ware wegen des schlechten Wetters vergangenen Sommer ohnehin schon bald leer sein dürften. Die BauernZeitung fragte beim Verband Schweizer Gemüseproduzenten (VSGP) nach. 

«Gehen früher zu Ende»

«Aktuell geben wir beim seit einigen Wochen beim Rotkabis zusätzliche Importkontingente. Wann genau für die anderen Lagerprodukte Importe benötigt werden, ist schwierig vorherzusagen», sagt Michael Amstalden, Bereichsleiter Markt/Politik beim VSGP. 

Dies liege unter anderem am Konsumverhalten und der Lagerqualität. Für die Verarbeitung wurden bereits einige Importgesuche zu Lagerprodukten  stattgegeben. «Trotz Unsicherheiten über den genauen Zeitpunkt ist aber klar, dass die Lager dieses Jahr früher zu Ende gehen werden.»

Zahlen zu den Lagermengen vom VSGP

Karotten: 32% tiefer im Vergleich zum 3-Jahresdurchschnitt
Knollensellerie: 32% tiefer im Vergleich zum 3-Jahresdurchschnitt
Randen: 56% tiefer im Vergleich zum 3-Jahresdurchschnitt
Kabis rot: 58% tiefer im Vergleich zum 3-Jahresdurchschnitt
Kabis weiss: 40% tiefer im Vergleich zum 3-Jahresdurchschnitt
Zwiebeln: 34% tiefer im Vergleich zum 3-Jahresdurchschnitt
Total über Gesamtmenge Lagergemüse: 35% tiefer im Vergleich zum 3-Jahresdurchschnitt

«Rüebli-Krise»

Der «Blick» nahm die Geschichte auf und schrieb gewohnt boulevardesk von der «Rüebli-Krise».  «Mitte April haben wir voraussichtlich keine Schweizer Rüebli mehr», prognostiziert Alexander Zogg in dem Artikel. Er führt das Geschäft der Gemüseanbauorganisation Müller Azmoos AG und vertreibt Gemüse von 120 Ostschweizer Produzenten. Dieses Jahr würden während anderthalb Monaten nur ausländische Rüebli auf Schweizer Tellern liegen, bis die Schweizer Ernte losgehe.

Bald keine Zwiebeln mehr

Alexander Zogg rechnet ausserdem damit, dass Ende März Schluss ist mit Schweizer Zwiebeln. Nach den Wetterkapriolen konnten die Bauern immerhin relativ gute Preise erwirtschaften: «Das Preisniveau war in den vergangenen Monaten sehr gut», sagt er gegenüber dem «Blick». Zumindest bei den Rüebli habe der Markt mit Angebot und Nachfrage gut funktioniert.

Rüebli 30 Rappen teurer

Laut Daten des Bundesamts für Landwirtschaft lag der Kilopreis für Rüebli 2021 bis zu 30 Rappen höher als in den Vorjahren. Bei den Zwiebeln waren es zwischenzeitlich über 20 Rappen mehr aufs Kilo. Coop sagt gegenüber dem Blatt, eine weitere Preiserhöhung sei kein Thema, auch Importkontigente beschäftigen den Detailhändler noch nicht.

«Aktionen gehören dazu»

Migros hingegen rechnet damit, dass Schweizer Zwiebeln nur noch bis März und Schweizer Rüebli bis April verfügbar sein werden. Danach müsse man vorübergehend auf Importe zurückgreifen.

Die eingangs erwähnte Aktion verteidigt der Detailhändler mit dem Argument, «Aktionen gehören zu einem attraktiven Angebot im Supermarkt dazu». Für die Gesundheit sei gerade im Winter die Versorgung mit Vitaminen wichtig. Die Aktion habe keinen Einfluss auf die Karotten-Verfügbarkeit.